Selbstverwaltungskorporatismus und neuer Sozialstaat
In: Zeitschrift für Sozialreform: ZSR = Journal of social policy research, Volume 52, Issue 2, p. 253-272
Abstract
Zusammenfassung
Der Selbstverwaltungskorporatismus ist ein Steuerungsmodus, der die spezifische Ausprägung des deutschen Sozialstaatsmodells charakterisiert. Diese seit Bismarck konstitutive gesellschaftliche Öffnung der deutschen Sozialversicherungen durch das Instrument der Selbstverwaltung ist in den letzten Jahren in vielfältiger Weise unter Veränderungsdruck geraten. Seit einigen Jahren werden Markt und Wettbewerb als direkte Steuerungsimpulse aufgewertet, während sozialpartnerschaftliche Arrangements und deren symbolische Dimension geringer bewertet werden. Die gesellschaftlichen Akteure müssen sich auf die neu aufgewerteten Steuerungsmodi in der Selbstverwaltungsarbeit einlassen, um weiterhin Möglichkeiten zu nutzen, nicht-marktliche, bedarfsorientierte und solidaritätsorientierte Steuerungsziele verfolgen zu können. Wie sich die Selbstverwaltung als Steuerungsinstanz entwickelt, hängt auch von den weiteren Weichenstellungen im politischen Raum ab. In diesem Beitrag wird die These vertreten, dass die semiprofessionelle, zuweilen politisch gefärbte Selbstverwaltungsarbeit der Vergangenheit an ihre Grenzen stößt und dass künftig eine auf wenige Akteure konzentrierte Politik wahrscheinlich ist, die tendenziell in Richtung Aufsichtsratsmodell gehen könnte.
Report Issue