Migrationsprozesse haben zur religiösen und kulturellen Vielfalt der bundesdeutschen Gesellschaft beigetragen. In öffentlichen Debatten erscheint diese Pluralität häufig als Herausforderung oder gar als Ursache von Konflikten. Die Geschichte des christlich-islamischen Dialogs ist – so David Rüschenschmidt – allerdings eine andere: Seit den 1970er Jahren schlossen sich Angehörige der beiden Religionen zu Dialoginitiativen, Gesprächskreisen und Vereinen zusammen, thematisierten religiöse Differenzen und agierten in der Zivilgesellschaft als Wissensvermittler und Konfliktmediatoren. Während diese Initiativen in lokalen Zusammenhängen bedeutende Beiträge zur Integration leisteten, war ihre Wirkung auf gesamtgesellschaftliche Stereotype über »den Islam« allerdings nur begrenzt.
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 1001-1012
Engaging directly with some of the most important issues in contemporary politics, this volume deals with the role of political culture in democratic transitions, focusing in particular on democratization in Eastern and Central Europe. The central question is the relationship between institutional development and societal norms, and between the development of a superstructure of democratic proceduralism and the attitudes and responses of post-Communist republics. Surveying over ten years of experience of post-Communist change, the book draws upon a rich range of sources using quantitative survey data in a sophisticated and enlightening way. The rigorous methodology employed provides important insights into real processes in specific countries and allows for a number of generalizations to be made about the role of political culture today.
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 346-351
"In der gegenwärtigen Transformations- und Globalisierungsphase werden die gesellschaftspolitischen Institutionen Deutschlands mit herausfordernden Aufgaben konfrontiert, welche die involvierten Akteure gemäß Medienberichten und Umfrageergebnissen bisher nicht befriedigend lösen konnten. Deshalb ist die Rede von einer ersten Vertrauenskrise, politischer Entfremdung, Legitimitätsverlust und 'Parteienverdrossenheit'. Mit eigenen Auswertungen von Survey-Daten wird in diesem Beitrag empirisch untersucht, welche Institutionen von der postulierten Vertrauenskrise besonders betroffen sind. Gibt es andererseits in unserer Zeit postmoderner Individualisierung und postsozialistischer Transformation noch soziale Gruppen oder verbreitete Anschauungstypen, in denen sich subjektive Auswirkungen von Anomie (Durkheim, Merton) besonders stark niederschlagen? Damit zusammenhängend ist nicht zuletzt die Frage zu beantworten, wie Menschen in Ostdeutschland die vom Westen weitgehend übernommenen Institutionen, mit denen sie persönlich vor 1990 oft nur stark gefilterte Erfahrungen machen konnten, vertrauensmäßig bewerten. Bei der Ergebnisdiskussion werden unterschiedliche Möglichkeiten aufgezeigt, wie das festgestellte Meinungsklima zu bewerten sein mag. Niedriges Vertrauen in etablierte Institutionen läßt sich auch als berechtigte Skepsis auffassen, wenn es nicht in grundsätzlichem Legitimitätsentzug, Ritualismus, apathischer Passivität oder destruktiver Entfremdung endet. Die sich in einem verringerten Vertrauensvorschuß andeutende subjektive Differenz zu öffentlichen Einrichtungen unserer Republik ist gegebenenfalls als eine Art supplementäre Integration der Individuen in die soziale Transformation zu sehen, deren erfolgreiche Bewältigung notwendigerweise kritische Aufmerksamkeit der Akteure in allen beteiligten Institutionen unserer Demokratie verlangt." (Autorenreferat)
