Thesis2002

Currency Boards: theoretische Aspekte und Erfahrungen anhand des Beispiels Argentinien

In: Wirtschaft

Abstract

Aus der Einleitung: Argentinien befand sich im Jahr 2002 in der schwersten Krise, die das Land in seiner Geschichte erlebt hat. Diese Krise betraf nicht nur die Ökonomie, sie belastete auch die sozialen Verhältnisse, die politische Ebene und die internationalen Beziehungen zu anderen Nationen. Zu Beginn des Jahres 2002 gab Argentinien sein Currency Board mit einer festen Wechselkursbindung an den US-Dollar auf und ging zu einem flexiblen Wechselkurssystem über. Die argentinische Währung verlor in der Spitze um fast 75 % an Wert und die Aussichten für die Volkswirtschaft sind alles andere als vielversprechend. Ist Argentinien ein Land ohne funktionierende Währungs- und Geldpolitik? Die Auflösung des Currency Board war nicht das erste Scheitern eines Währungsregimes in Argentinien. Die Errichtung des Currency Board im Jahr 1991 sollte Argentinien von einer Hyperinflation und langjähriger Rezession befreien. Dies gelang in den folgenden Jahren auch, langfristige Stabilität und Wachstum konnte es aber nicht garantieren. Ein Currency Board ist eine feste Wechselkursbindung, bei der eine Währungsbehörde die Zentralbank ersetzt und die heimische Währung zum gesetzlich fixierten Wechselkurs gegen eine Ankerwährung austauscht und vollkommene Konvertibilität gewährleistet. Die Inlandswährung muss daher zu mindestens 100 % durch Währungsreserven gedeckt sein. Bereits in der Kolonialzeit war das Currency Board ein weit verbreitetes währungspolitisches Arrangement, welches aber durch die Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien ausgedient hatte, da das Currency Board als Zeichen der Abhängigkeit vom ehemaligen "Mutterland" angesehen wurde. Die Aufgabe des Currency Board war in den meisten Fällen mehr politisch als ökonomisch begründet. Die geballt aufgetretenen Währungs- und Finanzkrisen der 90er Jahre – in Mexiko 1994/95, in Asien 1997/98, in Russland 1998, in Brasilien 1999 und in der Türkei 2001 – haben die Diskussion um die Frage nach dem "richtigen" Währungsregime wiederbelebt. Die aktuelle Argentinien-Krise führte dabei zum ersten Mal zur Aufgabe eines der Currency Board, die in den 90er Jahre ins Leben gerufen wurden. Diese "Innovation" stellt die Motivation zu dieser Arbeit dar. Das Ziel dieser Diplomarbeit soll zum einen der theoretische Vergleich des Currency Board mit währungspolitischen Alternativen und zum anderen die Analyse des argentinischen Currency Board sein. Aufbauend auf den erlangten Erkenntnissen wird abschließend noch die Frage nach der währungspolitischen Zukunft Argentiniens betrachtet. Gang der Untersuchung: In Anschnitt 2 werden alternative währungspolitische Systeme vorgestellt, ihre Merkmale erörtert und ihre Stärken und Schwächen aufgezeigt. In Abschnitt 3 wird im ersten Teil die ökonomische Entwicklung und die Geschichte Argentiniens bis Juli 2002 dargestellt, im zweiten Teil wird dann anhand der gewonnenen theoretischen Erkenntnisse und der argentinischen Erfahrung das Currency Board einer kritischen Betrachtung unterzogen und mit einer Zusammenfassung abgeschlossen. In Abschnitt 4 wird der Fokus auf die Zukunft der Geld- und Währungspolitik Argentiniens gelegt, die Frage nach potenziellen Alternativen gestellt und weitere notwendige wirtschaftspolitische Maßnahmen angesprochen. In Abschnitt 5 werden die zentralen Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst und ein Ausblick auf die weiterführende Diskussion sowie die weitere Entwicklung Argentiniens gegeben. Die zentralen Ergebnisse ergeben sich wie folgt: (i) Das CB hat sich als kurzfristiges Stabilisierungsinstrument bewährt, scheiterte aber an der langfristig inkonsistenten Wirtschaftspolitik, (ii) ein gemanagter flexibler Wechselkurs kombiniert mit einem Inflationsziel oder die bedingungslose Wechselkursanbindung an die USA per Dollarisierung stellen derzeit die hoffnungsvollsten Wechselkursregime dar, die aber unterschiedlicher nicht sein können. Beide Wege können erfolgreich sein und das Wachstum beleben, den Finanzsektor langfristig wieder aufbauen, das Preisniveau stabilisieren und eine vertrauenswürdige Währung schaffen und (iii) die Entscheidung über die nationale Währungspolitik ist für sich betrachtet schon sehr komplex. Ohne konsistente Wirtschaftpolitik kann aber kein Währungsregime seine Aufgabe erfolgreich bewältigen. Daher ist es besonders wichtig umfassende aufeinander abgestimmte Reformen in allen wichtigen Bereichen der Wirtschaftspolitik anzustreben.

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