Praktiken wie "kogenerativer Dialog" und "Co-teaching" sind in Begriffen von kollektiver Verantwortung und – der erstere mehr als der zweite – Solidarität fundiert. Jedoch werden beide Begriffe im Allgemeinen nicht in einem umfassenderen philosophischen Rahmen angesiedelt, der uns verstehen lassen würde, wie menschliche Praxis mit Ethik im Allgemeinen und mit kollektiver Verantwortung und Solidarität im Besonderen verbunden ist. In dieser kurzen Einführung zum Thema zeige ich, wie Ethik in unserer materiellen Existenz, die selbst auf fundamentale Weise sozialer Natur ist, begründet werden kann. Ich führe eine konkrete Situation und ein Transkriptionsexzerpt einer erhitzten Diskussion über den Zugang zu einem Grundbedürfnis (Wasser) an, in deren Zusammenhang die kollektive Natur von Verantwortung beispielhaft dargestellt wird. Der aufgezeichnete Rahmen ist nicht-deterministisch, was uns zu der Bedingung führt, die inneren Widersprüche in andauernder konkreter Praxis zu überkommen.
In einem gerade erschienenen Essay über Open Access (VALSINER, 2006) werden die Leser und Leserinnen mit einigen Behauptungen über eine die Zugänglichkeit von Veröffentlichungen faktisch nicht verbessernde Verschiebung der Publikationskosten von den Produzenten hin zu den Benutzern konfrontiert. Da konkrete, die Behauptungen unterstützende Instanzen und Fallstudien fehlen, zweifle ich, dass VALSINERs Kommentare in ihrer Abstraktheit, obwohl ich mit ihnen teilweise sympathisiere, unser Verständnis von Open Access weiterbringen können. Ich fordere eine differenzierende, konkrete Methode, um das Phänomen Open Access angemessen verstehen zu können und hierbei insbesondere die Frage, wer die Kosten trägt, die bei der Publikation von Forschungsresultaten anfallen.
Kategorisierung – z.B. bei der Entscheidung, ob eine Arbeit als wahre Ethnographie klassifiziert werden kann – ist eine schwierige Aufgabe. Die Themen der Ethnographie, Natur und soziale Praktiken, bringen aus sich selbst heraus keine Begriffe und Bezeichnungen hervor. In diesem Artikel, der sich auf Michael AGARs Beitrag zur Debatte über die Qualität qualitativer Forschung bezieht, zeige ich die Aporien und inneren Widersprüche auf, wenn etwas als wahre Ethnographie kennzeichnet werden soll.
Methodenlehre ist ein Fetischismus, eine Ideologie, die aus Katalogen von Begriffen besteht, die nur dann Sinn machen, wenn die Forschenden bereits verstehen, worum es bei den Methoden geht. Obwohl die meisten Forscher(innen) von dem Theorie-Praxis-Problem in der Forschung gehört haben, schreiben sie einfach weiter Textbücher über Methoden und Methodenlehre, die wirklich nur für Personen nützlich sind, die schon wissen, wie man forscht. In diesem Text stelle ich eine andere Möglichkeit dar, wie Autoren und Autorinnen, die über qualitative Methoden schreiben, bestimmte Textformen benützen können, die beispielhaft konkretisieren, was sie während der Durchführung eines Projekts gemacht haben und warum. Ich spreche mich also für narrative Texte aus, in denen die Praxis von Methoden realisiert wird, anstatt Methoden als Praxis darzustellen.
"Coteaching" ist eine historisch junge Praxis, die neuen und erfahrenen Lehrern und Lehrerinnen erlaubt, das Unterrichten während des Unterrichtens zu erlernen. Diese Praxis hat sich auch als eine Form von Forschung entwickelt, in der die Forscherinnen und Forscher an der Praxis teilnehmen, die sie untersuchen wollen. Dieser Ansatz führt zu einer Reihe ethischer Probleme, die sich aus der Tatsache ergeben, dass das Coteaching eine Form kollektiver Verantwortung bedingt, obwohl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer institutionell in unterschiedlicher Weise positioniert sind. In dieser Einleitung stelle ich einen Ansatz dar, der es möglich macht, den Leitartikel dieser Debatte und die Kommentare einer internationalen Gruppe von Autorinnen und Autoren zu verorten, die alle diese Methode praktizieren.
In: Rethinking marxism: RM ; a journal of economics, culture, and society ; official journal of the Association for Economic and Social Analysis, Band 17, Heft 2, S. 223-235
Full text at: http://www.cairn.info/resume.php?ID_ARTICLE=AG_646_0602 ; International audience ; Full text at: http://www.cairn.info/resume.php?ID_ARTICLE=AG_646_0602 ; Texte intégral à l'adresse : http://www.cairn.info/resume.php?ID_ARTICLE=AG_646_0602