Aufsatz(gedruckt)1993

Wir und die anderen: Ethnozentrismus in den zwölf Ländern der Europäischen Gemeinschaft

In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 45, Heft 2, S. 238-253

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Abstract

"Soziale Gemeinschaften konstituieren sich u.a. durch Grenzziehungen, d.h. durch die Konstruktion einer Differenz zwischen 'Wir' und die 'Anderen'. Von dieser Prämisse ausgehend werden für die zwölf EG-Länder zwei Fragen analysiert: (1) Wer sind die 'Anderen', von denen sich die nationalen Gemeinschaften dieser Länder abgrenzen? (2) Von welchen Faktoren hängen diese konkreten Grenzziehungen ab? Die Datenbasis der Analysen bilden repräsentative Bevölkerungsumfragen in den zwölf EG-Ländern aus den Jahren 1988 und 1992 (Eurobarometer). Die Analyseergebnisse zeigen, daß die Grenzziehung zwischen 'Wir' und die 'Anderen' weniger über die traditionellen nationalstaatlichen Frontstellungen in Europa verlaufen, sondern eher über die Wahrnehmung ethnischer Minoritäten, die sich durch die Migrationsbewegungen der letzten Jahrzehnte in Westeuropa herausgebildet haben. Hinsichtlich der Determinanten dieser Grenzziehungen zeigen die Analyseergebnisse, daß die Definition und Bewertung der 'Anderen' in den westeuropäischen Ländern wesentlich von der Anzahl und der Herkunft der Ausländer im eigenen Land bestimmt wird. Wenn die Analyseergebnisse zutreffend sind, dann können für die weitere Entwicklung in Westeuropa zumindest zwei Schlußfolgerungen gezogen werden: (1) Der Versuch der Schaffung multikultureller Gemeinschaften, die auch ethnische Minoritäten mit einer Herkunft außerhalb Westeuropas einbeziehen, dürfte zu einer schwierigen Angelegenheit werden; (2) der Versuch der Konstitution einer westeuropäischen Gemeinschaft dürfte durch die konfliktreiche Geschichte der westeuropäischen Nationalstaaten zumindest nicht behindert werden." (Autorenreferat)

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