Aufsatz(gedruckt)1982

Qualitative "oder" quantitative Methoden in der Sozialforschung

In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 34, Heft 3, S. 487-508

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Abstract

Der Streit um die Verwendung qualitativer oder quantitativer Methoden in der Sozialforschung hat eine lange Tradition, die bis zu Quetelet und Comte zurückverfolgt werden kann. Die Anhänger der quantitativen Methodik gehen davon aus, daß soziale Erscheinungen durch Klassifikation, Messung, statistische Analysen etc. angemessen zu erfassen sind; Vorbild sind hier die Naturwissenschaften. Die Vertreter einer qualitativen Methodik weisen hingegen darauf hin, daß quantitative Kategorien der sozialen Realität nicht gerecht werden können; diese muß in ihrer einzel- und ganzheitlichen Komplexität gewürdigt werden. In der Forschungsrealität finden sich die Extrempositionen jedoch kaum. Im allgemeinen herrscht eine eklektische Haltung vor. Die vorherrschende Methodologie, die tatsächlich quantitative und qualitative Ansätze verknüpft, gründet sich allerdings nicht auf eine systematisch-theoretische Konzeption. Um zu zeigen, auf welche Sachverhalte die Sozialforschung Rücksicht zu nehmen hat, beschreibt der Verfasser die Besonderheiten situativen Handelns; alle Phänomene, die sozialwissenschaftlich relevant sind, lassen sich auf situatives Handeln zurückführen. Hier sind vor allem drei Eigenschaften zu beachten: Objektivität der Sozialstruktur, Verständlichkeit des Gezeigten und Kontextabhängigkeit des Sinnes. Um die Kontextabhängigkeit des Sinnes zu verdeutlichen, werden ethnomethodologische Forschungsergebnisse herangezogen. Immer lassen sich kontextfreie Interaktionsmechanismen aufweisen. Die Sozialstruktur kann als Grundlage und als Produkt situativen Handelns untersucht werden. Ausgehend von den dargelegten empirischen Betrachtungen zieht der Beitrag methodologische Konsequenzen. Die traditionelle Unterscheidung von nomothetischer und idiographischer Wissenschaft wird abgelehnt. Quantitative und qualitative Verfahren sind zu verbinden. "Objektive Forschung" muß "innere" und "äußere Stimmigkeit" aufweisen. (JL)

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