"Es wird dargestellt, worin sich das Partizipationsverhalten weiblicher Parteimitglieder von männlichen unterscheidet, welche Mechanismen sich auf die Mitarbeit von Frauen auswirken und warum es den einzelnen Parteien in so unterschiedlichem Maße gelingt, Frauen als Mitglieder zu gewinnen." (Autorenreferat)
"Das Verhältnis von Gewerkschaften und Parteien hat sich historisch gewandelt. Der Autor zeigt in seinem Beitrag, historisch-vergleichend, das Verhältnis verschiedener Gewerkschaftstypen zu den Parteien. Für die heutige Konstellation des Fünf-Parteiensystems können sich Gewerkschaften nicht mehr an eine Partei binden und müssen sich strategisch verschiedene Optionen offen halten." (Autorenreferat)
Die Entwicklung des Internet wirft die Frage auf, ob es künftig Wahlen entscheiden kann. Bereits im Jahr vor der Bundestagswahl 2002 haben sich Parteien gezielt auf den Internet-Wahlkampf vorbereitet. Der Beitrag beschäftigt sich mit den Strategien der Parteien für den mehr oder weniger ersten "richtigen" Internet-Wahlkampf in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, inwieweit die Parteien das Kommunikationspotenzial des Netzes für den Bundestagswahlkampf 2002 nutzen werden. Die Autoren skizzieren mit Hilfe einer Befragung unter den Online-Managern der Parteien, wie und mit welcher Hoffnung die Parteien Online-Wahlkampf betreiben. Das Internet als Wahlkampfmedium bietet für Parteien spezifische Möglichkeiten, ihre Außen- und Binnenkommunikation zu ergänzen. Die Internet-Nutzer/ Wähler können von der unvermittelten Außenkommunikation der Parteien vornehmlich von der internet-spezifischen Breiten- und Zielgruppenkommunikation - profitieren, indem sie auf Primärquellen und den durch das Internet möglichen Mehrwert an umfangreichen, aktuellen, multimedialen und interaktiven Informationen bzw. Kommunikationsmöglichkeiten zurückgreifen. Es ist aber keine ausgereifte bzw. differenzierte Zielgruppenstrategie der Parteien erkennbar. Die etwas paradox klingende Aussage des CDU-Vertreters, dass "die Wahlen 2002 im Internet noch nicht gewonnen, aber verloren gehen können", beschreibt diese Situation. (RG)
"Die Ergebnisse einer Analyse der politischen Strukturen und Einstellungen im unteren Drittel der deutschen Gesellschaft sollten die Parteien veranlassen, integrative Politik gegen soziale Ausgrenzung zu setzen. Es gilt, die sozialen Voraussetzungen für die uneingeschränkte Zugehörigkeit zur Gesellschaft zu schaffen." (Autorenreferat)
Der Verfasser zeigt, dass sich das Verhältnis von Verbänden und Parteien in der Bundesrepublik ziemlich eindeutig entwickelt hat: Die Interessenkoalitionen der Anfangszeit mit starker Organisations- und Funktionsverflechtung wurden vor allem im Ökologiekonflikt der 70er und 80er Jahre durch eine (bereits abgeschwächte) Variante im Spektrum von Umweltgruppen und Grünen ergänzt. Seitdem wirken die intervenierenden Ereignisse (deutsche Einheit) und die allgemeineren Trendfaktoren klar in Richtung Entkopplung der beiden Akteurstypen der Interessenvermittlung. Selbstverständlich bleibt damit genügend Raum für pluralistische Einflussmuster und komplementäre Funktionen der Interessenvermittlung. Für den Korporatismus mit seinen älteren Verankerungen wird jedoch der Boden dünner. Die sozialstrukturelle Basis der Interessenorganisierung spiegelt dynamische Veränderungen der Wirtschaftsstruktur sowohl in den Berufsqualifikationen (wissensökonomische Dienstleistungen) als auch in den Unternehmensstrukturen (Standortmobilität unter Globalisierungsbedingungen). Damit verändern sich die Anforderungen an Interessenverbände im Arbeitnehmerbereich, die mehr Mobilität, Flexibilität und Differenzierung abbilden müssen. Soweit solche Interessenmuster organisiert werden können, wird anstelle der klassischen Großorganisation der kleinere und spezialisiertere Organisationstyp gestärkt. Die sozialstrukturellen Faktoren für eine Differenzierung und Pluralisierung von Interessenlagen und