Aufsatz(elektronisch)1979

Taxinomies sociales et luttes de classes: La mobilisation de "la classe moyenne" et l'invention des "cadres"

In: Actes de la recherche en sciences sociales, Band 29, Heft 1, S. 75-106

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Abstract

Soziale Taxinomien und Klassenkämpfe.
In den symbolischen Erzeugnissen —den Romanen, Filmen, etc.— der Jahre vor 1930 etwa fehlen Spuren der «Fuhrungskräfte»; sie werden nicht dargestellt. Auch in den Statistiken sind sie bis Kriegsende nicht erfaßt. Zwar gibt es durchaus Angestellte, die in den Unternehmen die nämlichen Stellungen begleichen wie die heutigen «Fuhrungskräfte»; doch es hat alles den Anschein, als wären sie zu jener Zeit noch nicht zum Prinzip ihrer Identität und Einheit vorgedrungen. Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Analyse des Sammlungsprozesses und der Redefinitionsarbeit, aus denen die Kategorie der «Führungskraft», jener gleichsam neue «Flurname» innerhalb des sozialen Feldes, hervorgeht.
Der Gebrauch des Terminus «Führungs-kraft» als Einheitsbegriff wie die Konstitution der «Führungskräfte» als explizite Gruppe sind nicht zu trennen von den nach den Streiks von 1936 verstärkt einsetzenden Maßnahmen, die soziale Ordnung wieder herzustellen und in den Griff zu bekommen. Die «Mittelklassen» sind zu sammeln Zwecks Transformation dieser trägen «Masse» in eine Klasse, die kraft ihrer Zahl und Kohäsion die Arbeiterklasse einzudämmen und zu schlagen vermag. Das Auftreten der «Fuhrungskräfte» als anerkannte und benannte Gruppe ist nicht zu trennen von der Ideologie des «Dritten Weges» : Die «Mittelklassen» und innerhalb dieser, die «Führungskräfte», bilden das Zwischenglied, die «Dritte Partei» zwischen Arbeiterklasse und Unternehmertum. Die in den Dreiziger Jahren, besonders nach 1936, zunehmend steigende Flut von Literatur über die Mittelklassen und die «Führungskräfte» ist im Kern durch den Korporatismus und den Sozialkatholizismus inspiriert (einmal abgesehen vom italienischen Faschismus, der die meisten Ideologen der «Mittelklassen» faszinierte).
Vichy trägt durch die offizielle Anerkennung der Kategorie stark zur Vereinheitlichung der «Fuhrungskräfte» bei. Die nach Kriegsende ausgehandelten «Parodi-Vereinbarungen» stellen die durch Vichy gestiftete Repräsentation einer dreigeteilten sozialen Welt auf Dauer. Die Confédération générale des cadres übernimmt das Erbe der Mittelklassenbewegung der Dreiziger Jahre.
Parallel zur Offïzialisierung vollzieht sich eine nicht unerhebliche Repräsentationsarbeit : eine ganze Literatur, häufig von katholischen Ingenieuren geschrieben, legt dar, «was» die «Führungskraft», der «leitende Angestellte» ist, was er «sein soll», verkündet dessen Werte. Im Umkreis dieser Ingenieure vollzieht sich die Sammlungsbewegung derer, die man bisher «Kollaborateure» nannte, um damit die privilegierten Beziehungen zu kennzeichnen, die diese «Gehalts-empfänger», diese burgerlichen Lohnabhängigen zum Unternehmertum unterhalten.

Sprachen

Französisch

Verlag

PERSEE Program

ISSN: 1955-2564

DOI

10.3406/arss.1979.2650

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