Aufsatz(elektronisch)2020

Grenzen der Solidarität? flüchtlingsmigration und nationaler Wohlfahrtsstaat

In: WSI-Mitteilungen: Zeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Band 73, Heft 5, S. 335-342

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Abstract

Vor dem Hintergrund der Flüchtlingsbewegung der letzten Jahre hat sich eine breite Debatte darüber entwickelt, ob die Zuwanderung das Potenzial besitzt, die gesellschaftliche Solidarität zu zerstören, die angeblich das Fundament des nationalen Wohlfahrtsstaats darstellt. Dass der moderne Sozialstaat auf Vorstellungen von Solidarität beruht, ist durchaus umstritten, lässt sich mithilfe eines zwischen Handlungs- und Systemebene unterscheidenden Solidaritätsbegriffs aber gut begründen und findet sich durch historische Evidenz erhärtet. Doch war und ist die dem Sozialstaat zugrundeliegende Solidargemeinschaft nie einfach mit der Nation gleichzusetzen. Vielmehr unterschied sich ihr Zuschnitt stets erheblich von einem Zweig der sozialen Sicherung zum anderen und veränderte sich darüber hinaus im Zeitverlauf. Schließlich liefert die bisherige empirische Forschung zur Frage, ob Migration die solidarischen Wurzeln des Wohlfahrtsstaats bedroht, uneindeutige Ergebnisse. Angesichts dessen plädiert der Beitrag für eine präzisere Wirkungsanalyse anhand historischer Fallstudien, eine stärkere Differenzierung zwischen sozialstaatlichen Subsystemen und eine Öffnung des Blicks für mögliche integrative Wirkungen des Wohlfahrtsstaats.

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