Jürgen Habermas, Faktizität und Geltung (1992)
In: Geschichte des politischen Denkens: ein Handbuch, S. 757-773
Die klassische Frage des politischen Denkens nach einer legitimen politischen Ordnung kann nach Jürgen Habermas nur durch einen Diskursbegriff der Demokratie, der die Komplexität moderner Gesellschaften erfasst, beantwortet werden. In seinem politiktheoretischen Hauptwerk "Faktizität und Geltung" gibt Habermas eine Antwort auf diese Frage, indem er an die große, von Rousseau und Kant geprägte vernunftrechtliche Tradition anschließt. Bei seiner Untersuchung der Demokratie als Praxis vernünftiger Selbstbestimmung erhebt Habermas nicht nur den Anspruch, eine sozialwissenschaftliche und eine philosophisch-normative Perspektive zum Zusammenhang von Recht, Demokratie und Sozialstaat miteinander zu verbinden, sondern auch den alten Gegensatz zwischen liberalen und republikanischen Auffassungen von einer legitimen politischen Ordnung dadurch zu überwinden, dass der unauflösliche Zusammenhang von Menschenrechten und Volkssouveränität mit diskurstheoretischen Mitteln aufgezeigt wird. Die vorliegende Einführung in das Werk von Jürgen Habermas behandelt u.a. den öffentlichen Gebrauch der Vernunft, die Rolle des Rechts zwischen Faktizität und Geltung, das Wesen der deliberativen Demokratie sowie die Paradigmen des Rechts in der Zivilgesellschaft. Ferner werden die Rezeption und die Kontroversen zum Werk in der soziologischen Forschung skizziert. (ICI2)