"Von Beginn ihrer Geschichte an verstanden sich die Gewerkschaften als Streiter für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Heute jedoch gebe es in den Gewerkschaften keinen anspruchsvollen Diskurs mehr über Freiheit, analysieren die Autoren. Der aber sei dringend nötig, um gegenüber der herrschenden 'Ideologie der Individualität' Freiheit und Solidarität gemeinsam zu verteidigen." (Autorenreferat)
Die Arbeiterbewegung - und mit ihr die Gewerkschaften - verstanden sich von Beginn an ganz selbstverständlich als Freiheitsbewegung: Die Befreiung der Arbeit und die vom halbfeudalen politischen System des Wilhelminischen Reiches sollten Hand in Hand gehen. Auf Fahnen, Spruchbändern und gestickten Wandbehängen fand sich immer wieder der Begriff Freiheit neben Gerechtigkeit und Solidarität. "Nie kämpft es sich schlecht für Freiheit und Recht" war eine der beliebtesten politischen Losungen, "Brüder zur Sonne, zur Freiheit" eines der bekanntesten Lieder der Arbeiterbewegung. Heute dagegen gibt es nach Einschätzung der Autoren keinen anspruchsvollen Diskurs mehr über Freiheit in den Gewerkschaften. Ohne eine neue Verständigung über den Freiheitsbegriff wird die organisierte Arbeiterbewegung daher kaum den gegenwärtigen Herausforderungen begegnen können. Dabei steht die Gewerkschaftsbewegung dezidiert in der Tradition der Aufklärung und des Freiheitsdenkens. Eines ihrer wichtigsten Ziele ist, den Gedanken der Freiheit in der konkreten Welt des alltäglichen Lebens zu verwirklichen. Sie dringt darauf, den Bereich der gesellschaftlich hergestellten Zwänge zurückzudrängen und richtet sich somit gegen jede naturhaft erscheinende Sachzwanglogik, die die herrschaftlich gemachten Gesetze der Ökonomie oder der Technik, aber auch der Politik den Menschen auferlegen. (ICI2)
Seit einer Reihe von Jahren werden die Universitäten und Hochschulen umgebaut. Dieser Umbau betrifft die innere Organisation und Verwaltung der Hochschule, das Studium und die Lehre und schließlich die Funktion und Bedeutung von wissenschaftlichem Wissen und Hochschulen in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Generell stützt sich dieser Umbau auf neoliberale Konzepte. Erneut prägen Wirtschafts- und Unternehmensmodelle maßgeblich die Bemühungen um die Reorganisation der Hochschulen.
Die aktuelle Krisendynamik des Kapitalismus beschränkt sich nach Meinung der Autoren nicht auf die Wirtschafts- und Finanzkrise, sondern auch auf weitere Krisen wie die der Energieversorgung, des Klimas oder der Nahrungsmittelversorgung. Unter dem Begriff der "multiplen Krise" verstehen sie eine historisch-spezifische Konstellation verschiedener sich wechselseitig beeinflussender und zusammenhängender Krisenprozesse im neoliberalen Finanzmarktkapitalismus. Sie betrachten in ihrem Beitrag vier zentrale Krisenkomplexe: die Krise der finanzdominierten Akkumulation, die sozial-ökologische Krise, die Dauerkrisen der Reproduktion sowie die Krise der parlamentarischen Demokratie. Diese Krisen sind dem Neoliberalismus nicht äußerlich, sondern sind Resultate von damit verbundenen Herrschaftsverhältnissen, Kräfteverhältnissen und Konflikten. Innerhalb des Neoliberalismus konnte zwar die Krise der fordistischen Gesellschaftsformation seit den 1970er Jahren bearbeitet und eine neue Phase kapitalistischer Vergesellschaftung durchgesetzt werden. Dadurch wurden jedoch selbst neue Widersprüche erzeugt, bereits vorhandene Widersprüche in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen verstärkt und so eine neue gesamtgesellschaftliche Krisendynamik bewirkt. Gleichzeitig bedeutet das Auftreten von Krisen und Widersprüchen im Neoliberalismus keinen Bruch mit der neoliberalen Phase des Kapitalismus. Vielmehr ist es in den letzten Jahrzehnten immer wieder gelungen, Krisen für die Ausweitung der neoliberalen Herrschaftsformation nutzbar zu machen. (ICI2)
Der Beitrag analysiert die Gründe für Ausländerfeindlichkeit und deren besondere Qualität in Deutschland. Es wird festgestellt, daß in ganz Europa seit den 30er Jahren faschistische Bewegungen zu beobachten seien. Wegen der Rigorosität, mit der im Dritten Reich Angehörige von Minderheiten verfolgt und ermordet wurden, wäre jedoch besondere Wachsamkeit gegenüber fremdenfeindlichen Äußerungen und Auswüchsen gerade im wiedervereinten Deutschland geboten. Der europäische Vergleich faschistischer Strömungen müsse deshalb in der politischen Soziologie durch eine historische Perspektive ergänzt werden. Die Autoren erklären "Rechtspopulismus" als Sammelbegriff für jene konservativen Strategien der symbolischen Integration, die nötig würden, nachdem die sozialstaatlichen Formen monetärer Entschädigung, sozialer Hilfe und kompensierender wohlfahrtsstaatlicher Dienstleistungen nicht mehr im gewohnten Ausmaß zur Verfügung stünden. Es wird dafür plädiert, das Recht auf politisches Asyl im Grundgesetz zu erhalten sowie ein tragfähiges Einwanderungsgesetz zu schaffen. (rk)
Politische Partizipation und Einstellungen von hessischen Studenten.
