Japans Arbeitsbeziehungen - ein Exportartikel?
In: Wirtschaft und Gesellschaft: wirtschaftspolitische Zeitschrift der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Band 9, Heft 4, S. 551-565
ISSN: 0378-5130
Der Autor setzt sich kritisch mit dem "japanischen System" der Arbeitsbeziehungen auseinander, das in den westlichen Industriestaaten wegen der Erfolge der japanischen Wirtschaft zeitweise auf hohes Interesse stieß. Die Arbeitsbeziehungen in Japan sind durch vier Grundzüge gekennzeichnet: lebenslange Arbeitsplatzgarantie im Unternehmen, Senioritätsprinzip, Organisation der Arbeitnehmer in Firmengewerkschaften und Einbindung der Arbeiter in den Entscheidungsprozeß des Unternehmens. Der Autor beschreibt die Vor- und Nachteile dieser Struktur und vergleicht sie mit europäischen und amerikanischen Ansätzen der "Sozialpartnerschaft". Dabei werden kulturelle und menschliche Komponenten berücksichtigt, der ausgeprägte Gemeinschaftssinn der Japaner und ihre große Bereitschaft zu Disziplin und Unterordnung. Der Preis für die gesamtwirtschaftlichen Erfolge, die mit diesem System erzielt werden, ist hoch. Der Autor diskutiert die Probleme der zwischenbetrieblichen Immobilität, der starken Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, die zwei Drittel der Arbeitnehmer trifft (Frauen, Teilzeitbeschäftigte, ältere Arbeitnehmer), der sozialen Unsicherheit in kleinen Betrieben, des Leistungsdruck in den Schulen und der vielen bürokratischen Reglementierungen. (KA)