Aufsatz(gedruckt)1990

Alte Länder - neue Länder: zur territorialen Neugliederung der DDR

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 27, S. 39-54

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Abstract

"Vor der Gesellschaft in der DDR steht die Aufgabe, das Territorium ihres Staates neu zu gliedern. Im Zuge der revolutionären Veränderungen während des Herbstes 1989 ist die Forderung nach Wiederherstellung der im Jahre 1952 aufgelösten Länder erhoben worden. Sie hat sich seitdem verstärkt und dazu geführt, daß die Neugründung der Länder heute als selbstverständlich gilt. Sie entspricht nicht nur dem Wunsch der großen Mehrheit der Menschen, sondern ergibt sich auch als zwingende Notwendigkeit aus der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, mit der das Gebiet der heutigen DDR in naher Zukunft zu einem einheitlichen Bundesstaat vereinigt werden wird. Die bis 1952 bestehenden fünf Länder waren zum Teil Ergebnisse einer langen territorialen Entwicklung und Träger einer Eigenstaatlichkeit, die den stalinistischen Prinzipien der bürokratisch-zentralistischen Leitung des sozialistischen Staates widersprach. Der Wunsch nach Wiederherstellung der Länder beruht zu einem guten Teil auf einer gefühlsmäßigen Hinwendung zu Heimat und regionaler Geschichte, was als eine tragfähige Grundlage politischer Willensbildung unbedingt anzuerkennen ist. Es ist aber auch erforderlich, mit nüchternen und wirklichkeitsnahen Erkenntnissen an die Lösung einer so grundlegend wichtigen Aufgabe heranzugehen. Die früher gültig gewesenen Grenzen müssen auf ihre Brauchbarkeit überprüft werden, alte Fehler der Vergangenheit sollten nicht in die neue Ordnung übernommen werden. So zeigen die Erfahrungen in der Bundesrepublik, daß größere Bundesländer effektiver ihre Funktion in einem föderativen Gesamtstaat wahrnehmen können. Andererseits verkennt der Verfasser nicht das emotionale, sozialpsychologische Element, daß es der Wunsch einer sehr großen Mehrheit der DDR-Bürger zunächst einmal ist, nach vierzigjähriger Bevormundung durch den bürokratischen Zentralstaat sich der eigenen landsmannschaftlichen Identität zu versichern und diese auf möglichst vielfältige Weise zum Ausdruck zu bringen. Angesichts dieses Nachholbedarfs an regionalem Selbstbewußtsein dürfte eine über die alsbaldige Wiederherstellung der Länder hinausgehende Länderneugliederung intensive Gedankenarbeit und politische Entschlußkraft erfordern. Die Studie prüft für die sich damit eröffnende Diskussion vier Varianten einer Neugliederung und plädiert für möglichst große Strukturen, die politisch wie wirtschaftlich sich behaupten können." (Autorenreferat)

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