Die Erfindung der "Sexualität": zum Verständnis von Geschlechtlichkeit von der Aufklärung bis Freud
In: Sozialwissenschaftliche Informationen: Sowi, Band 31, Heft 2, S. 34-44
Abstract
Mit Michel Foucaults Konzept des "Sexualitätsdispositivs" wird erstmals eine Unterscheidung zwischen der traditionellen Form der Beschreibung von personaler Identität, bei dem die Familie als Referenzrahmen fungiert, und einem modernen Muster vorgenommen, bei dem die Sexualität als Identitäts-"Kern" erscheint. Sich auf seine Sexualität als das, was einen "ausmacht", zu beziehen, ist in beiden Fällen provokativ, weil damit der Bezugsrahmen "Familie" bzw. "Gemeinschaft" verlassen und zur Konstituierung der eigenen Subjektivität ein moderner Bezugspunkt gewählt wird. Die vorliegenden Reflexionen gelten der Genese dieses modernen Bezugspunkts des Subjekts. Es wird der Frage nachgegangen, wieso sich im Westen seit der Aufklärung ein Beschreibungs-, Diskurs- und Bewertungsmuster, d.h. ein Dispositiv entwickelt hat, das uns mit unseren sexuellen Vorlieben zu einer Einheit verkoppelt. Die Frage nach der Erfindung der Sexualität zielt dabei nicht auf die Praktiken und die Lüste; sie zielt vielmehr auf eine bestimmte Kultur, die den Sex zur Sexualität verdichtet und mit unserer Identität verknüpft. (ICI2)
Themen
Sprachen
Deutsch
ISSN: 0932-3244
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