Aufsatz(elektronisch)2020

Exit, Voice und Loyalty – (Un-)Möglichkeiten kollektiven Widerspruchs im akademischen Mittelbau in Deutschland

In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 48, Heft 2, S. 293-317

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Abstract

Obwohl angesichts der zunehmend prekären Beschäftigungsbedingungen im deutschen akademischen Mittelbau bei vielen Betroffenen Unzufriedenheit herrscht, ist der kollektiv artikulierte Widerspruch eher schwach. Ausgehend von Hirschmans Konzepten Exit und Voice als zentralen Handlungsoptionen in Situationen der Unzufriedenheit, gehen wir in diesem Beitrag der Frage nach, wie sich erklären lässt, dass es im Mittelbau vergleichsweise ruhig bleibt und wie es um die (Un-)Möglichkeiten der Artikulation kollektiven Widerspruchs bestellt ist. Um mögliche Ursachen für das weitverbreitete Stillschweigen zu identifizieren, greifen wir zunächst vor dem Hintergrund einer Bourdieuތschen feld- und habitustheoretischen Perspektive auf differenzierte Konzepte von Silence im Arbeitskontext zurück. Unter Rückgriff auf Ansätze der Protest- und Bewegungsforschung fragen wir anschließend nach den Bedingungen für die Entstehung von organisiertem Protest, also Collective Voice, und diskutieren diese vor dem Hintergrund der Situation des akademischen Mittelbaus in Deutschland. Es zeigt sich, dass die Strukturen des wissenschaftlichen Feldes sowie die habituellen Dispositionen der Mittelbauangehörigen eher dazu geeignet sind, Silence statt Collective Voice zu erzeugen. Die spezifische Funktionsweise des Feldes, die darin eingebetteten Machtstrukturen sowie insbesondere die spezifischen Karrierestrukturen in Deutschland machen eine Mobilisierung schwierig.

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