Aufsatz(elektronisch)1. Januar 1999

Wilhelm Röpkes Lehre von der Politischen Ökonomie

In: Ordo: Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Band 50, Heft 1, S. 1-20

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Abstract

Zusammenfassung
Dieser Beitrag fragt zunächst danach, welche Tatbestände Wilhelm Röpke auf seinen Weg zum Aufbau einer eigenständigen Lehre von der Politischen Ökonomie gebracht haben mögen. Kriegserlebnisse spielten dafür eine entscheidende Rolle. Die Teilnahme am Ersten Weltkrieg führte Röpke zu der Erkenntnis, daß Kriege immer dann zum Ausbruch kommen, wenn es in einem Staat oder in mehreren Staaten zu einer ungewöhnlichen Machtanhäufung kommt und sich Gegenkräfte gegen solche Machtmonopole nicht entfalten können. Wenn es nicht gelingt, insbesondere den Leviathan des modernen Staates zu bändigen, werden Gesellschaften entarten. Im Krieg als überwuchernder Staatlichkeit gipfelt dann das Ausmaß an Unterdrückung, Entwürdigung und Ausbeutung des Menschen. Alle Sorge der Sozialwissenschaften muß sich deshalb darauf konzentrieren, zu gesellschaftlichen Ordnungsformen zu gelangen, die die Freiheit und Mündigkeit der Staatsbürger, ihre Unabhängigkeit von staatlicher Gängelung und ihr Selbstbestimmungsrecht gewährleisten.
Eine weitere Bestätigung und Bekräftigung dieser Einsicht erfährt Wilhelm Röpke während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs. Zug um Zug reifen seine Vorstellungen über "gute" Gesellschaftsordnungen bis hin zu seinen Konzeptionen eines "Dritten Weges", einer "Civitas Humana". Die bis heute noch gültige Botschaft Wilhelm Röpkes lautet: Politische Ökonomik muß die unaufhebbare Interdependenz von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft gegenwartsnah stets aufs neue reflektieren, um für die Lebens- und Ordnungsformen "Maß und Mitte" bewahren zu können. Oder so provokativ formuliert, wie Röpke es selbst tat: Marktwirtschaft ist nicht alles!
Aktuelle Fehlentwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft lassen sich - das wird für einige Beispiele gezeigt - ziemlich eindeutig als Folge von Verstößen gegen Grundprinzipien der Politischen Ökonomik Wilhelm Röpkes auslegen. Das spricht für ein hohes Maß an Zeitlosigkeit zentraler sozialwissenschaftlich relevanter Einsichten dieses Autors - und für die Nachhaltigkeit eines Bedarfs an Politischer Ökonomik.

Sprachen

Englisch

Verlag

Walter de Gruyter GmbH

ISSN: 2366-0481

DOI

10.1515/ordo-1999-0103

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