Das Werk befasst sich mit der Bruttowertschöpfung als betriebswirtschaftlichem Indikator der Unternehmensgröße und Leistungsfähigkeit. Hierzu wurde erstmals der Informationsgehalt der Bruttowertschöpfung empirisch untersucht und ihre Überlegenheit gegenüber dem Umsatz als traditionelle Rechnungslegungsgröße dokumentiert.Die Analyse zeigt, dass die Bruttowertschöpfung ein überlegener Querschnittsindikator der Unternehmensgröße ist, gekennzeichnet durch einen engen Zusammenhang zur Ertragskraft und der Wahrnehmung eines Unternehmens durch den Kapitalmarkt. Auch wertschöpfungsbezogene Verhältniskennzahlen liefern neue Aspekte zur Charakterisierung von Unternehmen und damit innovative Möglichkeiten zur internen Steuerung und Kontrolle.Die Erkenntnisse der empirischen Auswertung führen zu der klaren Empfehlung einer stärkeren Integration der Bruttowertschöpfung in das betriebliche Controlling sowie der dauerhaften Aufnahme der Kenngröße in die unternehmerische Finanzberichterstattung
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Das Werk befasst sich mit der Bruttowertschöpfung als betriebswirtschaftlichem Indikator der Unternehmensgröße und Leistungsfähigkeit. Hierzu wurde erstmals der Informationsgehalt der Bruttowertschöpfung empirisch untersucht und ihre Überlegenheit gegenüber dem Umsatz als traditionelle Rechnungslegungsgröße dokumentiert.Die Analyse zeigt, dass die Bruttowertschöpfung ein überlegener Querschnittsindikator der Unternehmensgröße ist, gekennzeichnet durch einen engen Zusammenhang zur Ertragskraft und der Wahrnehmung eines Unternehmens durch den Kapitalmarkt. Auch wertschöpfungsbezogene Verhältniskennzahlen liefern neue Aspekte zur Charakterisierung von Unternehmen und damit innovative Möglichkeiten zur internen Steuerung und Kontrolle.Die Erkenntnisse der empirischen Auswertung führen zu der klaren Empfehlung einer stärkeren Integration der Bruttowertschöpfung in das betriebliche Controlling sowie der dauerhaften Aufnahme der Kenngröße in die unternehmerische Finanzberichterstattung.
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Mit der vorliegenden Datenkompilation wird eine Gesamtübersicht der gebäude- und wohnungsstatistischen Ergebnisse für Deutschland von den 50er Jahren bis 2005 vorgelegt. In dieser Zeit hat die amtliche Statistik - die Statistischen Ämter der Länder sowie das Statistische Bundesamt – das aktuelle Baugeschehen beobachtet und eine Vielzahl von Totalzählungen und Stichproben durchgeführt, deren Ergebnisse jeweils in Fachserien, Statistischen Jahrbüchern sowie Fachpublikationen vorgestellt und interpretiert wurden (vgl. insbesondere auch die Gesamtübersicht in der Publikation aus dem Jahr 2000: "50 Jahre Wohnen in Deutschland", hrsg. vom Statistischen Bundesamt Wiesbaden). "Grundlage bilden die Ergebnisse einer Vielzahl verschiedener gebäude- und wohnungsstatistischer Erhebungen, die seit den 50er Jahren durchgeführt wurden. Der Gebäude- und Wohnungssektor hat in Deutschland eine große Bedeutung, und zwar sowohl in gesamtwirtschaftlicher als auch in gesamtgesellschaftlicher Hinsicht. Die Wohnung gehört zu den Gütern von elementarer Bedeutung für den Menschen. Sie ist ein Wirtschaftsgut, dessen Angebot am Markt wegen der hohen Kosten, langen Produktionsdauer und Langlebigkeit nur mit großer Verzögerung auf Änderungen in der Nachfrage reagiert. Im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft ist deshalb die Wohnungspolitik, die auch dem Gebot der sozialen Absicherung zu folgen hat, besonders auf ausreichende Informationen über Stand und Entwicklung des Wohnungsbestandes und der Wohnungsversorgung