Die Verfasserin geht von der Feststellung aus, daß das mittlere Lebensalter für Frauen mit Familie durch einschneidende Rollenverluste besonders problematisch und daher eine Neudefinierung des Lebenssinns und eine Umstrukturierung der Zeiteinteilung bei den älteren Frauen erforderlich sind. Es werden drei Ausgangspunkte aufgezeigt und untersucht, die den betroffenen Frauen bei der Neuorientierung behilflich sein können: die Möglichkeiten und Grenzen von Frauengesprächskreisen, ehrenamtliche soziale Arbeit mit ihren Vor- und Nachteilen, sowie die Möglichkeiten der beruflichen Wiedereingliederung für ältere Frauen. Die Verfasserin kommt zu dem Ergebnis, daß alle drei Formen der Problembewältigung sinnvolle Ansatzpunkte für eine Stärkung verschütteter Kompetenzen und Bewußtseinsbereiche bieten können. Diese Handlungsmöglichkeiten können jedoch auch negative Konsequenzen im Sinne von Einschränkungen der Entfaltungsmöglichkeiten und Nicht-Angemessenheit im Hinblick auf die soziale Lage nach sich ziehen. Zur wirklichen Bewältigung der Frauenprobleme werden Programme gefordert, die die langfristige Aufhebung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung garantieren. (MA)
Der Beitrag untersucht Anpassungsprozesse am Beispiel ethnisch gemischter Arbeitsteams und grenzüberschreitender Berufstätigkeit in internationalen Organisationen. Der Autor wirft erneut die schon von Alfred Schütz gestellte Frage auf: Werden Fremde einander fremder, je näher sie sich kommen? Oder interpretieren Organisationen und Berufe Fremde durch eine Traditionsbildung, die von unterschiedlichen Herkünften absehen kann? Informationsquellen der empirischen Untersuchung sind biographische Interviews mit Organisationsnovizen, langjährigen Berufserfahrenen und Pensionären. Die langjährige gemeinsame Arbeit in internationalen Organisationen erweist sich zwar in gewissem Sinne als Medium wechselseitiger Anerkennung, aber dies bewahrte nicht vor der jederzeitigen Aktualisierbarkeit nationalistischer, selbst rassistischer Vorurteile. (pre)
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt für Frauen in Deutschland ein großes und zunehmend drängendes Problem dar. Familienministerin Ursula von der Leyen hat eine Reihe familienpolitischer Leistungen, wie etwa das Elterngeld oder den Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder, auf den Weg gebracht, um Erwerbstätigkeit und Mutterschaft besser zu vereinbaren. Dies hat zu teilweise kontroversen Debatten - insbesondere mit Blick auf das Wohl der Kinder - geführt, die zeigen, dass institutionelle Veränderungen kaum möglich sind, ohne Einstellungen und Werthaltungen in der Bevölkerung zu berücksichtigen. In nahezu allen Industriegesellschaften hat in den letzten Jahrzehnten ein nachhaltiger Einstellungswandel zur Erwerbstätigkeit der Frau und der Kinderbetreuung stattgefunden - allerdings in unterschiedlichem Tempo. Auf Basis aktueller Umfragedaten verortet der folgende Beitrag die Einstellungen zu Berufstätigkeit und Kinderbetreuung von Ost- und Westdeutschen im europäischen Kontext.