Die Heimat der Bergbauern: Sehnsucht und Geschäft: Exkurs: Die Heimat verbannter Bauern

In: Raum - Heimat - fremde und vertraute Welt: Entwicklungstrends der quantitativen und qualitativen Raumansprüche des Menschen und das Problem der Nachhaltigkeit, S. 127-139

Abstract

"Für mich als gelernten Kulturanthropologen, der in allen möglichen Kulturen und Randkulturen - sowohl bei indischen Stämmen als auch bei Vagabunden der Großstadt und Bergbauern - geforscht hat, ist Heimat mit menschlicher Kultur schlechthin verbunden. Heimat erscheint zunächst für jene Menschen als wichtig, die nie, wie sie glauben, eine solche gehabt haben, die also auf der Suche nach Heimat sind. Zu diesen gehören die alten Vagabunden, aber ebenso die früheren Dienstboten der Bergbauern, über die ich hier erzählen will. Schließlich gibt es Menschen, vor allem Städter, die wohl eine Heimat haben, die aber Heimat mit Landleben und Bergsteigen verbinden, um für kurze Zeit dem Alltag zu entfliehen. Bergbauern bieten für diese Menschen heimatliche Idylle mit Heimatabenden und heimatlichen Klängen bestens an. Auch darüber wird zu erzählen sein. Bei meinen Forschungen bei Bergbauern (Girtler, R. 2002) wurde mir also klar, welche Bedeutung Heimat in zumindest zweifacher Hinsicht hat: einmal in Zeiten der Armut als jener Ort, an dem man sich wohl fühlt, und zum anderen wird Heimat zu einem Bereich, den man anbietet, um damit anderen eine Freude zu machen und Geld zu verdienen, so im Rahmen des Tourismus. Im Folgenden will ich nach einigen Überlegungen zum Begriff Heimat zeigen, welche Bedeutung Heimat für die alten Dienstboten der Bergbauern hatte und wie heute gerade von den Bergbauern Heimat im Rahmen des Tourismus als Oase der Nostalgie angeboten wird. Diese Ausführungen ergänzend will ich das Thema Heimat für jene Menschen diskutieren, die als Nachkommen von Bauern, die unter der österreichischen Regentin Maria Theresia wegen ihres evangelischen Glaubens nach Siebenbürgen verbannt worden sind, heute noch in Rumänien leben." (Autorenreferat)