Analyse und Förderung der Organspendebereitschaft bei Studierenden: Eine Erkundungsstudie auf der Basis des Handlungstheoretischen Persönlichkeitsmodells
In: Zeitschrift für Gesundheitspsychologie: European journal of health psychology, Band 14, Heft 1, S. 1-10
Abstract
Zusammenfassung. Empirische Untersuchungsbefunde zu differentialpsychologischen Korrelaten und zur Verstärkung der Organspendebereitschaft werden vorgestellt. Auf der Basis des Handlungstheoretischen Partialmodells der Persönlichkeit (HPP) wurden in einer Stichprobe von 190 Universitätsstudierenden auf den Handlungsbereich der Organspende bezogene Persönlichkeitsvariablen der Informiertheit, des subjektiven Konzeptualisierungsniveaus und des Vertrauens (in Ärzte und Medizin) erfasst. Unter Bezug auf vorliegende Befunde zu Korrelaten der Organspendebereitschaft wurden ergänzend soziodemographische Variablen, Vorbehalte gegenüber der Organspende (Antidonation), religions- und todesbezogene Einstellungen sowie Altruismus erhoben. Als abhängige Variablen dienten neben der Einstellung gegenüber der Organspende und der Absicht, einen Organspendeausweis auszufüllen und bei sich zu tragen, der bei der Ersterhebung und der bei der eine bis sechs Wochen später durchgeführten Nacherhebung behavioral geprüfte Besitz eines Organspendeausweises. Die Befunde zeigen, (1) dass von der Erst- zur Nacherhebung der Anteil der Organspendeausweis-Inhaber von 18% auf 39% gesteigert werden konnte, (2) dass soziodemographische Variablen bei Studierenden keine Bedeutung für die Organspendebereitschaft haben, (3) dass neben den allgemeinen Vorbehalten gegenüber der Organspende die handlungstheoretischen Persönlichkeitsvariablen (Informiertheit, Vertrauen, Konzeptualisierungsniveau) den höchsten Prädiktorwert für die Organspendebereitschaft und für den Besitz eines Spendeausweises aufweisen. Ergänzend wird auf die Gründe, die von denen angegeben wurden, die bei der Nacherhebung keinen Organspendeausweis hatten, sowie die Interkorrelationen und differentialpsychologischen Korrelate dieser Begründungen eingegangen. Die Befunde werden im Hinblick auf den Nutzen des HPP für psychologische Analysen der Organspendebereitschaft und Möglichkeiten ihrer Verstärkung sowie darauf bezogene Anschlussfragestellungen diskutiert.
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