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Die allgemeine Frage, wie Karrieren "gemacht" werden, hat nach Ansicht des Autors zumindest zwei unterschiedliche Aspekte: Wie stellen Individuen Karrieren und insbesondere Kontinuitäten in ihren Erwerbs- und Lebensverläufen aktiv her? Unter welchen institutionellen bzw. karrierepolitischen Bedingungen geschieht dies? Um einer Antwort auf diese Fragen systematisch näher zu kommen, werden im vorliegenden Beitrag Erwerbskarrieren von Absolventen der Ausbildungsberufe Tischler, Bäcker, Einzelhandelskaufmann und Bürokaufmann miteinander verglichen und vor dem Hintergrund ihrer unterschiedlich attraktiven und institutionalisierten beruflichen Handlungsfelder interpretiert. Der Autor zeigt, dass in dem Maße, in dem sich diese Berufe hinsichtlich ihres Institutionalisierungsgrades, d.h. der Regelungsdichte der Ausbildung und der allgemeinen Wahrnehmbarkeit der berufsspezifischen Qualifikation, sowie hinsichtlich statistischer Merkmale der Erwerbssituation, d.h. der beruflichen Stabilität und des Arbeitsmarktwerts, unterscheiden, auch die jeweils typischen Karrieremuster variieren. Institutionalisierung einerseits und Marktlage andererseits erweisen sich somit als entscheidende Faktoren für individuelle Karriereverläufe. (ICI2)

In dem Beitrag wird untersucht, was die Abgeordneten des Deutschen Bundestages zu dem veränderten Partizipationsverhalten der Bundesbürger angesichts der Entwicklung der postmaterialistischen Wertorientierungen sagen. Ausgangspunkt ist die These, daß die gestiegenen Partizipationsansprüche und Partizipationserwartungen der Bürger als Herausforderung für das strikt repräsentativ verfaßte System der Bundesrepublik sowie für dessen politische Institutionen und Akteure angesehen werden müssen, denn das Interesse an der direkten Demokratie wächst mit der Kritik am Parteienstaat und seinem parlamentarischen Betrieb. Die Diskussion über eine Institutionalisierung direktdemokratischer Beteiligungsverfahren wird nachgezeichnet. Die Haltung der im 11. Deutschen Bundestag vertretenen Parteien zu direktdemokratischen Beteiligungsverfahren, vor allem zu einer möglichen plebiszitären Ergänzung des Grundgesetzes, wird analysiert, indem nach programmatischen Aussagen der Parteien oder unterschiedlichen Auffassungen quer durch die Parteien gesucht wird. Es wird gefragt, ob im Bundestag über die Parteigrenzen hinweg bestimmte Merkmale wie Geschlecht, Alter oder Anciennität Auswirkungen auf die Einstellung der Abgeordneten zu direktdemokratischen Verfahren haben. Die Unterschiede bei den Abgeordneten des Bundestages und der Volkskammer werden herausgearbeitet. (ICA)

Der vorliegende Beitrag präsentiert erste Ergebnisse eines laufenden Projekts zum "Ökologischen Diskurs" der vergangenen drei Jahrzehnte in Deutschland. Unterschieden werden vier Phasen: Nach dem Umwelt-Reformdiskurs, der eher "von oben" im Rahmen der Reformeuphorie der ersten sozialdemokratischen Regierung initiiert wurde, fand in Anbetracht des pragmatischen wirtschaftlichen Krisenmanagement der Regierung Schmidt ein polarisierter Diskurs statt, der die besondere Identität der bundesdeutschen Umweltbewegung prägte. Seit Beginn der 80er Jahre wird die Umweltproblematik "hoffähig" und andere politische und wirtschaftliche Akteure öffnen sich für umweltpolitische Aspekte. In der Öffentlichkeit vollzieht sich ein Wandel von der "Öko-Askese" zu einem allgemeinen "Öko-Fun und Run". Diese Institutionalisierungen führen zu erheblichen Friktionen in der Umweltbewegung. Gegenwärtig nehmen durch die Wiedervereinigung ökonomische Themen eine höhere Priorität ein. Der Autor schätzt die Chancen für neue ökologische Mobilisierungen von unten wegen des hohen Institutionalisierungsgrades der Umweltbewegung als gering ein. Konflikte werden innerhalb dieser institutionalisierten Bewegung ausgetragen. (ICE)

