Familienarbeit und Arbeiterfamilien: Kontinuität und Wandel seit 1900
In: Die Arbeiter: Lebensformen, Alltag und Kultur von der Frühindustrialisierung bis zum "Wirtschaftswunder", S. 106-116
Abstract
Im vorliegenden Aufsatz wird der Versuch unternommen, über die letztlich von politischen Wertungen bestimmten Bilder der Arbeiterfamilie, die sowohl aus bürgerlicher wie aus sozialistischer Sicht kritisiert wurden, hinaus zum unauffälligen Alltag des Familienlebens und seiner Bedeutung für die Arbeiter vorzudringen. Der Verfasser geht davon aus, daß die Arbeiterfamilie, deren innere Struktur bis in die 50er Jahre hinein durch Überlebensökonomie und Familienarbeit bestimmt war, eine wirksame Solidargemeinschaft zur Bewältigung von Lebensrisiken darstellte, die als solche auch emotionale Bindungen zwischen den Mitgliedern stiftete und eine verhaltensorientierende Kraft darstellte. Der Verfasser gelangt zu dem Resultat, daß die Arbeiterfamilie im Rahmen des wirtschaftlichen und sozialen Wandels nach dem Zweiten Weltkrieg ihrem traditionellen, auf die komplementären Geschlechtsrollen aufgebauten Familienideal - der gut und regelmäßig verdienende Mann mit dem Achtstundentag und die geschickte Hausfrau - zunächst mehr und mehr näherkam. Andererseits werden heute durch die zunehmende Berufstätigkeit der Frauen außerhalb der Familie die traditionellen Familienstrukturen aufgeweicht. (SK)
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