Organisationsmustern werden ergänzt durch das unter anderem bildungsbedingt steigende organisatorische Handlungspotenzial und eine zunehmende advokatorische Interessenförderung. Diese Organisationsdynamik im Feld organisierter Interessen eignet sich nicht mehr zur Organisationsverflechtung mit der geringen und nicht beliebig erweiterbaren Zahl von Parteien, die ihrerseits unter komplexem Modernisierungsdruck stehen. Für die Artikulation von Wirtschaftsinteressen bringt die ökonomische Globalisierung aber noch eine weitere Strukturveränderung hervor. Mit dem Größenwachstum und dem transnationalen Aktionsradius und Vernetzungsgrad von Unternehmen bieten Verbände häufig nicht mehr die geeignete Form politischer Interessenvertretung. Mittelstands-, Arbeitgeber- und Branchenverbände behalten zwar weiterhin ihre spezifische funktionale Bedeutung, doch nimmt die Form des direkten Unternehmenslobbyismus auf allen Ebenen bis zur EU kontinuierlich zu. Das Spektrum der Einflussbeziehungen zur Politik von der Ad-hoc-Kampagne über Aufsichtsrats- oder Beratungstätigkeit bis zu korrumpierenden Nebeneinkünften von Abgeordneten ist nicht zuletzt aufgrund begrenzter Transparenz publizistisch und wissenschaftlich noch nicht adäquat erschlossen. Da jenseits der Verbandsform angesiedelt, sind diese Lobbymechanismen auch nicht mehr in stabilen Beziehungen zwischen Verbänden und Parteien fassbar. Von der Unternehmensebene aus wird ein weiterer Aspekt augenfällig, zumal wenn man die lokale und regionale Ebene einbezieht. Zwischen den politischen Hauptakteuren von Regionen (etwa Bundesländern) und dem jeweiligen Wirtschaftsgeflecht, insbesondere den Großunternehmen, haben sich häufig Interessenverbünde für den "Standort" etabliert, die als "Standortkoalitionen" primär auf eine Optimierung der externen Wirtschaftsbedingungen zielen und auf der Prämisse einer Homogenisierung (oder zumindest Relativierung) der internen Interessen- oder Konfliktkonstellation beruhen. (ICG2)
Das Verhältnis Großbritanniens zur Europäischen Union ist bis heute ein widersprüchliches und schwieriges Verhältnis geblieben: Das Vereinigte Königreich gilt auch heute eher als Bremser denn als Gestalter einer Weiterentwicklung und Vertiefung der europäischen Integration, da es seine Interessen eher intergouvernemental definiert und bei den Einigungsfortschritten seit Maastricht immer wieder Ausnahmen für sich beansprucht. In der bisherigen Analyse der britischen Europapolitik ist Großbritannien zu oft als einheitlicher internationaler Akteur behandelt worden. Die vorliegende Arbeit untersucht hingegen ganz gezielt die Europapolitik der drei großen britischen Parteien. Sie zeichnet die europapolitischen Leitbilder dieser Parteien, deren konzeptionelle Grundlage, Konstanten und Veränderungen nach. Zugleich analysiert sie aber auch die zentralen Themen, Streitpunkte und Argumentationsstränge, die den innerparteilichen Diskurs um die Europapolitik von Maastricht bis Nizza durchziehen. ; The relationship between Great Britain and the European Union (EU) has always been a difficult and contradictory one. Even today, the United Kingdom appears to be an unwilling partner of further integration and development of the EU. Great Britain has a clearly defined intergovernmental approach to European policy. Yet, former analysis of British European policy has too often defined Great Britain as a uniform international actor. This study has a different approach: It compares the European policy of the three major parties in Britain by analysing the fundamental European conceptions and motives, their continuities and changes from the Maastricht Treaty in the early 1990s to the Nice Treaty which was ratified in the British House of Commons in autumn 2001. Next to the official partisan European course, the study also outlines and evaluates the central topics and issues of dissent which dominate the inner party discussions about European policy from Maastricht to Nice.