In Zeiten einer erneuten politischen Konfrontation ist dem Autor zufolge die Frage nach den Bedingungen russisch-europäischer Kooperation als politische Gestaltungsaufgabe sowie als analytisches Problem von Bedeutung. Er beschreibt zunächst, was in diesem Zusammenhang mit der Governance-Perspektive gemeint ist. Im Hauptteil seines Beitrags arbeitet er dann die analytische, nicht wertende Besonderheit der EU-Russland-Beziehungen heraus, indem die Spezifika der beiden Pole dieser Dyade erörtert werden. Es wird die Institutionalisierung dieser Beziehungen nachgezeichnet und eine Reihe von problematischen Aspekten hinsichtlich ihrer Funktionsweise erörtert. Hieraus wird abschließend hinsichtlich der analytischen Leistungsfähigkeit des Governance-Konzeptes im konkreten Fall der EU-Russland-Beziehungen eine kritische Bilanz gezogen. Der insgesamt eher geringe Erfolg europäisch-russischer Governance darf nach Ansicht des Autors nicht als Argument gegen die Governance-Perspektive und als Plädoyer für einen realistischen Ansatz missverstanden werden, sondern als Bestandsaufnahme zur Verbesserung der Governance der EU-Russland-Beziehungen. (ICI2)

Der Verfasser gibt zunächst einen Überblick über die Entwicklung der Umfrageforschung seit der Weinheimer Tagung von 1951 bis gegen Ende der sechziger Jahre und der zu diesem Zeitpunkt erreichten Etablierung der Umfrageforschung als anerkannte Vorgehensweise in der Bundesrepublik. Er behandelt im Folgenden die siebziger und achtziger Jahre als Zeit der Konsolidierung und methodischen Differenzierung der deutschen Umfrageforschung und stellt die Institutionalisierung der Umfrageforschung im akademischen Milieu (ZA, ALLBUS) sowie im privatwirtschaftlichen Bereich dar, in dem sich ein breites Spektrum von privaten Instituten - vor allem auch im Bereich der Marktforschung - entwickelt hat. Schwierigkeiten, mit denen sich die empirische Sozialforschung in der Bundesrepublik konfrontiert sieht, können nach Überzeugung des Verfassers nur durch ein gemeinsames Vorgehen der akademischen und der privatwirtschaftlichen Institute überwunden werden. Abschließend weist der Verfasser auf die besondere Problematik hin, die sich für die Umfrageforschung mit der Wiedervereinigung Deutschlands ergeben hat. (ICE)

Die Erwartung, daß mit den jordanischen Parlamentswahlen von 1993 auch die Institutionalisierung des politischen Systems voranschreiten werde, hat sich nicht erfüllt. Obwohl im Zuge der vier Jahre zuvor begonnenen politischen Liberalisierung nun erstmals auch Parteien zugelassen wurden, stellten sich - abgesehen von den Kandidaten der muslimbrudernahen "Islamic Action Front" - vor allem unabhängige Kandidaten zur Wahl. Der von konservativen Kräften dominierte Wahlkampf wurde ohne ideologischen Elan geführt; das umstrittene Gaza-Jericho-Abkommen war nicht - wie befürchtet - das zentrale Thema, sondern es ging um lokale Angelegenheiten, Stammes- und Klientelinteressen. Das Wahlergebnis, das offenbar ohne Manipulation zustande kam, entspricht den Wünschen des Herrschers nach Stabilität: weniger Islamisten, viele unabhängige Konservative, wenig Oppositionelle und nur eine Frau im neuen Abgeordnetenhaus. (DÜI-Hns)

