Forschungsdaten GESIS2007

Das Wachstum der Deutschen Baumwollindustrie im 19. Jahrhundert

Abstract

Kirchhain unternimmt in seiner Studie den Versuch, sektorales Wachstum in der Zeit von 1800-1913 in allen ökonomisch-relevanten Variablen quantitativ zu erfassen und in Ansätzen zu analysieren. Untersuchungsgegenstand ist die Baumwollindustrie, da zu diesem Industriesektor eine einmalige Datenfülle vorliegt.
Da der wichtigste Input (die Rohbaumwolle) ausschließlich fremdbezogen ist, kann diese Größe über die Außenhandelsstatistik ermittelt werden. Damit erhält man eine sehr zuverlässige sektorale Produktionsstatistik, wie man sie historisch in kaum einer anderen Branche erwarten kann. Hinzu kommt die Homogenität der Produktionstechnik, die einen günstigen Ansatz zur Kapitalbestimmung bietet.
Die Analyse von Wachstumsprozessen, ihrer ökonomischen wie außerökonomischen Implikationen, ihrer Auslöser, Verstärker und Hemmfaktoren ist notwendige Voraussetzung dafür, gesicherte und operationale Entwicklungsstrategien zu entwickeln.
Unter dieser Fragestellung wird die Rolle der Baumwollindustrie bei der Industrialisierung untersucht. Die Bedeutung der Zölle wird in die Analyse mit einbezogen.
Bewusst ausgeklammert wurde die dritte Produktionsstufe der Baumwollindustrie: die Ausrüstung (Veredlung, Bleicherei, Appretur, Druckerei), weil diese in der Regel kleingewerblich betrieben wurde und deshalb datenmäßig nur spärlich erfasst ist. Ein Teil davon ist jedoch in der Weberei mit enthalten, da viele Webereien eigene Ausrüstungsstufen besaßen.
Trotz der relativ günstigen Datenlage ist das Material nicht dicht genug, um eine regionale Differenzierung zu erlauben. Bei Spindeln, Webstühlen und Beschäftigten wäre dies möglich, aber die kritische Größe ist die Außenhandelsstatistik: Zollvereins- wie Reichsstatistik erfassen die Warenströme nach dem Grenzübertritt-Prinzip und nicht nach dem Bestimmungslandprinzip. So wird z.B. Baumwolle für Bayern, die über die Grenze bei Emmerich eingeht, als Import Preußens verbucht.

Den Ausgangspunkt der Arbeit bildet der empirische Teil, in dem die Datenreihen, ihre Quellen und die Ermittlungsmethode dargestellt werden. Zielsetzung des analytischen Teils ist es, einen ersten Einblick in den Wachstumsprozess der Baumwollindustrie zu erhalten, der über die unmittelbar sichtbaren Entwicklungen und Zusammenhänge der Variablen hinausgeht. Als Ansatz dazu wird eine Produktionsfunktion vom Typ Cobb-Douglas gewählt. Darauf aufbauend wird in einem weiteren Teil die Rolle der Baumwollindustrie für das gesamtwirtschaftliche Wachstum diskutiert und die Frage des Führungssektors angeschnitten.


Verzeichnis der Tabellen in HISTAT (Online-Datenbank "Historische Statistik"):

A: Produktion
- A.01: Tab. 02 – Die Produktion in der Baumwollindustrie (1800-1869)

B: Die Produktionsmittel
- B.01: Tab. 04 – Der Bestand an Baumwoll-Feinspindel einschließlich Vigogne-Spindeln in der Fabrikindustrie in den Ländern des Deutschen Reiches (1800-1913)
- B.02: Tab. 08 – Bestand und Bestandsveränderung an Spindeln (1820-1913)
- B.03: Tab. 09 – Das Durchschnittsalter der Spinnmaschinen in Jahren (1820-1913)

C: Die Maschinenproduktivität
- C.01: Tab. 10 – Die Spindelproduktivität (1800-1913)
- C.02: Tab. 12 – Die Webstühle und die Webstuhlproduktivität (1800-1913)

D: Die Beschäftigten und der Maschinenbesatz
- D.01: Tab. 14 – Der Maschinenbesatz und die Beschäftigten in der Baumwollindustrie (1800-1913)

E: Die Arbeitsproduktivität
- E.01: Tab. 23 – Die Arbeitsproduktivität in der Baumwollindustrie (1800-1913)

F: Die Investitionen und der Kapitalstock
- F.01: Tab. 25 – Die Brutto-Investitionen der Spinnerei in 1000 Mark (1820-1913)
- F.02: Tab. 28 – Produktionswert und Kapital in der Spinnerei (1800-1913)
- F.03: Tab. 29 – Das Anlagekapital in der Weberei (1800-1913)
- F.04: Tab. 30 – Umlauf- und Anlagekapital in der Weberei (1800-1913)

G: Die Wertschöpfung
- G.01: Tab. 31 - Das Kapital in der Baumwollindustrie und deren Anteil am gesamten Gewerbekapital (1800-1913)
- G.02: Tab. 37 - Die Indices der Textilpreise (1913=100) (1800-1913)
- G.03: Tab. 39 - Die neuberechneten Preise für Baumwollgarne im Vergleich mit zeitgenössischen Schätzungen (in Pfennigen pro kg) (1835-1897)
- G.04: Tab. 42 - Die Wertschöpfung der Baumwollspinnerei (1797-1913)
- G.05: Tab. 43 – Die Brutto-Wertschöpfung der Baumwollweberei und der gesamten Baumwollindustrie (1800-1913)
- G.06: Tab. 52 - Die Dividenden der Baumwollindustrie (Durchschnitte, gewogen anhand der Anzahl der berichtenden Gesellschaften (1841-1913)

G1: Das Arbeitseinkommen und die Lohnquote
- G1.01: Tab. 44 - Die Nettowertschöpfung der Baumwollindustrie und deren Anteil am Gesamtgewerbe (1800-1913)
- G1.02: Tab. 45 - Die Nettowertschöpfung pro Beschäftigter und pro Beschäftigtenstunde (1800-1913)
- G1.03: Tab. 46 - Die Jahreslöhne in der Baumwollindustrie (1800-1899)
- G1.04: Tab. 51 - Arbeitseinkommen und Lohnquote in Spinnerei und Weberei (1800-1913)

H: Die Kapitalintensität
- H.01: Tab. 54 – Kapitalkoeffizient, Arbeitskoeffizient und Kapitalintensität in der Baumwollindustrie (1800-1913)
- H.02: Tab. 55 – Das eingesetzte Kapital pro Arbeitsplatz in der Baumwollindustrie in Mark (1800-1913)

I: Die Gründungen von Aktiengesellschaften
- I.01: Tab. 56 – Die Gründungen und der Bestand der Aktiengesellschaften der Baumwollindustrie (1837-1913)

J: Die Wachstumskomponenten der Baumwollindustrie
- J.01: Tab. 65 – Die Terms of Trade von Baumwollgewebe zu den konkurrierenden Textilien (1800-1913)
- J.02: Tab. 66 – Export und Exportquote in Baumwollwaren (1834-1913)

K: Die Baumwollindustrie – ein Führungssektor?
- K.01: Tab. 70 – Die Stellung der Baumwollindustrie in der Gesamtindustrie, gemessen am Anteil der Beschäftigten, des Anlage- und Umlaufkapitals und der Netto-Wertschöpfung in Prozent (1844-1913)
- K.02: Tab. 72 – Die Netto-Investitionen der Baumwollspinnerei zu laufenden Preisen im Vergleich zu anderen Sektoren in Millionen Mark (1851-1910)

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