"Im Zuge der demografischen Entwicklung nimmt der Bedarf an Rehabilitationsleistungen nicht nur zu - er verändert sich auch qualitativ. Es geht zunehmend um die Sicherung der Erwerbsfähigkeit älterer Arbeitnehmer, um den Erhalt der Selbstversorgungsfähigkeit von Rentnern und um die Integration der Rehabilitation in den gesamten Behandlungsprozess. Wie diese Herausforderungen bewältigt werden können, wird im Folgenden beleuchtet." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Mangelnde Kenntnis der erschreckenden Daten zu Lebenslagen von Kindern, die in Deutschland unterhalb der Armutsgrenze leben und der schwerwiegenden Auswirkungen, macht auch ein gezieltes politisches Vorgehen unmöglich. So wurde - in Folge der, im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt (AWO) vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) herausgegebenen Forschungsarbeit - eine 2. AWO/ ISS-Studie, eine zweijährige Vertiefungsstudie zur Lebenssituation und auch den Ressourcen der Familien und Kinder im frühen Grundschulalter erarbeitet. Deren im Artikel zusammengefassten Ergebnisse demonstrieren eindringlich die Notwendigkeit von "Armutsprävention" von staatlicher Seite, die ohne finanzielle Mehraufwendungen nicht zu leisten ist. Die lebenslang sich auswirkenden negativen Folgen deprivierter familiärer Sozialisationsbedingungen sind sicherlich nicht unbekannt; die Daten der Untersuchung zeigen aufgrund der mittlerweile mehrjährigen Erfahrung Möglichkeit gezielter Stärkung der elterlichen Ressourcen, handlungsleitende Konzepte und nutzbringende Ansatzpunkte. Ferner werden Möglichkeiten zur Verbesserung institutioneller Rahmenbedingung aufgezeigt, um gezielt Maßnahmen einer sinnvollen und gleichzeitig effektiven Förderung, die sich aufgrund der Vergleichsdaten bereits abzeichnen, in die Wege zu leiten. (DJI/EL)
Den hohen Ansprüchen, zentrale Dimensionen der globalen Umweltkrise kooperativ zu bearbeiten, wie es beim Weltgipfel zu Nachhaltiger Entwicklung in Johannesburg im Jahr 2002 entschieden wurde, ist inzwischen Ernüchterung gefolgt. Die Probleme bei der Implementierung sind offensichtlich und die praktische Umweltpolitik wird dafür kritisiert, dass sie zu wenig die global-lokalen Zusammenhänge berücksichtigt. Für den Bereich der biologischen Vielfalt zeigt insbesondere die umfangreiche Studie des "Millennium Ecosystem Assessment" (MEA 2005), dass es an effektiven Maßnahmen und einer Implementierung der Konvention auf nationaler Ebene fehlt. Was sind die Ursachen dafür? Ist es der fehlende politische Wille oder sind es die sozioökonomischen und weltpolitischen Verhältnisse? Fehlt es am Wissen um angemessene Handlungsmöglichkeiten? Diesen Fragen ging ein Forschungsprojekt an der Universität Wien nach, dessen Ergebnisse im vorliegenden Band präsentiert werden. Im Mittelpunkt stehen die zentralen Konflikte der internationalen Biodiversitätspolitik, nämlich die Auseinandersetzungen darum, wie der Zugang zu biologischer Vielfalt für nicht im Land ansässige Akteure geregelt werden soll und wie die möglichen Vorteile im Falle einer produktiven Nutzung in Form eines Medikaments oder einer Pflanze verteilt werden. Der Autor stellt in seiner Einleitung einige Forschungsansätze zur internationalen Umweltpolitik sowie die einzelnen Beiträge des Bandes kurz vor. (ICI2)
"Rainer Winter untersucht die Prozesse der 'Glokalisierung' (Robertson 1995) bei der Rezeption und Anverwandlung von Produkten der amerikanischen Popmedien. Anhand zahlreicher Beispiele, darunter auch einer ethnographischen Untersuchung der Hiphop-Kultur in Deutschland, zeigt er, wie Hybridbildungen entstehen. Die transnationale Hiphop-Kultur belegt auch, dass eine global verankerte kulturelle Identität und eine lokale Identifikation einander nicht ausschließen, sondern dass es sich um zwei Seiten desselben Vorgangs handelt." (Autorenreferat)
Der Verfasser unterscheidet sechs Formen der Gesellschaftskritik. Dabei differenziert er zunächst zwischen (1) Ideologiekritik und (2) genealogischer Kritik, die vorerst rein deskriptiv auftreten. Sie müssen jedoch zumindest implizit normative Maßstäbe in Anspruch nehmen, um Machtstrukturen nicht nur beschreiben, sondern auch kritisieren zu können. Für die explizite Inanspruchnahme normativer Maßstäbe lassen sich vier weitere Formen der Gesellschaftskritik unterscheiden, nämlich (3) welterschließende, (4) konstruktivistische, (5) interpretative und (6) rekonstruktive Ansätze. Eine Betrachtung dieser sechs Formen der Gesellschaftskritik zeigt, dass die in der Literatur üblichen Unterscheidungen "deskriptiv vs. normativ" und "extern vs. immanent" zu falschen Gegensätzen führen. Fruchtbare Gesellschaftskritik, so wird abschließend gezeigt, muss nicht nur deskriptiv angemessen und normativ überzeugend ausfallen, sondern auch zugleich intern und extern sein. (ICE2)
ZusammenfassungAusgehend von den Ergebnissen einer deskriptiven Studie zum Thema "Psychodrama-Körperpsychotherapie – Arbeit mit somatischen Rollen im Psychodrama" (Suchanek 2022) wird in diesem Artikel der Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie die Verwendung von körperbezogenen Interventionen in der psychodramatischen Paar- und Sexualtherapie thematisiert. Vorgestellt werden ein Überblick über die häufigsten Anwendungsbereiche, sowie ein Modell zur Differenzierung zwischen Anwärmtechniken und vertiefter Prozessarbeit in der Arbeit mit somatischen Rollen.
