Aufsatz(gedruckt)1974

Rezeption der Brüning-Memoiren

In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studium: sowi, Band 3, Heft 1, S. 27-30

Verfügbarkeit an Ihrem Standort wird überprüft

Abstract

Es handelt sich um kurze Inhaltsangaben von: Bracher K.D.: Brünings unpolitische Politik und die Auflösung der Weimarer Republik; Brecht, A.: Gedanken über Brünings Memoiren; Conze, W.: Brüning als Reichskanzler. Eine Zwischenbilanz; ders.: Die Reichsverfassungsreform als Ziel der Politik Brünings; Ruge, W.: Heinrich Brünings posthume Selbstentlarvung; Schulz, G.: Erinnerung an eine mißlungene Restauration. Heinrich Brüning und seine Memoiren. Der Streit um die Regierung Brüning wird jetzt neu entfacht durch die Memoiren des ehemaligen Reichskanzlers, die, in großen Teilen schon in den 30er Jahren entstanden, kurz nach dem Tode des Verfassers erschienen sind (1970). Sie bringen eine Fülle neuer Informationen und machen eine Überprüfung des bisherigen Forschungsstandes notwendig. Das gilt vor allem für die Finanz- und Wirtschaftspolitik Brünings. Von den Nationalökonomen, die sich auf Keynes und seine Nachfolger berufen, wird diese Politik allgemein als Modellfall einer prinzipiell falschen Krisenpolitik verurteilt. Dem hält Schulz entgegen, daß sie von Brüning selbst nicht als Krisenbewältigungspolitik verstanden wurde. Sie stand vielmehr ganz im Dienste der Reparationspolitik. Er wollte die Krise gar nicht bekämpfen, er verschärfte sie dagegen bewußt, um sein außenpolitisches Ziel zu erreichen. Die Reichsregierung benutzte die finanziellen Schwierigkeiten der Länder und Gemeinden, um deren Selbständigkeit einzuschränken. Brüning wollte die Restauration der Monarchie mit Hilfe der Rechtsparteien durchführen, die sich ihm aber versagten. Ruge sieht in den Erinnerungen ein historisches Dokument, das das von der marxistisch-leninistischen Geschichtswissenschaft gefällte Gesamturteil über die letzte Phase der Weimarer Republik bestätigt. Bracher sieht in dem Buch einen Beweis für seine These von der Auflösung der Weimarer Demokartie, deren Beginn er mit dem Regierungswechsel 1930 ansetzt. Ähnlich läßt Schulz mit diesem Regime die Todesstunde der Republik beginnen. Demgegenüber hält Conze daran fest, daß der Zentrumskanzlers der drohenden Auflösung zuvorzukommen versuchte. (KS)

Problem melden

Wenn Sie Probleme mit dem Zugriff auf einen gefundenen Titel haben, können Sie sich über dieses Formular gern an uns wenden. Schreiben Sie uns hierüber auch gern, wenn Ihnen Fehler in der Titelanzeige aufgefallen sind.