'Die Stabilität und innere Verfasstheit Pakistans gewinnen für deutsche und europäische Außenpolitik mehr und mehr an Gewicht. Für Irritationen sorgt unter anderem die religiöse Rechtfertigung des Einsatzes von Gewalt in der pakistanischen Öffentlichkeit. Die Studie soll den Entwicklungszusammenhang von Politik, Religion und Gewalt in Pakistan transparent machen und auf einige Fallstricke hinweisen, die sich aus der zunehmenden Verschränkung von Religion und Politik auf der einen und der Militarisierung von Religion und Gesellschaft auf der anderen Seite ergeben. Für die politische Praxis in Pakistan und den Umgang mit diesem Land stellen sich zwei Herausforderungen: die Abgrenzung von politischen und religiösen Institutionen; die Eindämmung der Gewaltanwendung in der Innen- wie Außenpolitik. Voraussetzung für eine Neuordnung des Verhältnisses von religiösen und politischen Institutionen ist die Anerkennung der Modernität, Autonomie und Eigendynamik der religiösen Institutionen. Richtschnur des Handelns sollte sein: einerseits Anerkennung der gewaltabstinenten religiösen Gruppen als legitime gesellschaftliche und politische Kräfte, andererseits Verzicht auf unmittelbare Förderung religiöser Institutionen, die über keine genuin politische Legitimation verfügen. Voraussetzung für die Verregelung gewaltgeladener Konflikte und die Eindämmung des gewalttätigen Islamismus ist die Trockenlegung der integrierten Gewaltökonomie des Afghanistankrieges und des Kaschmirkrieges. Solche Eingriffe sollten jedoch flankiert werden durch die Anerkennung der wichtigen Funktion, die der neuen Religiosität des 'globalisierten Islam' in einer von politischen Desintegrationstendenzen geprägten Weltgesellschaft zukommt.' (Autorenreferat)
Die internationale Ordnung befindet sich in einem Umbruch, der die Weltpolitik fundamental verändern wird. Deshalb wurden in dieser Studie regionale Ordnungen, internationale Regime und die "Welt-Ordnungsmächte" USA und China untersucht. Dabei identifizierten die Autorinnen und Autoren richtungweisende Entwicklungen der internationalen Ordnung und ermittelten wesentliche Ursachen für deren tiefgreifende Veränderungen. Die stärkste Triebkraft der jüngeren Tendenzen in der internationalen Ordnung bildet der technologische Wandel. In vielen Bereichen erscheint er so rasant und risikobehaftet, dass darüber nachgedacht werden muss, wie seine Dynamik durch politische Regelwerke einzuhegen wäre. Diese müssen global angelegt sein, da technologischer Wandel universal wirksam wird. Unter den gegenwärtigen Bedingungen internationaler Ordnung lassen sich künftige Entwicklungen kaum mehr abschätzen. Darum sollte Außenpolitik sich stärker auf das Denken in Szenarien stützen. Auch sollte sie sich bemühen, mit Hilfe organisatorischer Innovationen Flexibilitätsreserven zu schaffen. Wichtigste ordnungspolitische Aufgabe deutscher Außenpolitik ist es, die Europäische Union als internationale Ordnungsmacht handlungsfähig zu machen. Denn weder die USA noch die Volksrepublik China bieten die Gewähr für eine konsequent multilaterale Ordnungspolitik nach deutschem und europäischem Verständnis. Allerdings könnte ein starkes Europa beide durchaus in diesem Sinne beeinflussen. (Autorenreferat)
Die EU und die USA waren lange Zeit die zentralen Akteure auf dem Westbalkan. Das europäische Projekt verliert auf dem Balkan an Attraktivität. Wieder einmal entwickelt sich die Region zu einem Ort auf dem unterschiedliche geopolitische Interessen aufeinandertreffen. Angesichts der zunehmenden Aktivitäten Russlands und Chinas aber auch anderer internationaler Akteure am Westbalkan, sehen sich die EU und die USA mit einer wachsenden geopolitischen Konkurrenz konfrontiert. Russlands Politik, die darauf abzielt eine weitere euroatlantische Integration des Westbalkans zu verhindern bzw. zu stören (Annäherung an die EU und Mitgliedschaft in der NATO) fördert die Instabilität in der Region. Gleichzeitig deutet die chinesische Balkanpolitik darauf hin, dass es sich inzwischen bei Peking mehr um einen geopolitischen Gegner als um einen strategischen Partner handelt. Sowohl im Falle Russlands als auch Chinas stellt sich die Frage, welche Vorbildwirkung die beiden autoritären Staaten auf die Region haben können, zumal das normative Rolle-Model der westlichen Demokratien seit geraumer Zeit Schwächen zeigt. Um nicht weiter an Boden zu verlieren, müssen sich die EU und die USA stärker koordinieren und sich für eine pro-euroatlantische Perspektive der Westbalkanstaaten einsetzen, bzw. um diese vermehrt werben.