Forschungsdaten GESIS2011

Wählergenerationen in Preußen zwischen Kaiserreich und Republik, Reichstagswahlen von 1871 bis 1933

Abstract

Bereits in einer früheren Studie zum Verhältnis von Schulbildung und Wählerverhalten in Preußen während des deutschen Kaiserreichs (siehe die Studie von Monika Wölk: "Der preußische Volksschulabsolvent als Reichstagswähler 1871 – 1912", GESIS Archiv-Nr.: ZA8482) hat die Autorin der vorliegenden Ausarbeitung das "schulgenerationenspezifische Wählerverhalten" als methodisches Konstrukt zur Bestimmung des Anteils von Schulbildung am Zustandekommen von Wählerentscheidungen bei den Reichstagwahlen entwickelt. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Untersuchung über Wählergenerationen in Preußen zwischen Kaiserreich und Republik baut auf dieser Vorarbeit auf. "Schulgenerationen" als Gruppen von Absolventen bestimmter, von spezifischen schulpolitischen Grundsätzen geprägten Volksschulzeiten in Preußen bilden die Wählergruppen innerhalb der preußischen Wahlbevölkerung, deren Motivation beim Wählen die Autorin auf Kontinuität oder Diskontinuität im Übergang vom obrigkeitsstaatlichen Kaiserreich zur demokratischen Republik in Deutschland mit der von ihr erarbeiteten speziellen Fragestellung und Methodik prüft. Im ersten Teil der Studie verbindet die Autorin die sozialgeschichtlich - quantifizierende Aufbereitung von Material zur Altersstatistik der Bevölkerung in den von ihr ausgesuchten Untersuchungsgebieten mit der qualitativ – systematischen Analyse der bildungsgeschichtlichen Voraussetzungen dieser Bevölkerungsteile. Die Schulgenerationen (Geburtsjahre) werden wie folgt nach kollektiven Schulzeiten der Volksschulabsolventen (SchVA) klassifiziert: SchVA 1816-1840: "Reformzeit", SchVA 1840 – 1847: " Vormärz" SchVA 1847 – 1854: "Revolution 1848", SchVA 1854 – 1872: "Regulative", SchVA 1872 - 1879: "Falk", SchVA 1879 – 1892: "Puttkammer", SchVA 1892 – 1899: "Bosse", SchVA 1899 – 1918: "1900", SchVA 1918 – 1927: "Weimar". Im zweiten Teil der Untersuchung schließt die Autorin daran an mit Überlegungen und Modellen zur Interpretation der strukturellen Veränderungen im Parteiensystem von der obrigkeitsstaatlich gelenkten Gesellschaft des Kaiserreichs zur pluralistischen, parlamentarisch-präsidial regierten Demokratie der Weimarer Republik. In der Präsentation der in der historischen und politisch-soziologischen Forschung konkurrierenden Modelle stellt die Autorin eine Basis zur Beurteilung der Frage vor, auf welchem Raster politischer Richtungen sich das Wählerverhalten bei den Reichstagwahlen jeweils vor und nach dem Ersten Weltkrieg beziehen konnte. Die im dritten Teil vorgestellte vergleichende Trendanalyse von schulzeitlich geprägten Generationengruppen und ihrer Wahlentscheidung überprüft die im zweiten Teil der Arbeit entwickelten Parteisystemmodelle auf ihre Kohärenz zur generationenspezifischen Entwicklung des Wahlkörpers. Das Wahlverhalten wird nach zwei großen, alternativen Parteigruppen aufgegliedert: den "Reichstreuen" und "Reichsfeinden" im Kaiserreich und der Links-Rechts-Dichotomie als umgekehrter Entsprechung von Opposition und Gouvernementalismus in der Weimarer Republik.


Datentabellen in HISTAT:
A. Tabellen aus dem Text
(Durchschnittswerte ausgewählter Regierungsbezirke, für die einzelnen Regierungsbezirke siehe die Tabellen aus dem Anhang unter der Gliederung B)
A.01a Anteil der Schulgenerationen an der Bevölkerung über 25 bzw. 20 Jahre (1871-1933)
A.01b Anteil der Generationengruppen an der wahlberechtigten Bevölkerung über 25 bzw. 20 Jahre (1871-1933)
A.02a Wählerverhalten nach Diskontinuitätsmodellen des deutschen Parteiensystems –Modell A (1871-1933)
A.02b Wählerverhalten nach Diskontinuitätsmodellen des deutschen Parteiensystems –Modell B (1871-1933)
A.03 Wählerverhalten im Links-Rechts-Kontinuum des protestantischen Parteiensystems (1871-1933)
A.04 Wählerverhalten in der Polarität von Gouvernementalismus und Opposition (1871-1933)
A.05 Jugendgenerationen und Wählerverhalten (1919-1933)
A.06 Linksparteien der Weimarer Republik und die Generationsgruppe "Reaktion" (1919 – 1933)
A.07a Regierungsbezirk Gumbinen: Wählerstimmen nach Links-Rechts-Polarität und Generationengruppen (1871-1933)
A.07b Regierungsbezirk Allenstein: Wählerstimmen nach Links-Rechts-Polarität und Generationengruppen (1919-1933)
A.07c Berlin: Wählerstimmen nach Links-Rechts-Polarität und Generationengruppen (1871-1933)
A.08 Schulgenerationen und linksliberales Wählerpotential, Stadt Berlin und Regierungsbezirk Liegnitz (1871-1933)
B. Tabellen aus dem Datenanhang:
B.I. Anteil der Schulgenerationen an der Bevölkerung über 25 Jahre bzw. 20 Jahre in ausgewählten preußischen Regierungsbezirken
B.II. Ergebnisse der Wahlen zum Deutschen Reichstag in ausgewählten preußischen Regierungsbezirken
B.III Wählerstimmen nach Links-Rechts-Polarität und Generationsgruppen in ausgewählten preußischen Regierungsbezirken

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