der Haushalte angewiesen. … Die amtliche Gebäude- und Wohnungsstatistik verfolgt zusammengefasst, folgende Ziele: Die Bereitstellung von Informationen über Quantitäten (Zahl der Gebäude, Zahl der Wohnungen), Qualitäten bzw. Qualitätsdefizite (z.B. hinsichtlich der Ausstattung der Wohnungen mit Bad, Dusche, WC) sowie über Wohnverhältnisse bestimmter Bevölkerungsgruppen. Instrumente sind dabei Totalerhebungen oder repräsentative Stichproben" (Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2000: 50 Jahre Wohnen in Deutschland. Wiesbaden, S. 9f). Die Statistik zum Bereich Wohnen stützt sich auf drei wichtige Datenquellen: Gebäude- und Wohnungszählungen (Vollerhebungen), Gebäude- und Wohnungsstichproben sowie die Bautätigkeitsstatistik (statistische Auswertung von Verwaltungsangaben). Die Basis der Datensammlung bilden die in längeren Zeitabständen durchgeführten Gebäude- und Wohnungszählungen, deren Bestandszahlen anhand der laufenden Zu- und Abgänge von Gebäuden und Wohnungen (Bautätigkeitsstatistik) jährlich fortgeschrieben werden (Gebäude- und Wohnungsfortschreibung). Die Bautätigkeitsstatistik erstreckt sich auf alle genehmigungs- und zustimmungspflichtigen Baumaßnahmen im Hochbau, bei denen Wohnraum oder sonstiger Nutzraum geschaffen oder veränder wird. Die Bautätigkeitsstatistik besteht aus mehreren Erhebungen: (1) Statistik der Baugenehmigungen und Baufertigstellungen. Sie stellt das Kernstück der Bautätigkeitsstatistik dar und ist eine wesentliche Grundlage vor allem für die monatliche Konjunkturbeobachtung. (2) Statistik des Bauüberhangs. Sie stellt praktisch das Bindeglied zwischen Baugenehmigungs- und Baufertigstellungmeldung dar. (3) Statistik des Bauabgangs. Die Bautätigkeit ist nicht nur durch entstehende, sondern auch durch abgehende Gebäude z.B. infolge Abriss gekennzeichnet. Mit den Ergebnissen zu Baufertigstellungen und zum Bauabgang – die zunächst ihren eigenen Informationswert besitzen – ist zugleich die Möglichkeit gegeben, vorhandene Bestandsdaten fortschreiben zu können. Angaben der Bautätigkeitsstatistik – Baugenehmigungen, Baufertigstellungen, Abgänge und Bauüberhang – werden auf Gebäude bezogen und bei dem Bauherren erfasst. Erhoben werden die Baugenehmigungen und Baufertigstellungen nach Merkmalen wie Nutz- und Wohnfläche, Baukosten, Ausstattung der Wohnungen. Durch die Erhebung des Bauüberhangs werden am Jahresende die genehmigten, aber noch nicht fertig gestellten Bauvorhaben festgestellt. Die Statistiken des Wohnungswesens dagegen beschreiben quantitativ und qualitativ den Gesamtbestand an Gebäuden und Wohnungen. Wichtige Strukturdaten hierzu erbringen in tiefer regionaler Gliederung die totalen Gebäude- und Wohnungszählungen, die allerdings nur in längerfristigen Zeitabständen stattfinden. Für die Zeit zwischen den Zählungen werden diese Daten mit Hilfe der Bautätigkeitsstatistik fortgeschrieben und in mehrjährigen Abständen durch Wohnungsstichproben ergänzt. Die Fortschreibung des Gebäude- und Wohnungsbestandes stellt somit keine eigenständige statistische Erhebung dar. Als Anfangsbestand findet das jeweils letzte Zählungsergebnis Verwendung. Gegenstand der Fortschreibung des Wohnungsbestandes sind die Merkmale "Anzahl der Wohnungen", untergliedert nach Anzahl der Räume, Gesamtzahl der Räume und die Wohnfläche sowie die Anzahl der Wohngebäude in der Untergliederung nach Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern. Auf der Grundlage des Mikrozensusgesetzes wird in Deutschland alle vier Jahre als Zusatzmodul zum Mikrozensus eine Erhebung zur Wohnsituation durchgeführt. Daten der Mikrozensus - Zusatzerhebung liefern Informationen über die Struktur der Wohneinheiten sowie über die Wohnsituation der Haushalte. Im Einzelnen werden u.a. Angaben zur Art, Größe und Baujahr des Gebäudes, zur Fläche der Wohnung und Nutzung durch Eigentümer, Hauptmieter oder Untermieter, zur Ausstattung der Wohnung, zur monatlichen Miete erhoben.