"Sowohl Unternehmen als auch Absolventen beklagen, dass die Hochschulen zu wenig auf den Berufsalltag vorbereiten. Tatsächlich sind noch immer viele Studien- und Prüfungsordnungen an den Universitäten auf die Ausbildung wissenschaftlichen Nachwuchses ausgelegt - obwohl die Studierenden gar keine Karriere in Wissenschaft und Forschung anstreben. Und im internationalen Vergleich werden auf der Ebene der Fachhochschulqualifikation zu, wenig Studenten ausgebildet. Die deutsche Hochschulpolitik bedarf daher dringend einer Neuorientierung." Forschungsmethode: deskriptive Studie. (Autorenreferat, IAB-Doku).
Die Gründerväter des Islamischen Iran lehnten die Demokratie ziemlich eindeutig ab. In seinem Entwurf für eine islamische Regierung machte Ajatollah Khomeini klar, dass die Staatsmacht durch die Ulema (islamische Geistlichkeit) verkörpert werde, während das Parlament nur eine untergeordnete Rolle spiele. In ihren politischen Schriften erklärten die Befürworter des iranischen Regimes, dass die Hauptdifferenz zwischen Demokratien und der Islamischen Republik darin bestehe, dass in den ersteren die Gesetze durch Menschen gemacht werden, wohingegen in der letzteren die Gesetze das Werk Gottes sind. Ihrem Selbstverständnis nach ist die Islamische Republik heute sui generis das einzig anerkannte Modell der Herrschaft des Propheten Mohamed. Die ausdrückliche nichtdemokratische Orientierung der islamischen Republikaner, die Deklaration ihres Staates als ideologischer Staat und dessen ideologische Ableitung aus unveränderlichen und ewig gültigen, weil Gott-gegebenen Gesetzen, könnte zu dem Schluss führen, dass es sich bei einem solchen Regime um ein offen totalitäres handelt. Der Autor zeigt jedoch, dass anderthalb Dekaden nach der Konsolidierung der islamischen Herrschaft im Iran das nationale politische System eher autoritär als totalitär ist. Ein überraschender Aspekt des iranischen politischen Systems ist, dass es durch Prozeduren gelenkt wird, die formell (und gelegentlich auch real) westlicher und demokratischer Natur sind. Während dies angesichts des eindeutig anti-demokratischen Geistes der frühen Islamischen Republik erstaunlich ist, sollte das - so das Fazit des Autors - nicht blind machen für das autoritäre Wesen des gegenwärtigen iranischen Regimes. (ICA2)
Rene König hat sich als Exilant mit der Demokratie identifiziert, und die Soziologie war ihm eine demokratische Wissenschaft, die für Freiheit und Gerechtigkeit einsteht und diese emanzipativen Errungenschaften gegen totalitäre Zerstörung zu verteidigen sucht. Auch vor diesem biografisch-psychologischen Hintergrund definiert König die Soziologie als Krisenwissenschaft mit dem Anspruch ideologiekritischer Reflexion. Die Machiavelli-Studie steht für dieses wissenschaftspolitische Profil 1940 quasi protosoziologisch am Anfang. Im Beitrag wird die Machiavelli-Studie Rene Königs im biografisch-werkgenetischen Kontext dargestellt, werden ihre politischen und wissenschaftlichen Botschaften rekonstruiert und die zeitgenössische Bewertung des Staatsdenkers Machiavelli beurteilt. Im Zentrum der Analyse stehen die Topoi der Interpretationsperspektive Machiavellis bei König durch die krisensoziologische Methode. (ICB2)