Internationale Beziehungen und die Konsequenzen der Multiplizität
In: Zeitschrift für internationale Beziehungen: ZIB, Band 26, Heft 2, S. 107-122
Abstract
Dieser Beitrag greift zwei gegenwärtige, aber bereits länger bestehende Bedenken bezüglich der Disziplin der Internationalen Beziehungen (IB) auf: dass die IB keinen eigenen unverwechselbaren Ansatz zur gesellschaftlichen Analyse entwirft und daher Ideen und Konzepte aus anderen Bereichen importieren muss; und dass die IB aufgrund dieses Defizits zu einer Fragmentierung verurteilt ist, sodass manche bereits das Ende der IB-Theorie vorhersagen. Dieser Beitrag reagiert auf diese Kritiken in drei Schritten. Zunächst wird argumentiert, dass diese problematische Situation letztlich auf die durch den Realismus geprägte negative Definition des Internationalen als politischer Anarchie zurückzuführen ist. Zweitens zeigt der Beitrag, wie eine positive Neudefinition im Sinne einer gesellschaftlichen Multiplizität der IB einen unverwechselbaren Analyseansatz bietet, der voller Konsequenzen für alle Gesellschaftswissenschaften ist. Und schließlich wird vorgeschlagen, dass Multiplizität auch eine neue gemeinsame Basis für die internationale Theorie selbst eröffnet, die sowohl eine optimistischere Neuinterpretation der scheinbaren Fragmentierung der IB als auch eine konstruktive Agenda für die Weiterentwicklung der IB als eigenständige Disziplin bietet.
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