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»Szenen einer missvergnügten Ehe« - dieses bürgerliche Trauerspiel wird derzeit auf den politischen Bühnen westlicher Demokratien gegeben. Es führt vor, wie weit sich Regierende und Regierte auseinander gelebt haben. Von heute auf morgen passiert so etwas nicht. Der Band lässt die wechselvolle Geschichte des Regierens Revue passieren und zeigt, wie angespannt das Verhältnis seit jeher gewesen ist. Dass Kanzler Könige und Bürger Bauern abgelöst haben, hat daran nichts geändert. Andererseits hält diese Mesalliance erstaunlich viel aus - selbst nach blutigen Konflikten arrangiert man sich wieder und findet ein neues Gleichgewicht der Frustration. Die Hoffnung, es gehe trotz allem stetig aufwärts, muss derzeit wieder einmal begraben werden.

"Der Beitrag thematisiert die Grundlagen des apokalyptischen Denksystems, seine religiösen, kulturellen und sozialen Bedeutungen und Funktionen sowie seine Geschichte von der Antike bis in die Gegenwart." (Autorenreferat)

von Dr. Karl Hagen, Privatdocent der Geschichte in Heidelberg ; Volltext // Exemplar mit der Signatur: München, Bayerische Staatsbibliothek -- Germ.g. 178 k

Die Soziologie und die Geschichte haben seit Jahrzehnten über die geisteswissenschaftliche Sozialwissenschaft diskutiert, aber noch immer fehlt eine "Wirklichkeitswissenschaft", wie sie Max Weber vor nunmehr (fast) einem Jahrhundert eingefordert hat. Diese Aufgabe stellt sich dieser Band und zeigt Wege einer "verfahrensbewussten Sozialwisssenschaft" auf. An der Soziologie und der Geschichte wird für zwölf Themen geschildert, was eine verstehende Erkenntnis ausmacht – von Gewalt in der (deutschen) Familie und Altern als Problemen des sozialen Lebens bis zu Charisma und Psychoanalyse als Themen der soziologischen Theorie, und von Überlegungen zur passiven Aggressivität und zur "Geisteswelt" des Dritten Reiches bis zum Demokratieverständnis der Reeducation und zur empirischen Sozialforschung zu Nachkriegsdeutschland reichen die Felder der untersuchten Wirklichkeit(en)

Dieter Groh: "Anthropologische Dimensionen der Geschichte". Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1992. 314 S., kt., 24,- DM

"Außenpolitisch im Kreuzfeuer unterschiedlicher Interessen und innenpolitisch zwischen den Fronten von Royalisten und Republikanern bestimmten Diktatur und Unterdrückung lange Zeit die Geschichte Griechenlands." (Autorenreferat)

Die 3 Politikdozenten der Bundeswehruni Hamburg legen ein Lehrbuch zur politischen Ideengeschichte vor. Dabei erfolgt die Präsentation des Stoffes chronologisch: Beginnend mit den Denkern der Antike (Platon, Aristoteles), erörtert das Autorentrio einzelne Konzepte (Gesellschaftsvertrag, Republik, Freiheit, Verfassung, Revolution, Parteien etc.) in ihrem historischen Kontext. Dabei werden auch jeweils wichtige Autoren (u.a. Machiavelli, Bodin, Hobbes, Montesquieu, Rousseau, Burke, Mill, Marx, Lenin, Weber) vorgestellt und ihr Einfluss auf die Entwicklung der grundlegenden politischen Richtungen (Sozialismus, Liberalismus, Konservatismus) diskutiert. Die Autoren sind in der Lage, den komplexen Stoff verständlich zu präsentieren. Die Einführung richtet sich zwar an Studenten (Politik, Philosophie, Geschichte), ist aber auch schon für die gymnasiale Oberstufe brauchbar. Die Behandlung des 20. Jahrhunderts kann allerdings nicht überzeugen (so fehlen z.B. J. Rawls und K. Popper). Neben den kommentierten Textsammlungen "Demokratietheorien" (BA 4/02) und "Klassische Staatsphilosophie (BA 1/01). (2 S) (Michael Reisser)