In der Mobilisierungsphase der Bürgerbewegungen waren viele Frauen politisch aktiv, deutlich seltener jedoch machten sie den Prozeß der Institutionalisierung mit. Als wesentliche Ursache dafür werden ihr Politikverständnis, ihre Entstehungsgeschichte in der DDR, ihre subjektiven Wertvorstellungen und ihre Widersprüche zu den Erwartungen und Anforderungen in der institutionalisierten Politik untersucht. Dazu wurden 1995 zehn lebensgeschichtlich-narrative Interviews mit Frauen geführt, die in der Wendezeit auf unterschiedlichen Ebenen der institutionalisierten Politik tätig waren und das heute nicht mehr sind. An beispielhaften Aussagen werden wesentliche Dimensionen ihres Politikverständnisses - Gemeinsamkeit, Praxis, Geschlechtsintegration, Repression als Ausdruck der Fremddefinition - herausgearbeitet. Hinsichtlich der DDR-Zeit wird der Politikbegriff negativ besetzt und als Widerstandshandeln gefaßt. Für die folgenden Transformationsprozesse bedeutet das, daß unter einem auf Parteien und Politik verengten Politikbegriff deutlich weniger Frauen als Männer in die institutionalisierte Politik wechselten. Unter einem auf außerparlamentarische Zusammenhänge erweiterten Politikbegriff jedoch ist die politische Aktivität der Frauen gleich geblieben. (prf)

Die Autoren stellen die Ergebnisse des TIP-Projektes dar, welche zeigen, dass der Institutionalisierungsprozess in Partnerschaften durch verschiedene objektive Ereignisse abgebildet werden kann, die sich nach dem Kriterium ihrer Schwierigkeit ordnen lassen und insgesamt die Konstruktion einer Guttmann-Skala erlauben, die eine befriedigende Reproduzierbarkeit und eine hinreichende Varianz aufweist. Für die Kriteriumsvalidität der Skala sprechen zudem systematische positive Korrelationen mit Merkmalen wie der Partnerschaftsdauer, den Investitionen in die Partnerschaft oder der Paaridentität. Die im vorliegenden Bericht dargestellte Skalenvariante kann zwischen vier Institutionalisierungs-Levels unterscheiden, die durch signifikante Ereignisse, wie z. B. das Tauschen der Wohnungsschlüssel, gekennzeichnet sind. Gegenüber einer einfachen Unterscheidung zwischen den Lebensformen "living apart together" (LAT) und "nichteheliche Lebensgemeinschaft" (NEL) kann somit die Varianz immerhin verdoppelt werden, indem bestimmte Zwischenschritte Berücksichtigung finden. (ICI2)

"Seit längerem wird in den Sozialwissenschaften über die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen diskutiert. In jüngerer Zeit erlangte das Thema angesichts der zunehmenden Finanzmarktorientierung von Unternehmen zusätzliche Brisanz. Die Ausrichtung von Unternehmensentscheidungen an 'shareholder value' scheint keinen Platz für nicht am erwarteten Gewinn ausgerichtete Entscheidungen im unternehmerischen Handeln zu lassen. Das Working Paper geht der Frage 'Sind Unternehmen sozial verantwortlich?' in ihren drei möglichen Bedeutungen nach: (1) Nehmen Unternehmen in ihren Entscheidungen soziale Verantwortung wahr, (2) unter welchen Bedingungen können sie soziale Verantwortung wahrnehmen und (3) sollen sie soziale Verantwortung ausüben. Die Argumentation richtet sich kritisch gegen die Vorstellung, gesellschaftlich gewünschte Anforderungen an unternehmerisches Handeln ließen sich durch die Institutionalisierung freiwillig sozial verantwortlichen Engagements erreichen." (Autorenreferat)

