Transnationale Geheimdienstbeziehungen
In: Zeitschrift für internationale Beziehungen: ZIB, Band 29, Heft 2, S. 82-101
Abstract
Der vorliegende Artikel greift die wachsende Kritik an der bisherigen Geheimdienstforschung und auch an weiten Teilen der Internationalen Beziehungen (IB) auf, welche Geheimdienste bisher weitestgehend ignoriert hat. Zu diesem Zweck schlage ich eine konzeptionelle Neuorientierung in der Forschung zu Geheimdiensten und geheimdienstlichen Beziehungen vor. Ich werbe für einen soziologisch inspirierten Ansatz und dafür, transnationale Nachrichtendienstbeziehungen als persönliche Beziehungen in und zwischen sozialen Feldern im Bourdieu'schen Sinn zu untersuchen. Ich diskutiere die Stärken und Herausforderungen eines solchen feldtheoretischen Ansatzes für die Analyse von alltäglichen Praktiken, Konflikten und Interaktionen von Geheimdienstler*innen. Zunächst stelle ich dafür das theoretische Verständnis von national verorteten Geheimdienstfeldern mit transnationalen Praktiken vor. Anschließend diskutiere ich, wie Nachrichtendienstbeziehungen als transnationale Feldbeziehungen verstanden werden können und hebe die Bedeutung geteilter Geheimhaltung und transnationaler Lernprozesse hervor. Empirische Beispiele entstammen der Archivarbeit im Stasi-Unterlagen-Archiv zu den Beziehungen des Ministeriums für Staatssicherheit und der syrischen Geheimdienste.
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