Ob sich Religion in der Gegenwart durch Bedeutungsverlust oder eine Rückkehr des Religiösen auszeichnet, ist umstritten. Konsens ist, dass Religion in verschiedenen Kulturen und Ländern unterschiedliche Bedeutungen besitzt. In der Erkenntnis, dass Polen und Ostdeutschland diesbezüglich zwei Extreme darstellen, stellen sich hier erstmals deutsche und polnische Sozialwissenschaftler die Aufgabe, Ähnlichkeiten wie Differenzen zwischen Polen, Westdeutschland und Ostdeutschland herauszuarbeiten - und entfalten vergleichende und weiterführende Perspektiven des Forschungsgebietes. Das umfasst die Frage, ob man trotz der Unterschiede in der verankerten Religiosität nicht in allen Gebieten Säkularisierungsprozesse feststellen kann genauso, wie Fragen nach dem Verhältnis der jüngeren Generation zu Religion und dessen politische Konsequenzen: Geht mit Säkularisierungsprozessen soziales Engagement zurück - und soziales Kapital verloren? Der Inhalt Theoretische und disziplingeschichtliche Perspektiven Religiöser Wandel in Polen und Deutschland im internationalen Vergleich Religion in Politik, Öffentlichkeit und Gesellschaft Die kirchliche Verfasstheit des Religiösen Neue religiöse Phänomene und jugendliche Religiosität Die Zielgruppen Dozierende und Studierende der Soziologie, Religions- und Kulturwissenschaft Forscherinnen im Gebiet Osteuropaforschung und mit Interesse an Polen Die Herausgeber Dr. Michael Hainz S.J. ist Dozent für Sozialwissenschaften an der Hochschule für Philosophie München und Lehrbeauftragter an der Philosophisch-Pädagogischen Hochschule Ignatianum in Krakau. Dr. Gert Pickel ist Professor für Religions- und Kirchensoziologie an der Universität Leipzig. Dr. Detlef Pollack ist Professor für Religionssoziologie an der Wilhelms-Universität Münster. Dr. Maria Libiszowska-Żółtkowska ist Professorin für Soziologie räumlicher Strukturen an der Universität Warschau. Dr. Elżbieta Firlit ist Professorin für Soziologie an der Warsaw School of Economics
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Gegenstand der Studie: Kirchenstatistische Daten werden in Form von Zeitreihen zum Kirchenleben (Mitgliedschaft, Ein- und Austritte, Trauungen, etc.) und zum Kirchlichen Personal erfasst. Zusätzlich werden die Daten mit einer Fülle von Zeitreihen zu sozio-ökonomischen Variablen ergänzt (Bevölkerungs- und Familienstrukturen, BIP, Einkommensentwicklung, Tertiärisierung, Urbanisierung, etc.).
Die Primärforscher Pollack und Krüggeler spezifizieren ihre Fragestellung wie folgt: "In seinem Büchlein "Kirchenkrise. Wie überlebt das Christentum?" konstatiert Franz-Xaver Kaufmann bereits im ersten Kapitel einen "eklatante[n] Abbruch religiöser Traditionen in beiden Konfessionen" als einen "Langfrist-Trend" in Deutschland (Kaufmann 2011, 13). Der Soziologe fährt dann mit einer spezifisch soziologischen Beobachtung fort: "Die verfügbaren Befunde deuten nicht nur auf einen allgemeinen Rückgang von Kirchenbindung und christlicher Gläubigkeit hin, sondern auf einen ganz spezifischen Zusammenhang mit modernisierenden Lebensbedingungen." (ebd., 18) Genau um diesen Zusammenhang und seine präzise Wahrnehmung anhand von Daten für die jüngere Geschichte in der Bundesrepublik Deutschland und der (ehemaligen) DDR geht es im vorliegenden Projekt: Auf der einen Seite werden (eine Fülle von) "kirchenstatistischen Daten" in Zeitreihen von 1949 bis 2010 zusammengetragen, die auf der anderen Seite mit den ebenfalls in dieser Zeitreihe zusammengestellten Indikatoren sozio-ökonomischer Entwicklung in Beziehung gesetzt werden sollen und können. Mit dem hier zur Verfügung stehen Datenmaterial können also, über eine weitere und detaillierte "Deskription" der Entwicklung der beiden Großkirchen hinaus, dann auch "zentrale Bestimmungsfaktoren des religiösen Wandels in modernen Gesellschaften" (Pollack, Rosta 2015, 149) diskutiert und einer feineren Analyse zugeführt werden, und zwar sowohl für Westdeutschland (ebd., 98-174) wie auch für die (ehemalige) DDR (ebd., 274-288). Für die Diskussion um "Entkirchlichung" im Zusammenhang von Modernisierung, Säkularisierung und/oder Individualisierung wird damit eine weitere Datenbasis zur Verfügung gestellt. Zwei weitere Bemerkungen seien vor diesem Hintergrund noch angefügt: - Zum einen erscheinen in diesem Datensatz Kirchlichkeit und Religiosität vorwiegend als "abhängige Variable" und der umgekehrte Aspekt des Einflusses der Kirchen auf die gesellschaftliche Entwicklung würde damit systematisch unterbewertet. Eine solche Perspektive ist primär den hier gesammelten Daten geschuldet; sie liegt nicht in einer irgendwie gearteten theoretischen Absicht begründet; für die Umkehrung dieser Perspektive gibt es andere und ausreichende Daten, Materialien und Analysen. - Der hier betrachtete Zeitraum zwischen den Jahren 1949 und 2010 ist sicherlich nicht ausreichend, um historisch langfristige Perspektiven in den Blick nehmen zu können. Wenn die Beobachtung zutreffend ist, "dass religiöse Faktoren mit zu den langfristig wirksamsten der Gesellschaftsentwicklung gehören und deshalb auch nur in einer Langfrist-Perspektive angemessen verstanden werden können" (Kaufmann 2011, 18f.), so sind auch für das angemessene Verständnis der jüngeren Entwicklung der beiden Großkirchen historische Traditionslinien zu berücksichtigen, welche weit in das 19. Jahrhundert und darüber hinaus zurückreichen."
Zeit und Ort der Untersuchung: 1949 und 2010 für die ehemalige DDR, das Gebiet der früheren Bundesrepublik und für Deutschland in den Grenzen nach dem 3. Oktober 1990.
Zu den Quellen: Jede Tabelle enthält detaillierte Quellenangaben zu den in ihr dargestellten Daten. Für einige Tabellen werden zusätzlich im Quellen- und Anmerkungsteil der Studienbeschreibung ausführliche Hinweise zu Quellen und zu den Daten gegeben. In diesem Fall wird im Quellen- und Anmerkungsteil der Tabelle ausdrücklich auf die Studienbeschreibung hingewiesen (Ausführlich siehe in der Studienbeschreibung unter ´Verwendete Quellen´ / Ausführlich siehe in der Studienbeschreibung unter ´Anmerkungen´.) Die in den Tabellen angegebenen und verwendeten Quellen werden im Folgenden nochmals in einem summarischen Überblick bibliographisch verzeichnet. Aus diesem Überblick wird eine ganze Reihe unterschiedlicher Quellenpublikationen ersichtlich, aus denen die Zahlen und Daten zusammengestellt wurden.
Die Daten wurden vorwiegend aus den Ausgaben des Kirchlichen Jahrbuchs für die Evangelische Kirche (KJb) und dem Kirchlichen Handbuch (KH) der Katholischen Kirche erhoben. Es handelt sich hierbei um kircheneigene Erhebungen auf der Ebene der Pfarreien und Landeskirchen bzw. Bistümern. Ergänzt werden die Daten mit Statistiken des Statistischen Bundesamtes, aus dem Statistikportal Statista sowie mit Daten aus wissenschaftlichen Publikationen.
Eine sehr ausführliche Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes, zu den Besonderheiten der verwendeten Quellen, zur Erhebungsmethode sowie ein ausführlicher Quellen- und Anmerkungsteil von den Primärforschern Pollack und Krüggeler ist als downloadbarer PDF-File dieser Studie beigefügt.
Mit dem »Postsäkularismus« (Jürgen Habermas) verbindet sich die Frage, welche Rolle die Religion in freiheitlich-demokratischen, pluralistischen Gemeinwesen spielt. International renommierte Philosophen, Theologen und Sozialwissenschaftler erörtern, welche Bedeutung dem Begriff des »Postsäkularen« zukommt, ob das säkulare Zeitalter der Vergangenheit angehört, und wie es möglich ist, zwischen widerstreitenden religiösen, areligiösen und antireligiösen Überzeugungen eine gemeinsame politische Sprache zu finden. Mit Beiträgen von William Barbieri, James Bohman, José Casanova, Rainer Forst, Karl Gabriel, Friedrich Wilhelm Graf, Volkhard Krech, Hartmut Leppin, Detlef Pollack und Charles Taylor.