Der Beitrag befasst sich mit den gesellschaftsstrukturellen Bedingungen, die den theoretischen Kontroversen um das Verhältnis liberaler Demokratie zu kultureller Pluralität und den entsprechenden Problemen demokratischer Politik zugrunde liegen. Hierzu gehört nicht nur die beschleunigte wirtschaftliche Globalisierung, sondern auch die globale Institutionalisierung universalistischer Rechtsnormen, insbesondere durch die völkerrechtliche Standardisierung der Menschenrechte. Der Verfasser behandelt dieses Thema am Beispiel sprachlicher Pluralität. Vor dem Hintergrund einer knappen Analyse der Funktion von Sprache in der Konstruktion kollektiver Identität im institutionellen Rahmen des modernen Nationalstaats wird die im Kontext des Globalisierungsprozesses veränderte staatliche Legitimationsbasis problematisiert, auf die sich multikulturelle Sprachpolitiken stützen. Die Spezifizierung der Rechte von Sprachminderheiten zeigt, dass die völkerrechtliche Standardisierung von Menschenrechten im Zuge der sich langfristig wandelnden Legitimationsbasis politischer Herrschaft Auswirkungen auf das institutionelle Arrangement von Staat und Individuum und damit auf die Institution der Staatsbürgerschaft hat. Der Verfasser verknüpft seine Analyse abschließend mit aktuellen demokratietheoretischen Konzeptionen und charakterisiert die multikulturelle Demokratie als unabschließbares, radikal demokratisches Projekt. (ICE2)

Ausgehend davon, daß die Sicherung der individuellen Freiheit das zentrale Anliegen von Mill und damit dem demokratischen Rechtsstaat ist, wird in dem Beitrag aus der Sicht eines CDU-Politikers diskutiert, warum heite nach der spezifischen Rolle einer liberalen Partei gefragt werden muß. Dazu wird die Entwicklung des organisierten Liberalismus als eine Geschicht von SPaltung und Wendungen dargestellt. Nachdem die historischen Wurzeln des Liberalismus geortet sind, wird die Institutionalisierung liberaler Ideen bzw. der politischen Idee des Liberalismus in der Demokratie und im besonderen im demokratischen Rechtsstaat nachgezeichnet. Für die Zukunft des Liberalismus bzw. einer liberalen Partei werden drei Prinzipien herausgearbeitet: (1) Sicherung der individuellen Freiheit gegen einen zunehmenden Konfliktlösungs- und Regelungsbedarf der modernen Industriegesellschaft; (2) Eintreten für einen freiheitlichen, demokratischen Meinungswettstreit und gegen jede Form des Totalitarismus; (3) Sicherung der Errngenschaften der freiheitlichen, repräsentativen, parlamentarischen Demokratie. Als Konsequenz aus diesen Überlegungen wird festgestellt, daß jede Partei, die einen liberalen Anspruch hat, aus diesen Positionen heraus eine glaubwürdige Politik für die Probleme der Zeit formulieren muß. (RW)

Im September 2008 wurde in Quebec das Unterrichtsfach "Ethik und religiöse Kultur" (ERC) in Primar- und Sekundarschulen eingeführt. Diese Entwicklung verweist auf die neue soziale Realität in Quebec, die durch zwei Prozesse gekennzeichnet ist: Zum einen einer schnellen und tiefgreifenden Säkularisierung und zum anderen einer wachsenden kulturellen und religiösen Pluralisierung der Gesellschaft. Das ERC-Programm hat den Prozess der Säkularisierung der Schulen in Quebec vervollständigt, in dem der Religionsunterricht, der zuvor aus festgelegter Perspektive erteilt wurde, nun ersetzt ist. Der Beitrag gibt einen Überblick über die politische Geschichte der Institutionalisierung des ERC-Programms, die eingebettet ist in den Kontext der Entwicklung der Verbindung zwischen Kirche und Staat der letzten 40 Jahre, insbesondere im Bereich der Bildung. Außerdem beschäftigt sich der Beitrag mit der Rolle, die religiöse Gruppen bei der Entstehung des Programms gespielt haben. Abschließend wirft der Beitrag einen Blick auf die Wahrnehmung des Programms innerhalb verschiedener religiöser Gruppen, die sich mit seiner Bedeutung auseinandergesetzt haben. (ICA2).