Soziale Dienste im demographischen, politischen und sozialen Wandel
In: Theorie und Praxis der sozialen Arbeit: TUP, Band 54, Heft 4, S. 26-34
"Die aktuelle Diskussion um die Weiterentwicklung der sozialen Dienste in Deutschland konzentriert sich neben ihren demographierelevanten Dimensionen insbesondere auf die Frage, wie bei knappen öffentlichen Mitteln ihr aus unterschiedlichen Gründen notwendige weitere Ausbau in fachlich angemessener Weise realisiert und zugleich ein hohes Maß an Qualität sichergestellt werden kann. Dies gilt für die sog. 'demographiesensiblen' Dienste in ganz besonderer Weise. Gleichzeitig stehen die Diensteanbieter vor der Aufgabe, auf gewandelte Nutzererwartungen und -bedingungen (Kundenorientierung) zu reagieren, die Leistungs- und Einrichtungsvielfalt besser aufeinander abzustimmen und Fragen der Qualitätssicherung und des Verbraucherschutzes einen hohen Stellenwert einzuräumen. Ein weiterer Ausgangspunkt der nachstehenden Überlegungen ist, dass sich soziale Dienste in ihren Wesensmerkmalen ganz deutlich von anderen auf privaten Konsumgütermärkten erbrachten Dienstleistungen unterscheiden und dass sich daraus spezifische Anforderungen an die Praxis der sozialen Dienstleistungserbringung ergeben, an die aufmerksam zu machen bzw. zu erinnern angesichts der zunehmenden 'Ökonomisierung des Sozialen' sinnvoll und hilfreich ist; schon um der neuerdings weit verbreiteten, aber fachlich wenig überzeugenden Auffassung entgegenzuwirken, soziale Dienste ließen sich wie andere privatwirtschaftlich organisierte Dienste auch nach den für private Konsumgütermärkte geltenden Gesetzmäßigkeiten 'vermarkten'. Hierzu stellt z. B. die Bundestags-Enquete-Kommission Demographischer Wandel in ihrem 2002 vorgelegten Abschlussbericht fest, dass 'vor allem auf Pflegemärkten - wie insgesamt auf Gesundheitsmärkten - Besonderheiten zu beachten sind, die es erforderlich machen, den Markt als Zuteilungsmodell kritisch zu bewerten und Korrektive einzubauen' (S. 613). Dieser Bericht bildet auch eine wesentliche Grundlage für die nachfolgenden Ausführungen." (Autorenreferat)