Das Morden theoretisch eingeebnet: zur Wissenschaftskritik der "Hamburger Schule"
In: "Vernichtungspolitik": eine Debatte über den Zusammenhang von Sozialpolitik und Genozid im nationalsozialistischen Deutschland, S. 89-102
Abstract
Der Autor kritisiert die neueren Ansätze in der historischen Sozialforschung zur Massenvernichtungspolitik des NS-Staates und wendet sich gegen die vorherrschende Reduktion auf geistesgeschichtliche Erklärungsversuche. Insbesondere wirft er der "Hamburger Schule" eine Überbewertung der "instrumentellen Vernunft" des Nationalsozialismus vor, welche die Frage nach der Verantwortung der "planenden Intelligenz" zur Verhinderung des Völkermordes verdeckt. Er schildert dies am Beispiel der Psychiater im Verlauf der Euthanasie, deren Handlungsweise mit dem "täterbiographischen" Ansatz allein nicht zu verstehen ist. Auch kann die systematische Vernichtung der Juden durch die ökonomischen Modernisierungstheorien der Geschichtsforscher nicht erklärt werden, vielmehr tendieren diese dazu, "das Morden theoretisch einzuebnen". (ICI)
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