Aufsatz(elektronisch)5. Mai 2022

Gewalt und die Verknappung von Herrschaft, Raum und Zeit: Die historischen Kontexte der Erschießung von Gefängnisinsassen nach dem deutschen Überfall auf die Republik Polen im September 1939

In: Militärgeschichtliche Zeitschrift: MGZ, Band 81, Heft 1, S. 28-61

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Abstract

Zusammenfassung
Anhand der Polnischen Republik nach dem deutschen Überfall am 1. September 1939 zeigt der Text, dass die Evakuierungsplanungen zum Transport der wichtigsten Gefangenen noch auf die Erfahrungen des Zusammenbruchs staatlicher Herrschaft des Russischen Reichs am Beginn und Ende des Ersten Weltkriegs zurückgingen. Ein Teil der Aufseher der im Süden Polens unweit der deutsch-polnischen Grenze gelegenen Strafvollzugsanstalt Święty Krzyż eskortierte die ihnen unterstellten Gefangenen in Fußmärschen nach Osten. Währendessen ließ der Direktor der Anstalt mehrere Dutzend wegen Hochverrats zu lebenslänglichen Strafen verurteilter polnischer Staatsbürger noch auf dem Gelände des Gefängnisses hinrichten. Die meisten Opfer waren wahrscheinlich Teil eines von der Gestapo bereits vor dem September 1939 aufgebauten Spitzelnetzes in Polen. Das erklärt, warum dieser Gefangenenmord – anders als die als Todesmärsche beschriebene Evakuierung polnischer Staatsbürger deutscher Herkunft sowie die Gefangenenmorde des NKVD im Osten Polens – nicht von der deutschen Propaganda aufgegriffen wurde und damit bis heute weitgehend unbekannt ist. Statt Św. Krzyż in eine direkte Kontinuität mit den im Juni 1941 durchgeführten sowjetischen Massenmorden in polnischen Gefängnissen zu stellen, werden im Beitrag die Kontexte herausgearbeitet, in denen das Handeln des Direktors von Św. Krzyż zu erklären ist. Der Beitrag argumentiert, dass dafür seine früheren und vielfältigen Evakuierungserfahrungen während des Ersten Weltkriegs sowie das hohe Maß an Gewalt innerhalb des Gefängnisses wichtig waren.

Sprachen

Englisch

Verlag

Walter de Gruyter GmbH

ISSN: 2196-6850

DOI

10.1515/mgzs-2022-0002

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