Massenmedien im politischen System der Ersten Republik: konzeptuelle Überlegungen am Beispiel der sozialdemokratischen Parteipresse
In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Volume 16, Issue 4, p. 393-408
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Funktion von Massenmedien im politischen Leben der Ersten Republik Österreichs. Im innenpolitischen Dauerkonflikt, der die Erste Republik von Beginn an begleitet, spiegelt sich der tiefe, fast alle Lebensbereiche durchziehende kulturelle Graben, der katholisch-konservative und sozialistische Bevölkerungsteile voneinander trennt. Der Autor entwickelt eine Typologie politischer Funktionen der Parteipresse anhand der sozialdemokratischen Variante, die einem parteitreuen Gesinnungs- und Verlautbarungsjournalismus überdeutlich verpflichtet war. Unter den geschilderten Bedingungen einer stark fragmentierten Gesellschaft hatte die Presse eine identitätssichernde Funktion. Bei sozialdemokratischen Zeitungen der Zeit trat sie offen zutage. Weiterhin beteiligten sich die Zeitungen an der Rekrutierung von Wählerstimmen, bei der Vermittlung zwischen "fragmentierten" Teilkulturen und bei Fragen der Legitimierung des politischen Systems. Die genannten Grundfunktionen werden an der "Arbeiter-Zeitung" anschaulich dargestellt. (KP)