Die Abwehr des Antisemitismus in den Jahren 1893-1933
In: Antisemitismus: von der Judenfeindschaft zum Holocaust, S. 143-171
Abstract
Der Beitrag schildert anhand gedruckter und ungedruckter Quellen den politischen Abwehrkampf des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V.) gegen den Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Der 1893 gegründete C.V. entstand als Folge der zunehmenden Bedrohung der erreichten rechtlichen Emanzipation der Juden. Er war eine repräsentative Vertretung der Angehörigen jüdischen Glaubens. Zeitlich etwa parallel erfolgte der Zusammenschluß jüdischer Studenten gegen die antisemitische Studentenbewegung und die Gründung des nichtjüdischen Vereins zur Abwehr des Antisemitismus. Der C.V. vertrat gemäß seiner Mitgliederstruktur eine linksliberale Politik und versuchte auf parlamentarischer Ebene vor allem die Wahl antisemitischer Abgeordneter zu verhindern. Bereits 1928 warnte er vor der Ausbreitung des Nationalsozialismus, konnte aber selbst sozialdemokratische Parteileitungen nicht überzeugen. Im Gefolge seiner Tätigkeit politisierte sich der Verein zunehmend. Er war parteipolitisch neutral, unterstützte aber alle Gruppierungen finanziell, die den Antisemitismus ablehnten. Als die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei (NSDAP) zur politischen Massenbewegung wurde, begann eine massive Abwanderung der Juden zur Sozialdemokratie. Zugleich änderte sich die Strategie des C.V. Es kam zu Allianzen mit der sozialistischen Arbeiterschaft. Außerdem initiierte man eine breitenwirksame Massenpropaganda. Die Erfolge des C.V. konnten allerdings nur bescheiden sein. (AM)
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