Themen: Art und Inhalt des Studiums; angestrebter Abschluß; Semesterzahl; Tätigkeiten vor Beginn des Studiums; wichtigste Gründe für das derzeitige Studium; Art der Studienfinanzierung; Einstellung zu einer Förderung des Hochschulstudiums aus öffentlichen Mitteln für ausgewählte Randgruppen; Umfang der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel und Baföganteil; Mietkosten; Wohnsituation; Wohnzufriedenheit; Studienzufriedenheit; Hauptgründe für die Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit; derzeitige persönliche Belastung; Gründe für Gedanken an Studienabbruch; die Rolle der Wissenschaften (Skala); eigenes hochschulpolitisches Engagement; sympathischste und unsympathischste Hochschulgruppe; Beteiligung an Aktionen zur Hochschulreform; Kontakthäufigkeit zu ausgewählten Personengruppen innerhalb und außerhalb der Hochschule; Einschätzung der eigenen Berufs- und Arbeitsmarktchancen nach dem Studium; Erwartungen an die eigene berufliche Position im Jahr 2000; Ansprüche und Idealvorstellungen bezüglich des zukünftigen Berufslebens; Zeitbudget für Studium, Arbeit und politische Aktivitäten; Anteil der verbleibenden Freizeit; regelmäßig gelesene Tageszeitungen und Wochenzeitungen; Wichtigkeit ausgewählter Freizeitbeschäftigungen; Wertepräferenz; Interesse am politischen Geschehen, an hochschulpolitischen Fragen und Entwicklungen sowie an der Europapolitik; politische Partizipation; wichtigste Gründe für ein politisches Disengagement; Gründe für eine eher positive oder negative Erwartung an die weitere politische und gesellschaftliche Entwicklung; Selbsteinschätzung auf einem Links-Rechts- Kontinuum im Vergleich zur Mehrheit sowie zu den eigenen Kommilitonen; Verständnis von links und rechts; Grad der Übereinstimmung der eigenen politischen Haltung mit verschiedenen politischen Grundpositionen; Einstellung zu politischen Fragen und Zustimmung zu ausgewählten politischen Zielen (Skala); Bezeichnung von Nationen und Ethnien, denen man besondere Sympathie bzw. Antipathie entgegenbringt; empfundene Bedrohungen aus politischen Entwicklungen und Veränderungen der Umwelt; Politikverdrossenheit; Volksentscheide, Bürgerbeteiligung, Parteireform oder verstärkte Präsidialregierung als präferierte Lösung zur Bewältigung der aktuellen politischen Probleme; Einstellung zu ausgewählten gesellschaftspolitischen Auffassungen (Skala); Einstellung zu einer politischen Führungselite; Einstellung zu ausgewählten Aspekten des demokratisch verfaßten politischen Systems (Skala); Gründe für die Sympathie zu neuen Parteien; Einstellung zu ausgewählten Positionen zu Fragen der inneren Sicherheit (Skala); Sympathie-Skalometer für ausgewählte politische Gruppen, Randgruppen und Minderheiten (Skalometer); Einstellung zu Deutschland als Einwanderungsland (Skala); psychologische Selbstcharakterisierung; Nationalität; alleinerziehend; soziale Herkunft.
Welche Erkenntnisse bietet Michel Foucaults Ansatz der Gouvernementalität für eine politische Theorie, die Geschlecht als zentrale Kategorie setzt? In diesem Band werden Grundbegriffe aus Foucaults Spätwerk aus feministischer Sicht beleuchtet, z.B. Gouvernementalität, Macht, Staat, Subjekt, Sicherheit, Wissen und Kritik. Diese Re-Lektüre möchte zum einen Foucaults Ansatz geschlechtertheoretisch weiterentwickeln und vertiefen, zum anderen Anstöße für eine politische Theoretisierung von Geschlecht geben.
Autoritarismus, Rechtspopulismus und andere Gefährdungen der Demokratie werden viel diskutiert und werfen gleichzeitig neue Fragen für politische Bildungsprozesse auf. Vor diesem Hintergrund stellen die Beiträger*innen des Bandes - die sich in ihrer Forschung mit politischer Bildung, politischer Literalität und politischen Artikulationen in der Migrationsgesellschaft befassen - unterschiedliche Zugänge zur Analyse des Politischen in pädagogischen Kontexten zur Diskussion. Damit liefern sie einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit forschungsbezogenen, methodologischen und gesellschaftspolitischen Fragen der Literacy-Debatte in der politischen Bildung
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