Die Sozialistische Partei (PS) ist derzeit auf nationaler Ebene die wichtigste Oppositionspartei Frankreichs. Auch wenn sich immer wieder andere linke Parteien zu Wort melden, ist die PS die einzige Partei, der auch zuzutrauen ist, die regierenden Gaullisten als stärkste Kraft abzulösen. Allerdings befindet sich die Partei im Jahr 2010 gleichsam an einem Scheideweg. Sie steckt in einer tiefen Identitätskrise. Nach dem absoluten Tiefpunkt bei den Präsidentschaftswahlen 2002, als der sozialistische Kandidat Lionel Jospin hinter Jacques Chirac und Jean-Marie Le Pen nur den dritten Platz im ersten Wahlgang erreichte, gelang es bis dato auch seiner Nachfolgerin nicht, die Partei längerfristig hinter sich zu vereinen. Der Beitrag beleuchtet zunächst die Krise der Sozialistischen Partei, geht dann auf die Parteireform ein und betrachtet deren politisches Programm. Außerdem widmet sich der Beitrag der Mitglieder- und Wählerstruktur der PS sowie deren gesellschaftlicher Verankerung. Weitere Analysen beziehen sich auf die Zielgruppenansprache der PS und die Loslösung der nationalen von den untergeordneten Parteiebenen. Schließlich werfen die Autorinnen einen Blick auf die Koalitionsfrage. (ICB2)
Der Beitrag leitet den gleichnamigen, von den Verfassern herausgegebenen Sammelband ein. Er stellt die Neubegründung des Parteiensystems in Sachsen nach der friedlichen Revolution vom Herbst 1989 dar, diskutiert die Ergebnisse der ersten Volkskammerwahlen in Sachsen und der Landtagswahlen im Jahr 1990 und setzt sich mit dem Problem des Rechtsextremismus in Sachsen auseinander. Alle Parteien in Sachsen sieht er heute mit denselben Problemen konfrontiert: geringe Zahl der aktiven Mitglieder, Schwierigkeiten, politische Ämter mit geeigneten Kandidaten zu besetzen und Re-Pluralisierung des Parteiensystems. Angesichts einer insgesamt unbefriedigenden Forschungslage will der Sammelband einen spezifischen Blick auf ein ostdeutsches Parteiensystem werfen und damit einen Beitrag zur politischen Bildung in Sachsen leisten. (ICE2)
Der Autor beginnt seinen Beitrag mit der Frage, ob die Erfolge kleinerer Parteien im "Superwahljahr" 2004 nur Ausnahmen im politischen Systems darstellten oder auch längerfristig zu erwarten sind. Er gibt anschließend einen historischen Überblick über die Entwicklung der kleineren Parteien seit der Gründung der Bundesrepublik und diskutiert u.a. folgende Fragen: Welches ist der Grund für den zunehmenden Wahlerfolg kleinerer Parteien auf der einen und die zu beobachtende Erosion der Großparteien auf der anderen Seite? Welche Typen von kleineren Parteien profitieren hiervon im Besonderen und wie sind diese im deutschen Parteiensystem zu verorten? Ist die Renaissance kleinerer Parteien, verbunden mit einer erhöhten Volatilität, ein Zeichen des nahen Endes der Vorherrschaft der beiden Volksparteien? Der Autor identifiziert ferner Marktlücken im Volksparteiensystem und skizziert ein entsprechendes Modell, das aus den drei Idealtypen "Flügelpartei", "Scharnierpartei" und "Regionale Partei" besteht, und mit dessen Hilfe sich die Entwicklungen kleinerer Parteien innerhalb eines Zweikräfte-Parteiensystems darstellen und in einen funktionalen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang einordnen lassen. (ICI2)
Es wird gezeigt, "welches vorherrschende Begriffsmodell die Parteienforschung gewöhnlich bei ihren Forschungsanstrengungen zugrundelegt, welche Grundannahmen und -ansichten dieses Vorstellungsbild prägen und welche Konsequenzen sich für die Aussagekraft der Forschungserträge im Hinblick auf die Beschreibung und Erklärung der Realität ergeben." Ausgehend von einem systemtheoretischen Ansatz wird ein alternatives strukturelles Eigenschaftsmodell der politischen Partei vorgestellt, das bisher vernachlässigte Bereiche der Organisationswirklichkeit entscheidend hervorhebt. Gegenstand ist der "Parteitypus der moderaten demokratischen Partei Westeuropas und Nordamerikas." Das Modell dient dazu, empirischen Analysen und theoretischen Verallgemeinerungen der Parteienforschung neue Impulse zu geben. (HA)
Der Beitrag zur politischen Kommunikation in der Schweiz betrachtet die Rolle der Parteien im Zuge des rasanten Wandels des Mediensystems seit den 1960er Jahren. Die Studie untersucht aus Sicht der Parteienforschung die Entwicklung der Schweizer Parteien und arbeitet so die Stellung der Parteien in der 'Mediendemokratie' heraus. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob die Parteien nach wie vor ihre Funktion erfüllen und ob es der Demokratie damit besser oder schlechter geht. Die Analyse beleuchtet folgende Bestandteile der parteipolitischen Kommunikation: (1) die Einführung von Publikationsorganen der Parteien als Reaktion auf die schwindende Bedeutung der Parteipresse, (2) die Nutzung von Radio und Fernsehen durch die Parteien, (3) die zunehmende Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit und Politikmarketing, (4) die neuen Kommunikationsformen E-Mail und Internet sowie (5) die zukünftige Herausforderung des elektronischen Wählens und Abstimmens. Politikberichterstattung ist günstig, planbar und lässt sich, wenn die PolitikerInnen etwas mithelfen, auch gut inszenieren. So deutet vieles darauf hin, dass die Schweizer Parteien bisher die Herausforderungen der Mediendemokratie einigermaßen erfolgreich gemeistert haben. (ICG2)