Der Erste Welt-Krieg oder: Der Beobachter als revolutionäres Subjekt
In: Terror im System: der 11. September und die Folgen, S. 175-200
Jean Braudillard hat die These vertreten, dass der Anschlag vom 11. September 2001 eher ein "symbolischer" als ein "realer" Akt gewesen ist, weil die Gewalt und deren Folgeschäden nicht die entscheidende Wirkmacht waren, sondern allein ihr symbolischer Gehalt, ihre Repräsentationsmacht, und dies sowohl für die Terroristen als auch für die Legitimation des "Kriegs gegen den Terrorismus". Der Autor kommentiert diesen Gedanken aus einer systemtheoretischen Perspektive: Der Anschlag war und ist ein weltgesellschaftliches Ereignis, weil die Terroristen mit einer "unvorstellbaren Beobachtungsverfremdung" operierten und rechneten; sie machten auf eine Perspektive aufmerksam, die dem Westen völlig unbegreiflich ist: "Das meinte Braudillard mit der Nichtrealität der Ereignisse, mit ihrem symbolischen Gehalt und ihrem fast kulturindustriell hergestellten Schrecken". Der Autor zieht daraus den "banalen" Schluss für den Westen, "sich schlicht die Selbstbeschreibungen anderer Regionen der Weltgesellschaft anzusehen, anstatt über eine kulturelle Verständigung mit 'dem Islam' zu schwadronieren". (ICA)