Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1989

Postkonventionelle Kompetenz und politische Performanz: Bemerkungen zum Verhältnis neuer sozialer Bewegungen und gesellschaftlicher Entwicklung

In: Alternativen zur alten Politik?: neue soziale Bewegung in der Diskussion, S. 109-121

Abstract

Der Autor untersucht den Zusammenhang zwischen moralischer Entwicklung und dem politischen Handeln. Besteht zwischen der moralischen Entwicklung (Kohlberg), der Entwicklung von kommunikativer Kompetenz (Habermas) und der politischen Handlungsebene und Vorgabe eine zunehmende Diskrepanz, die letzlich zu Protest führt? Der Autor beantwortet diese Frage mit "ja", da er davon ausgeht, daß neue soziale Bewegungen sowohl Indikator als auch wesentliches Moment des gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses sind und daß das "Neue", das sie ausmachen, durch die Verbindung von entwicklungslogischer und geschichtsdynamischer Perspektive deutlich gemacht werden kann. Die Rekonstruktion der Entwicklung des moralischen Urteilsvermögens erschließt die evolutionsgeschichtliche Dimension, wobei dieses Vermögen, in dem ja die Persönlichkeitsformation und die Fähigkeit zur Rollenübernahme zum Ausdruck kommen, ein maßgebendes Moment interpersonaler Kompetenz überhaupt ist. Die geschichtsdynamische Dimension erschließt der auf K. Marx zurückgehende historische Materialismus. Er legt dar, daß die materielle gesellschaftliche Basis die Struktur abgibt, die Art und Niveau der historischen Prozesse prägt. Vor diesem Hintergrund lassen sich neue soziale Bewegungen als spezifische Formen des Zusammenwirkens auf jenem Niveau gesellschaftlicher Ausdifferenzierung ausmachen, auf dem sich soziopolitische Interaktionen soweit von institutioneller Heteronomie befreien können, das soziale Autonomie in ihnen verfügbar zu werden vermag. (RW)

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