Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2004

Rekrutierung und Ausbildung von Soldaten

In: Die Wehrpflicht und ihre Hintergründe: sozialwissenschaftliche Beiträge zur aktuellen Debatte, S. 29-44

Abstract

"Nach der Vorstellung einiger Grundbegriffe aus dem Bereich militärischer Rekrutierung, unterstreicht der Beitrag, dass im Zuge des Übergangs vom 20. zum 21. Jahrhundert die Rekrutierung und Ausbildung von Soldaten in den entwickelten Staaten tiefgreifende Veränderungen erfahren haben, Veränderungen, die noch nicht abgeschlossen sind und einem Trend folgen, mit dessen Umkehr auf mittelfristige Sicht nicht zu rechnen ist. Zum einen wurde der Übergang von einer Wehrpflichtigen- hin zu einer rein professionellen Armee in vielen dieser Länder schon weitgehend vollzogen, während er nach und nach auch jene Staaten erfassen wird, die ihr Sicherheitskonzept noch auf der Wehrpflicht gründen. Gleichzeitig beobachten wir einen Prozess der Vertiefung, Erweiterung und Differenzierung militärischer Ausbildung, besonders im Fall der Offiziere. Das erweiterte Feld möglicher Einsätze und ihre hohe gegenwärtige Bedeutung haben eine umfangreichere Vorbereitung dieses Personenkreises erforderlich gemacht, eine Vorbereitung, deren Schwerpunkt eher im Bereich der Geistes- als der Naturwissenschaften liegt und die in der Regel länger dauert als dies in der Vergangenheit der Fall war. Vorbreitung und Spezialisierung sind auch für die übrigen Gruppen militärischen Personals, Unteroffiziere und Mannschaften, weitreichender und zeitlich umfangreicher geworden. Während jedoch die Änderung von Ausbildungsabläufen für militärisches Personal im Zuge der historischen Entwicklung etwas ganz Normales ist, stellt die Abschaffung der levée en masse, geboren mit der Französischen Revolution und in ganz Europa für zwei Jahrhunderte übernommen, einen epochemachenden Wechsel mit deutlichen Auswirkungen auf die Beziehung zwischen den Streitkräften und der Gesellschaft dar. Dieses Verschwinden der Pflicht jedes einzelnen männlichen Staatsbürgers, einen Teil seines Lebens dem Militärdienst zu widmen, ist daher nicht nur ein technisch-organisatorischer Übergang, sondern ein bedeutsamer politischer und sozialer, dessen Konsequenzen für die Beziehung zwischen Zivilgesellschaft und Streitkräften sich in der Beobachtung zusammenfassen lassen, dass er zu einer Demilitarisierung der Gesellschaft und zu einer Remilitarisierung des Militärs führt, zumindest in einigen seiner Komponenten." (Autorenreferat)

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