Migranten als Fremde - die Misere des deutschen Bildungssystems
In: Theorie und Praxis der sozialen Arbeit: TUP, Band 55, Heft 4, S. 38-43
Abstract
Sozialpädagogische Konzepte und Handlungsfelder sind auf die Lebenslagen der jeweiligen Personengruppen ausgerichtet, die auch alle einzelnen Zuwanderergruppen wie EU-Staatsangehörige, ausländische Arbeitnehmer, Aussiedler, Flüchtlinge umfassen. Eine terminologisch einheitliche Erfassung durch den Begriff "Migranten" verdeutlicht die Vergleichbarkeit der jeweiligen Eingliederungsprozesse. So ist zwar die Möglichkeit zur Teilhabe am Bildungssystem nicht an eine Überprüfung des Migrationshintergrundes gebunden (was für andere, sozialpädagogische Bereiche nicht selbstverständlich ist); doch umfasst die Bezeichnung "mit einem Migrationshintergrund" allerdings völlig unterschiedliche Lebenslagen, -chancen und Perspektiven bezüglich der Teilnahme am Bildungssystem, gegenüber deren Vielfalt sich das typisch deutsche Bildungssystem durch seine Homogenitätserwartung verschließt. Die unterschiedlichen Bildungshintergründe von Kindern aus Zuwandererfamilien wurden allenfalls durch Modellprojekte - ohne weitere praktische Umsetzung - eruiert. Eine altersgemäße, zielgruppenorientierte Bildung von Kindern mit unterschiedlichem Migrationshintergrund ist bisher nicht gelungen; die soziale Selektion mit skandalösen Folgen wurde im internationalen Vergleich anhand der PISA-Studie deutlich demonstriert. Hat man bisher das Scheitern den Betroffenen selbst angelastet, so muss jetzt endlich das deutsche Bildungssystem die Verantwortung übernehmen, allen Kindern gleiche Bildungschancen zu vermitteln. Ergebnisse bisheriger Sprachstandserhebungen werden kritisch analysiert und Vorschläge zu einer gezielten, von fach- und sprachkompetenten Kräften durchgeführten Sprachförderung differenziert dargestellt. (DJI/EL)
Themen
Sprachen
Deutsch
ISSN: 0342-2275
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