SummaryThree weaknesses of current diffusion research are discussed:1. Too much attention is paid to correlational relations between variables, at the expense of causal interpretations and propositions which are theoretically more important.2. The variables studied are often conceptually or causally too closely related, making results trivial and their informative value low.3. Instead of natural social systems, only segments of systems are studied. This makes it difficult to combine the results of diffusion research with theories of social change.The outline for a theory of the diffusion of innovations presented here attempts to avoid these weaknesses. The process of adoption of an innovation by an individual is divided into three sub‐processes: becoming aware of the innovation, becoming willing to adopt the innovation, and actually adopting it. Hypotheses are presented as to the causal factors considered to be most important in the different sub‐processes. The main purpose of the outline is to organize and make explicit basic relationships among variables relating to the process of adoption.RésuméTrois des points faibles des recherches portant sur la diffusion des innovations sont exposés dans cet article:(1) Une trop grande attention est accordée aux corrélations entre variables aux dépens des propositions et interprétations causales dont la valeur, du point de vue théorique, est supérieure.(2) La proximité causale et conceptuelle des variables est souvent trop étroite; les résultats obtenus sont done triviaux et leur valeur explicative faible.(3) Les études portent non sur la globalité des systèmes sociaux, mais sur des fragments de ceux‐ci. Ce choix rend difficile l'intégration des résultats de recherches sur la définition de l'innovation et des théories du changement social.L'esquisse d'une théorie de la diffusion de l'innovation présentée dans cet article s'efforce d'éviter ces trois faiblesses. Le processus d'adoption d'une innovation par un individu est lui‐même composé de trois processus de base: être informé de l'innovation, être désireux de Pappliquer, la mettre en pratique. Des hypothèses sont présentées concernant les facteurs causals considérés comme les plus importants dans chaque processus de base. Le but essentiel de cette escjuisse est de systématiser et de rendre explicite les relations fondamentales entre les variables du processus d'adoption de l'innovation.ZusammenfassungDrei Schwächen in der gegenwärtigen Diffusionsforschung werden diskutiert.1. Die Korrelationen zwischen Variablen werden zu sehr beachtet auf Kosten von kausalen Interpretationen und Behauptungen, die theoretisch wichtiger wären.2. Die untersuchten Variablen sind oft ihrem Wesen oder ihrer Begründung nach zu eng verknüpft, so daß die Ergebnisse ttivial und der Informationswert gering sind.3. Anstelle natürlicher Sozialsysteme werden nur Ausschnitte dieser Systeme erforscht. Daher ist es schwierig, die Ergebnisse der Diffusionsforschung mit den Theorien des sozialen Wandels zu kombinieren.Der Entwurf für eine Theorie der Verbreitung von Neuerungen, der hier vorgelegt wird, bemüht sich, diese Schwächen zu vermeiden. Der Prozeß der Adoption einer Neuerung durch eine Person wird in drei Teilprozesse aufgespalten: Erkenntnis der Neuerung, Bereitschaft die Neuerung anzunehmen und effektive Übernahme. Hypothesen über die kausalen Faktoren werden vorgelegt, die als wichtigste in den Teilprozessen betrachtet werden. Die Hauptaufgabe des Beitrages ist, grundlegende Beziehungen zwischen den Variablen des Adoptionsprozesses herzustellen und zu erklären.
