Das Buch im Seitenrand: Ibn ʿAṭāʾ Allāh al-Iskandarī: Der Heilsschlüssel und die Seelenleuchte
In: Paragrana: internationale Zeitschrift für historische Anthropologie, Band 22, Heft 2, S. 41-50
Abstract
Der Heilsschlüssel und die Seelenleuchte von Scheich Ibn ʿAṭāʾ Allāh al-Iskandarī (gest. 1309) ist nach eigener Angabe die erste systematische Abhandlung zum Gottesgedenken. Obgleich der Autor dieses so definiert, dass praktisch jede religiöse Handlung miteingeschlossen ist, steht im Fokus von Scheich Ibn ʿAṭāʾ Allāhs Untersuchung das sufische Ritual einer mantraisierenden Wiederholung des islamischen Credos Kein Gott außer Gott. Ist der erste Teil des Werks konventionell wissenschaftlich strukturiert, so entwickelt der zweite Teil - ausgehend von der grammatischen Negation des Credos - eine sufische Negativitätsästhetik. Der Autor zeigt, wie sich die Formel Kein Gott außer Gott kontinuierlich reduzieren lässt, bis das Gottesgedenken nur noch ein Atem ist, sich der Vernunft entzieht und als religiöse Erfahrung alle theologischen Diskurse übersteigt. Ihre Transzendenz setzt Scheich Ibn ʿAṭāʾ Allāh literarisch um, indem er sich schließlich der auktorialen Stimme enthält.
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