Forschungsdaten GESIS1984

Das Wirtschaftswachstum in Preußen im 19. Jahrhundert

Abstract

Diese Studie bietet Einkommensschätzungen auf regionaler Basis seit 1816 und setzt sich auf dieser Grundlage mit dem Thema der ´Führungsregionen´ (analog zu: ´Führungssektoren´) und weiterhin mit konkurrierenden Erklärungen für die regionale Einkommensdifferenzierung in Preußen auseinander. Sie ist ein erster Versuch, mit Hilfe eines interregionalen Vergleichs der Entwicklungen der preußischen Provinzen Ostpreußen und Rheinland die Hypothesen eines Agrarzyklus sui generis zu überprüfen (regionale Entwicklungsunterschiede im Industrialisierungsprozess Preußens).
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß für die Entwicklung der preußischen Regionen während des 19. Jahrhunderts ein bereits 1816 gegebenes einkommens- und beschäftigungsstrukturelles Gefälle sich im Laufe des Jahrhunderts noch verstärkte. Der Befund stützt sowohl eine im Ansatz gemischte Sektor-Export-Basis-These (Borchardt) als auch die MyrdalThese.
Es scheint, daß Bevölkerungsdruck, dem durch Ausbau der innerregionalen Landwirtschaft begegnet wurde, zunächst zu steigendem Pro-Kopf-Einkommen führte, während eine extensive Kapazitätenerweiterung der Protoindustrie die Pro-Kopf-Einkommen allenfalls konstant hielt. Dies führte aber schon zu einer wachsenden Divergenz der regionalen (Pro-Kopf-) Einkommen in der vorindustriellen Phase, deren Ursachenkomplex landwirtschaftliche Grundbedingungen und Bevölkerungswachstum waren. Später bewirkten vor allem technischer Fortschritt und die Entdeckung neuer Rohstoffe eine universelle Umstrukturierung der Standorte. Besonders begünstigt wurden durch diese Entwicklung Regionen mit protoindustrieller Erfahrung und Bevölkerungspotential, weil damit Elemente einer absatzstrategischen Infrastruktur sowie auch Nachfragepotential gegeben waren; benachteiligt wurden jetzt agrarische Monostrukturen, die in der Lage waren, sich gegen die demoökonomischen Veränderungsimpulse zu behaupten 42 obwohl sie landwirtschaftliche Exportbasen hervorbrachten. Da die Entwicklung in den ersteren aufgrund der steigenden Arbeitsproduktivität steigende Pro-Kopf-Einkommen zeitigte, mußten die Einkommensdifferenzen wiederum wachsen. Abgeschwächt wurde diese Tendenz durch die Tatsache, daß die gewachsene und wachsende Bevölkerung Produktivitätsfortschritte auch in den landwirtschaftlichen Regionen erzwang, verstärkt wurde sie durch die sinkende Nachfrage nach protoindustriellen Erzeugnissen, die durch die Konkurrenz der Industrie aus dem Markte gedrängt wurden.

Sachliche Untergliederung der Datentabellen in HISTAT:
A.1 Die Entwicklungstrends der Einkommens in den preußischen Provinzen in Mark (1820-1883)
A.2 Die Pro-Kopf-Einkommen der preußischen Provinzen (konstante Gewichte) in Mark (1821-1884)
A.2 Die Pro-Kopf-Einkommen der preußischen Provinzen (variable Gewichte) in Mark (1820-1883)
A.3 Schätzergebnisse des Pro-Kopf-Einkommens in den preußischen Regierungsbezirken (unkorrigiert, 1816-1883)
A.4 Die regionale Entwicklung der Pro-Kopf-Einkommen in den preußischen Provinzen im Vergleich zu Gesamtpreußen (1816-1913)

B. Die Entwicklung des Gesamtpreisindex in den preußischen Provinzen (1820-1883)

C. Schätzergebnisse des landwirtschaftlich beschäftigten Bevölkerungsanteils in den preußischen Regierungsbezirken, unkorrigiert (1816-1883)

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