Hermann Nitsch - Leben und Arbeit heißt ein großformatiger Kunstband mit vielen Fotos, der die mittlerweile mehr als 40 Jahre dauernde Karriere des Aktionisten und Malers Hermann Nitsch dokumentiert. Die Biografie, in Form eines von Danielle Spera geführten langen Interviews, stellt die Geschehnisse aus der subjektiven Sicht des Künstlers dar, beginnend mit seiner Kindheit und den ersten Erfahrungen mit der Malerei bis hin zum vorläufigen Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens, dem 6-Tages-Spiel des Orgien-Mysterien-Theaters in Schloss Prinzendorf im August 1998. Der Künstler erzählt aus seiner Sicht die Begebenheiten, die ihn bekannt gemacht haben. So entstand eine unterhaltsame Biografie, die eine Gratwanderung versucht zwischen Unterhaltung - es gibt sehr viele anekdotische Begebenheiten - und dem Anspruch, das künstlerische und theoretische Werk Hermann Nitschs auf einfache Weise nahe zu bringen. Das gelingt gut, denn im Gegensatz zu den theoretischen Schriften von Hermann Nitsch ist dieses Buch auch für Laien leicht lesbar. Allerdings hätten es ein paar Society-Fotos weniger und dafür mehr ganzseitige Abbildungen von Kunstwerken oder Aktionen auch getan. Eine Doppelseite mit Rita und Hermann Nitsch sowie Johannes Gachnang im Swimmingpool ist übertrieben. Danielle Spera stellt als Freundin des Künstlers keine ausgesprochen kritischen Fragen, durch die etwaige Widersprüche ausgelotet hätten werden können. Man hätte sich gewünscht, dass Spera dort, wo Zweifel und Unklarheiten evident wurden, intensiver nachfragt. Aber das ist wohl nie geplant gewesen, denn es handelt sich um eine Aufzeichnung von Leben und Werk Hermann Nitschs, und im Vordergrund stand die Frage: Wer ist der Mensch hinter dem Künstler? Hermann Nitsch ist eine Hauptfigur des Wiener Aktionismus und der Schöpfer des Orgien-Mysterien-Theaters. Seine Schüttbilder, mit Blut und Farbe gemalt, entzweien ebenso wie seine Aktionen, die er seit den frühen 60er Jahren bis heute - teilweise unter Polizeischutz - durchführt. In der breiten Öffentlichkeit wurde Nitsch immer wieder aufgrund der Skandale, die durch seine Kunst hervorgerufen wurden, wahrgenommen: Schüttbilder mit Blut und Farbe, gekreuzigte nackte Menschen in seinen theatralen Aktionen, Akteure, die beim Orgien-Mysterien-Theater in geöffneten Tierkörpern wühlen. Schon die Begriffe Orgien und Mysterien garantieren dem Künstler eine ständige mediale Präsenz. Neben der Schilderung zahlreicher privater Erlebnisse werden vor allem der künstlerische Werdegang von Hermann Nitsch und seine Freundschaften zu zahlreichen anderen prominenten Künstlerkollegen, wie Otto Mühl, Oswald Wiener, Kurt Kren, Günter Brus, Peter Kubelka, Reinhard Priessnitz, Kurt Kalb, ausführlich besprochen. Beinahe droht die Biografie hier in eine Künstler-Seitenblicke-Revue abzugleiten. Aber Danielle Spera versteht es geschickt, auf der schmalen Grenze zwischen Entertainment und Information zu balancieren. Das Buch versucht vor allem, Antworten auf grundlegende Fragen zur Kunst Hermann Nitschs zu geben. Die große Ambivalenz seiner Persönlichkeit tritt in verschiedensten Bereichen zu Tage: Nitsch verwendet Tierblut für seine Schüttbilder und lässt während des 6-Tages-Spiels Stiere "live" töten, während er gleichzeitig immer wieder seine große