Bürgerliche Wut: Politik und Leidenschaft
In: Bürger. Macht. Staat?: neue Formen gesellschaftlicher Teilhabe, Teilnahme und Arbeitsteilung, S. 77-88
Abstract
(1) Bürgerliche Wut ist immer gebremste, zurückgenommene Wut, die moderat bleibt, weil sie im Schatten einer komplexen politischen Welt lebt. (2) Bürgerliche Wut ist mit dieser Komplexität immer eingebettet in ein unruhiges kommunikatives Substrat, das ideologischen Zuspitzungen und konzertierten Aktionen keinen Widerstand leistet. (3) Es gibt daher eine spezifische Anfälligkeit der bürgerlichen Wut für Moralisierungen, für eine rabiat komplexitätsreduzierende Bevorzugung normativer Erwartungen bei gleichzeitiger Selbstnobilitierung durch Toleranz und Weltgewandtheit und eine spezifische Koketterie mit der eigenen Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit. Damit könnte es nicht um einen Affekt gehen, sondern sich um eine Konstellationsform nicht psychischer, sondern sozialer Selbsreferenz handeln: um eine Konstellationsform von Konflikten. (ICE2)
Problem melden