Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2006

Deiche oder die Herrschaft über das Wasser: zur kulturellen, sozialen und politischen Symbolik der Grenze zwischen Land und Meer

In: Grenzen & Differenzen: zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen ; 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde Dresden 2005, S. 687-703

Abstract

Der Beitrag zu sozialen und kulturellen Grenzziehungen aus Sicht der Volkskunde beschreibt die jahrhundertealte Geschichte der Deiche an der Nordsee und arbeitet auf diese Weise die kulturelle, soziale und politische Bedeutung der Grenze zwischen Meer und Land heraus. Die Ausführungen gelangen zu folgenden Erkenntnissen: (1) Der Bau der ersten Deiche, vollzogen seit dem 11. Jahrhundert, beruhte auf agrarökonomischem Kalkül. (2) Der Deich wurde auf diese Weise zum Statussymbol der Marschenbauern, ihrer gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Hegemonie an der Küste. (3) Als räumliche Grenze trennte der Deich erstmals die kultivierten landwirtschaftlichen Nutzflächen und die Siedlungen vom Meer und seinen Gezeiten. (4) Als kulturelle Grenze differenzierte der Deich symbolisch zwischen Binnen- und Außendeichsland. In der Lebenswelt der Frühen Neuzeit wurde diese Grenze zugleich als Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis, Ordnung und Unordnung, Ehrlichkeit und Unehrlichkeit verstanden. (5) Sturmflutkatastrophen und sich verlagernde Strömungen unterminierten die konkrete wie auch symbolische Funktion des Deiches. Als Reaktion wird der Deich zur Festung ausgebaut (Deich- und Ufersicherung durch Stackwerksbau). (6) Der Bau von prominent platzierten Deich-Denkmälern in der jüngeren Vergangenheit dokumentiert, dass der Deich als besonderer Ort zum bedeutsamen Element innerhalb der Gedächtnislandschaft an der Küste geworden ist. (ICG2)

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