Tierliebe betont. Genügt als Erklärung der Hinweis darauf, dass in fast allen Religionen religiöse Opferungen stattfanden? Jede/r, die/der bei einer seiner Aktionen, insbesondere beim Orgien-Mysterien-Theater live dabei war, wird bestätigen können, dass die bei seinen Theaterfesten, die früher auch als "Abreaktionsspiele" bezeichnet wurden, erzeugte Atmosphäre nicht im Mindesten mit konventionellen Theateraufführungen zu vergleichen ist. Mit Hilfe von Fotos und Worten kann diese Atmosphäre allerdings schwer transportiert werden. Abbildungen von synästhetischen Aktionen können eben nur den visuellen Teil wiedergeben. Das Fühlen, Riechen, Schmecken, Hören kann so nicht transportiert werden. Integraler Bestandteil des Orgien-Mysterien-Theaters ist die von Hermann Nitsch selbst komponierte Musik. Wort, Malerei und Musik werden zur liturgischen Handlung. Das Theaterspiel als rituelle Feier des Lebens, wie von Nitsch intendiert, ist nur begreifbar durch reales Erleben. Daher kann ein Buch nur bedingt Antworten geben und mittels Fotos die tatsächliche Intensität ahnen lassen. Wie entstehen Nitschs Ideen zu Aktionen und Schüttbildern, die vielfach Gewalt thematisieren? Eine eindeutige Antwort darauf wird man auch in der vorliegenden Publikation nicht finden, aber doch einige Hinweise. Seine Kindheit verbrachte Hermann Nitsch in Wien Floridsdorf, wo er während des Zweiten Weltkriegs die ständigen Bombenangriffe hautnah miterleben musste. "Mich fragen viele Leute, warum ich eine derart explosive und scheinbar grausame Arbeit machen muß. Das kann schon mit meinen Kindheitserinnerungen zu tun haben. . ich habe . wirkliche Todesangst gehabt und begriffen, was es heißt, zu sterben." Im Buch gibt es immer wieder Querverweise zu Künstlerkollegen und Freunden aus aller Welt, mit denen Nitsch in Verbindung stand. Erwähnt Nitsch im Interview einen Künstler, so finden sich die wichtigsten Daten und Stichworte zur Person am Seitenrand. Außerdem gibt es lexikalisch aufbereitete Informationen zu Kunst und Kultur. Damit wird der Informationswert des Buches beträchtlich erhöht, neben Anekdoten wird gleichzeitig Wissenswertes über die zeitgenössische Kunstszene vermittelt. In diesem Sinne ist das Buch ein gelungenes Beispiel für Infotainment. Auch die wichtigsten Ausschnitte aus den theoretischen Schriften von Hermann Nitsch sind in das Buch aufgenommen worden, wodurch ein Eindruck von dessen künstlerischer Entwicklung gegeben wird. Darüber hinaus sind Schriften jener Künstler, wie z. B. Georg Trakl oder Hugo von Hofmannsthal, die Hermann Nitsch beeinflusst haben, abgedruckt. Allerdings fehlen unerklärlicherweise die bibliografischen Angaben zu all diesen Textausschnitten. Ein Manko, das umso unverständlicher ist, als einiger Aufwand für die oben erwähnten lexikalischen Informationen zu Kunst und Kultur aufgewendet wurde. Interessant sind die vielen historischen und teilweise bisher unveröffentlichten Fotos aus Nitschs Privatsammlung sowie aus dem Archiv von Heinz Cibulka. Cibulka war in frühen Jahren ein Modell der Aktionisten und hat von Anbeginn die Arbeit Hermann Nitschs fotografisch begleitet. Cibulka selbst ist ein anerkannter Künstler, dessen Fotografien und "Bildgedichte" in vielen Ausstellungen zu sehen sind. Das Buch beschäftigt sich auch mit Nitschs Kritikern, wobei das Motto "viel Feind, viel Ehr'" wörtlich genommen wurde. Die ungebrochene Faszination und der im Laufe der Jahrzehnte wachsende Erfolg von Hermann Nitschs künstlerischem Werk bei Sammlern und Kunstsachverständigen scheint die Kritiker von einst ihrer Ignoranz zu überführen. Mit Freude werden im Buch Zeitungsartikel und Kritiken präsentiert, die Empörung und moralische Entrüstung seit den ersten Aktionen in den frühen 60er Jahren unterhaltsam dokumentieren. So titelte die Kronenzeitung bereits 1962: "Drei Menschenfresser machten Kellerpartie .". Kristian Sotriffer (Presse) sah Nitsch 1963 als "Opfer unserer wunden, religions- und widerstandslosen, ausgehöhlten westlichen Zivilisation" und charakterisierte ihn als "infantile[n] kaum künstlerisch zu wertende[n], komplexbehaftete[n] . Fall". 