Sammelwerksbeitrag(gedruckt)1999

Kulturelle Gewalt als Mittel und Indikator von Herrschaft im Weltsystem

In: Globalisierung versus Demokratie?: Plädoyer für eine umwelt- und sozialverträgliche Weltordnung, S. 166-183

Abstract

Das Entwicklungsdenken der letzten Jahrzehnte ist durch den Paradigmenwandel vom "Anti-Entwicklungs-Ansatz" zum "Post-Entwicklungs-Verständnis" gekennzeichnet. Die Sozialwissenschaften sollten sich auf die "systematische Entlarvung jener dem entwicklungstheoretischen Denken vorgelagerten Glaubenssätze über die Gesellschaft und den Menschen als soziales Wesen konzentrieren, welche die Utopie der Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert überhaupt erst diskussionswürdig und politikfähig machte." Der Beitrag befasst sich mit dem Entwicklungsdenken aus der Perspektive der Friedensforschung unter Zugrundelegung des Gewaltbegriffs von J. Galtung in seiner Ausdifferenzierung als direkte, strukturelle und kulturelle Gewalt. Am Beispiel der Musik wird entwickelt, wie diese zu einem Indikator kultureller Gewalt werden kann. Als zentrale Kategorie dient dabei der Begriff "vernakulär" (d.h. im Kontext konkreter Gemeinschaften geboren und auch nur innerhalb dieser Gemeinschaften kommunizierbar). Da Musik eine wesentliche Ausdrucksform menschlicher Zivilisation darstellt, sagt es viel über das Befinden dieser Zivilisationen aus, ob sie sich über vernakuläre Gebrauchsmusik, konzertante Aufführungsmusik oder über elektronische Übertragungsmusik ausdrücken. Ausgehend von einem hohen Freiheitsgrad von Gesellschaften, welche überwiegend vernakuläre Musik praktizieren, erfolgt mit der zunehmenden Differenzierung der Aufführungs- und Übertragungsmusik die Hierarchisierung und Verdinglichung von Musik. Experten der Friedensforschung und der Entwicklungspolitik sollten sich fragen, "wo in ihren Verwaltungszentren jene vernakulären Musiken erklingen, die sie zum Respekt vor den metaphorischen Musiken anderer befähigen." (prb)

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