Der Autor untersucht die Möglichkeit einer "kritischen Geschichte" (Nietzsche) des Nationalsozialismus, was die Geschichte von Generationen betrifft. Mit Blick auf die Übergangsrituale von "kalten Kulturen" diskutiert er die Schwierigkeiten, die mit dem Verlassen auf das Konzept des "Übergangs" in der Geschichte verbunden sind, wenn Geschichte durch den Bruch der Zivilisation, wie er durch den Nationalsozialismus verursacht wurde, gekennzeichnet ist. Die Nachkommen der Opfer und Täter müssen ein kritisches Konzept des "Überlebens" entwickeln, wenn die Geschichte des Nationalsozialismus nicht in die Kategorien einer "Heilsgeschichte" zurückfallen soll. (ICIÜbers)
Geschichte einer der bedeutendsten deutschen Gelehrtenfamilien : 4 Generationen vom Historiker der Römischen Geschichte (Nobelpreis) und des Römischen Staatsrechts, dem großen alten Mann der 1. Generation, bis zu den Zwillingen Hans und Wolfgang J., Historiker auch sie in 4. Generation. Der Autor hat gut in Archiven recherchiert, mit lebenden Trägern des Namens gesprochen, soweit diese ein Gespräch nicht ablehnten, Nachlässe gesichtet und kritisch den mancherlei Wegen der Mommsens nachgeforscht. Das routiniert geschriebene Ergebnis liest sich flott, vermittelt ein treffendes Bild bildungsbürgerlicher Gesellschaft des 19./20. Jahrhunderts und postuliert (Untertitel) den Anspruch, die Geschichte einer Familie sei die Geschichte der Deutschen. Da ist etwas dran. Literatur, Quellenverzeichnis, zahlreiche Familienfotos
Werke der historisch-topografischen Literatur - wie die Merian-Topografien, in denen Länder, Regionen oder Städte in Text, Bild und Karte beschrieben wurden - waren Bestseller der Frühen Neuzeit. Martin Knoll untersucht dieses Genre erstmals als Medium historischer Umweltwahrnehmung. Ausgehend von einem praxistheoretischen Wahrnehmungskonzept spürt er den materiellen, sozialen und medialen Faktoren nach, die das topografische Bild von Gesellschaft und Umwelt prägten.Die Studie trägt damit nicht nur zur Kultur- und Umweltgeschichte bei, sondern ist auch interessant für Wissens- und Wissenschaftsgeschichte, Kartografiegeschichte sowie Kunstgeschichte.
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Kriminalität ist keine Erfindung der Neuzeit. Zutiefst menschliche Eigenschaften wie Neid oder Eifersucht gab es schon immer, so aber auch die Einsicht in die Verwerflichkeit der daraus resultierenden Taten und in die Notwendigkeit von Sanktionen. Die Kriminalistik als Wissenschaft ist eine Erfindung der Neuzeit. Der Weg bis zu Vidocq, Bertillon, Gross oder Vucetich war holprig, mit Irrtümern und Anfeindungen gepflastert, aber letztendlich erfolgreich. Dieser kurze Abriss hin zur Wissenschaft beschreibt auch den stetigen Wettlauf zwischen dem angeblich perfekten Täter und den erstaunlichen Möglichkeiten der in der Kriminalistik zusammengefassten Naturwissenschaften. Lassen Sie sich fesseln und betrachten Sie dies als Anregung, das Wort "criminal" nicht nur als Bestandteil von TV-Serien zu sehen. (Verlagswerbung)
Das Problem der Konstituierung sozialer Ordnung bildet eine der Grundfragen der historischen Kulturwissenschaften. Dabei lautet die Frage weniger, ob soziale Ordnung möglich ist, als vielmehr wie sie möglich ist. In diesem Sinne fragen auch die Autoren des vorliegenden Bandes, wie in unterschiedlichen historischen Situationen soziale Ordnungsmuster etabliert, umkämpft und behauptet wurden. Als gemeinsamer Ausgangspunkt gilt zudem die Annahme, daß Ordnung nicht eine quasi ontologische, immer schon gegebene Realität repräsentiert, sondern zu jeder Zeit erst durch die jeweiligen Akteure hergestellt werden muß. Dabei scheint es ein besonderes Charakteristikum der Vormoderne zu sein, daß Konzeptionen sozialer und gesellschaftlicher Ordnung in räumliche Arrangements umgesetzt wurden. Soziale Gruppen und Stände fanden einen festen Ort in räumlichen Ordnungsmodellen, in denen gesellschaftliche Hierarchien über verschiedene räumliche Leitdifferenzen wie oben/unten, links/rechts oder innen/außen symbolisiert werden konnten. Die Diskrepanz zwischen normativen Ordnungsentwürfen, also vor allem der Idee einer umfassenden räumlichen Verortbarkeit aller sozialen Gruppen und Individuen, und den konkreten Verhältnissen produzierte jedoch in der Praxis immer wieder soziale Konflikte. Durch Konflikte konnte die gesellschaftliche Ordnung gestört, ausgehandelt, wiederhergestellt und letztlich immer wieder neu definiert werden. In diesem Sinne folgen die Beiträge der methodischen Prämisse, daß gerade Ordnungsstörungen in besonderem Maße dazu geeignet sind, die impliziten Regeln, Geltungsbedingungen und Konstruktionsprinzipien einer Ordnung zu erschließen. Aus verschiedenen disziplinären Perspektiven wird aufgezeigt, wie gesellschaftliche Ordnungen als räumliche Metaphern vorgestellt, in Konflikten verarbeitet, ständig modifiziert und schließlich in die imaginären wie in die konkreten sozialen Räume eingeschrieben wurden
Die Etablierung von Herrschaft in Nordskandinavien durch das schwedische Königreich im 16. bis 18. Jahrhundert hat sowohl kolonialisierenden wie auch vergleichenden Charakter. Andreas Becker fokussiert auf die von den zentralen Akteuren verwendeten Vergleichspraktiken und stellt deren Produktivität als zentralen Mechanismus von Herrschaftsorganisation heraus. Dabei fasst er die dort entstehenden Beziehungen weder als einseitig-übermächtigend, noch zeichnet er Schweden als einen »guten Kolonisator«. Stattdessen hebt er die Notwendigkeit von Aushandlung in einer innereuropäischen kolonialen Kontaktzone hervor, die bisher nicht auf diese Art untersucht wurde.
Es wird ein Überblick über die Forschung der 'Langen Wellen' in den Jahren 1884 bis heute gegeben, und zwar in ihrer Empirie, ihrer Methodologie und vor allem ihrer Theorie. Der Aufbau des Buches ist an der zeitlichen Entwicklung der wissenschaftlichen Diskussion orientiert und entspricht damit einer Dogmengeschichte. Der Schwerpunkt liegt bei der Darstellung der Forschung der letzten 20 Jahre. Für den Wirtschaftshistoriker scheint es dem Autor besonders wichtig, Trend und Zyklus in übergreifende soziale und politische Kräfteverhältnisse eingeordnet zu sehen. 'Lange Wellen haben wahrscheinlich nie existiert. Allerdings stellen sie ein höchst lebendiges Konstrukt dar, lebendig als Gedankengebilde, so lange Ökonomen und Wirtschaftshistoriker es denken.' (ICG)