Von 1972 bis 1982 war der Autor Polizeibeamter im Hamburger Vergnügungsviertel St. Pauli mit der Davidwache als Einsatzort. Was er in diesen Jahren alles erlebt hat, schildert er in seinen "Geschichten vom Kiez". Paulsen kannte sie alle, die Damen von der Herbertstrasse, die Gastwirte der einschlägigen Lokale, die Zuhälter und Drogendealer, die Koberer und die gescheiterten Existenzen. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine Tour, die hinter die Kulissen des Vergnügungsviertels führt, das in jener Zeit immer stärker kriminalisiert und von Verteilungskämpfen um "die goldenen Töpfe" geprägt wurde. Durch seine aufrichtige Art und sein faires Verhalten war Paulsen im Milieu zwar nicht beliebt, aber durchaus anerkannt. Die interessanten Geschichten rund um die Davidwache sind locker geschrieben und dürften auch ausserhalb Hamburgs ihre Leser finden. Paulsens ehemaliger Kollege Burkhard Botz schrieb über seine Erfahrungen in St. Pauli in dem Buch "Kein Tag ohne Gefahr" (Viebranz, 2000; hier nicht besprochen). Zum Thema auch I. Donati: "Einsatz auf St. Pauli" (Mikado-Verlag, 2002; hier nicht besprochen). (2)

Der Autor fragt, "ob es postmoderne Geschichte gibt und (wenn ja) wie solche Geschichten beschaffen sind". Untersucht werden drei historische Romane aus der englischen Romangeschichte: Walter Scotts "Waverley" als Beispiel realistischen Erzählens; Virginia Woolfs "Orlando" als Beispiel für modernes Erzählen sowie D.M. Thomas' "Ararat" als Beispiel für einen postmodernen Roman. Die Analyse von "Waverley" und "Orlando" zeigt, daß die autoritative Perspektive des persönlichen Erzählers, der sich gesellschaftlicher Zustimmung sicher weiß, abgelöst wird durch eine subjektive Perspektive. Während der realistische Roman eine geschlossene Welt darstellt, reflektiert der moderne Roman eine fragmentierte, bruchstückhafte Welt. Der postmoderne Roman geht hier weiter, für ihn gibt es keine Wirklichkeit mehr, sondern nur Bilder von Bildern. Vor diesem Hintergrund wird Thomas' Roman analysiert. "Hier sind kein Held und keine Heldin, die sich einen Platz in der Gesellschaft erobern oder die ihre Möglichkeiten in der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft zur Reife bringen. Der Roman 'Ararat' ist postmodern auch in dem Sinne, daß hier Dissens und Vielfalt strukturbestimmend sind." (ICD)

In dem Beitrag wird die Geschichte der mexikanischen Frauenbewegung nachgezeichnet. Zunächst wird beschrieben, daß die mexikanischen Frauen als Mestizinnen im Kampf um die eigene Identität zwischen zwei Traditionen stehen: der alten aztekischen und der spanisch-katholischen. Um die Geschichte der Frauenbewegung in Mexiko aus feministischer Perspektive aufzuzeigen, werden aus der Vergangenheit Frauenbilder ausgegraben und ihre versteckte Bedeutung für Frauen heute herausgearbeitet, angefangen mit der aztekischen Göttin Coatlicue. Die Situation der Frauen bei den Azteken und unter der spanischen Kolonialherrschaft wird beschrieben. Der heutige Kampf um die eigene Identität wird am Beispiel der mexikanischen Malerin Frida Kahlo skizziert. Die Ursprünge der feministischen Frauenbewegung im 19. und 20. Jahrhundert werden aufgezeigt. Chronologisch wird die Entwicklung der Bewegung geschildert. Seit den 70er Jahren wird ein Erstarken der linken Frauenbewegung beobachtet. Trotz Beziehungen zu den Parteien wird der Feminismus als autonome Kraft eingeschätzt. Die feministischen Hauptthemen werden skizziert: das Verhältnis Arbeit - Klasse, die klassenunabhängigen Frauenprobleme und die feministische Theoriebildung. (RW)