1989 bezeichnete Paul Kruntorad in der Frankfurter Rundschau "Hermann Nitsch als armen Irrläufer", und die Kampagnen der Kronenzeitung anlässlich des 6-Tage-Spiels des Orgien-Mysterien-Theaters 1998 in Prinzendorf sind ohnedies noch in Erinnerung. Wie eine Trophäe wirkt auch die Schlagzeile auf dem Titelblatt der Kronenzeitung vom 2. August 1998: "Brigitte Bardot bekämpft den Blutkünstler: Monsieur Nitsch ist ein Barbar!" Eine Spitze auf Hans Dichand, den Herausgeber der Kronenzeitung, konnte sich Spera folglich nicht verkneifen: Laut Hermann Nitsch besitzt Dichand persönlich gleich "mehrere" Nitsch-Kunstwerke. Das Buch lässt keinen Zweifel daran, dass Nitsch auch immer wieder zum Objekt (kultur-)politischer Begierde geworden ist. Ein Foto zeigt den sozialdemokratischen Bundeskanzler Franz Vranitzky neben Hermann Nitsch bei der Eröffnung der ersten großen Aktionismusausstellung in Kassel 1987. Der bürgerliche Bundespräsident Thomas Klestil dagegen sagte den Besuch der Eröffnung der Expo in Sevilla 1992 ab, weil Nitsch als künstlerischer Vertreter Österreichs ausstellte. Die Hintergründe zu diesem Kunst- und Politskandal werden aus Nitschs Sicht erörtert. Aber auch direkte politische Stellungnahmen sind im Buch zu finden. So ist das Vorwort von Nationalratspräsident Heinz Fischer (SPÖ) verfasst. In diesem persönlichen Text verteidigt Fischer vehement die seit 1982 in der Verfassung garantierte Freiheit der Kunst und erinnert angesichts der permanenten politischen Angriffe auf das Werk Hermann Nitschs daran, dass "einer Einschränkung der Freiheit der Kunst immer sehr rasch eine Einschränkung der Freiheit des einzelnen Menschen" folgte. Das Buch ist im Übrigen kurz vor der politischen "Wende" in Österreich erschienen. Öffentliche Wertschätzung und Ablehnung scheinen mit den politischen Stimmungen einherzugehen. Nach dem großen Erfolg der Hérodiade-Inszenierung an der Wiener Staatsoper im Februar 1995 ließen sich Kanzler und weitere Politiker mit Nitsch fotografieren. Beim 6-Tage-Spiel des Orgien-Mysterien-Theaters in Prinzendorf im Sommer 1998 gab es wieder Proteste von kirchlicher und politischer Seite. Teile der Auflage sind als Kunstobjekt gestaltet. 90 nummerierten Exemplaren ist eine signierte und nummerierte Original-Radierung beigegeben, 30 nummerierten Exemplaren je eine Original-Zeichnung und 30 nummerierten Exemplaren ein Original-Relikt von Hermann Nitsch. Ein Anhang enthält in Kurzform die wichtigsten künstlerischen Daten zu Hermann Nitsch: biografische Angaben, eine Auswahl von Einzelausstellungen, Ausstellungsbeteiligungen, Sammlungen mit Werken von Hermann Nitsch, die Aktionen, Wiederaufführungen von Aktionen, Malaktionen sowie eine Bibliografie und eine Diskografie. Durch den Abdruck von diversen Manifesten und Theorien in Kurzform ist das Buch Hermann Nitsch - Leben und Arbeit auf jeden Fall für Nitsch-Einsteiger eine Empfehlung, und auch diejenigen, die das künstlerische Schaffen des Hermann Nitsch schon länger verfolgen, werden an den gesammelten Erinnerungen ihre Freude haben, und sei es nur an den Hochglanzfotos einiger Kunstwerke und Aktionen.