Inhaltsverzeichnis; Der Bund der Vertriebenen als Organisation der Zivilgesellschaft; I. Einführung; II. Theoretische Überlegungen; III. Der Bund der Vertriebenen als zivilgesellschaftliche Organisation; IV. Vom Zentrum gegen Vertreibungen zum Sichtbaren Zeichen gegen Flucht und Vertreibung; V. Der Kampf um die kulturelle Deutungsmacht; Zivilgesellschaft und politische Macht; I. Einführung; II. Die Debatte um die Legitimität; III. Endogene Kriterien; IV. Exogene Kriterien; V. Der Einfluß des BdV
Ebenso wie afrikanische Migrationen finden auch Abschiebungen größtenteils innerhalb des afrikanischen Kontinents statt. Debatten darüber sind jedoch zumeist auf den Globalen Norden gerichtet. Der Artikel analysiert die Geschichte und die Praktiken von Abschiebungen aus einer weniger eurozentrischen Perspektive. Die Kernthese ist, dass Abschiebungen aus west-, zentral- und nordafrikanischen Ländern in diesen Regionen in Form von (Massen-)Abschiebungen mit der Unabhängigkeit vieler Staaten zu einem politischen Instrument wurden. Diese "afrikanischen" Abschiebungen dienten damit der Bestätigung der neuen staatlichen Souveränität in der Zeit der Dekolonisierung. Mali dient in diesem Beitrag als Beispiel, um diese (neue) staatliche Praxis und deren Auswirkungen zu untersuchen. Dabei hat der malische Staat selber keine Abschiebungen vorgenommen, vielmehr sind malische Staatsbürger*innen stark von innerafrikanischen Abschiebungen betroffen. Sie unterbrechen dabei die gerade für Westafrika kennzeichnende Zirkularität von Migrationen. In Mali entstanden u.a. Kontroversen über den Umgang mit den Abgeschobenen, etwa in Bezug auf ihre Wiederansiedlung und das Instrument der freiwilligen Rückkehr. Die malische Zivilgesellschaft begann in den 1990er Jahren, sich gegen unerwünschte Formen der Zwangsrückführung zu organisieren. Zugleich zog sich der Staat aus Reintegrationsmaßnahmen zurück, so dass hier die Zivilgesellschaft hauptverantwortlich wurde.
"Im Zuge der vorliegenden Studie wurden erstmals belastbare empirische Daten über die Salienz außenpolitischer Themen im Deutschen Bundestag erhoben und analysiert. Zu selten steht die Rolle des Bundestages im Mittelpunkt der politikwissenschaftlichen Analyse deutscher Außenpolitik. Dies reflektiert den unstrittigen Befund, dass es die Bundesregierung ist, der die stärksten außenpolitischen Kompetenzen zukommen. Doch verfügt der Bundestag über eine Reihe von Mitwirkungs? und Kontrollmöglichkeiten auch im Bereich der Außenpolitik. Die zentrale Bedingung dafür, dass der Bundestag diese Möglichkeiten nutzt, ist die Salienz eines außenpolitischen Themas, also dessen Wichtigkeit, Bedeutung oder Dringlichkeit für die Mitglieder des Bundestages. Je höher die Salienz einer außenpolitischen Fragestellung für die Bundestagsabgeordneten, desto stärker ist deren Aufmerksamkeit für die Politik der Bundesregierung in dieser Frage mobilisiert und desto nachdrücklicher werden sie ceteris paribus von ihren institutionellen Möglichkeiten Gebrauch machen, die Regierungspolitik zu kontrollieren und zu beeinflussen. Um die bestehende Forschungslücke hinsichtlich der Bedeutung außenpolitischer Themen im Bundestag zu schließen, haben die Autoren eine Umfrage unter den Mitgliedern des 16. Deutschen Bundestages durchgeführt, welche die Salienz von Außenpolitik in drei grundlegenden Dimensionen erfasst. Als wichtigstes Thema der deutschen Außenpolitik ergibt sich aus der Umfrage der Themenkomplex der Europäischen Integration. Die mit Abstand wichtigsten bilateralen Beziehungen sind jene zu den USA und Frankreich, wobei die USA vor Frankreich liegen. Die für Deutschland wichtigste internationale Organisation ist in den Augen der Bundestagsabgeordneten eindeutig die Europäische Union." (Autorenreferat)
In: Journal of the Korean-German Association for Social Sciences / Zeitschrift der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaften, Band 32, Heft 4, S. 3-48
Seit 1951 ist der Bundespräsident in Österreich der einzige direkt durch das Volk gewählte politische Repräsentant. In diesem Artikel wird die österreichische Bundespräsidentenwahl 2022 zum Anlass genommen, die Bedeutung dieses Staatsamts zu evaluieren. Zunächst wird die politische Pfadabhängigkeit des Amtes des Bundespräsidenten in der Ersten- (1919-1934) und Zweiten Republik (seit 1945) dargestellt (Abschnitt II). Dann werden die konstitutionellen Machtressourcen des Bundespräsidenten erklärt (Abschnitt III) und die Beziehungen zwischen der Bundespräsidentschaft und den anderen Bereichen des politischen Systems erläutert (Abschnitt IV). Im Abschnitt V wird der Bundespräsidentschaftswahlkampf 2022 als Fallstudie mit Hilfe soziologischer Konzepte von Pierre Bourdieu untersucht. Es wird gezeigt, wie die sechs Kandidaten in ihrer Auseinandersetzung mit dem Amtsinhaber Alexander Van der Bellen unterschiedliche Formen des "politischen Kapitals" wie z.B. Habitus, Lebensstil, Medienzugang und Themenwahl strategisch einsetzen. Die Schlussfolgerung des Artikels ist, dass die Pfadabhängigkeit der Bundespräsidentschaft insgesamt bestätigt wurde, d.h. der "Rollenverzicht" des Amtsinhabers Van der Bellen setzte sich auch 2022 gegen Forderungen nach einer "Rollenexpansion" durch.
In dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob der Wohlfahrtsstaat von einem Krisenbewältiger zu einem Krisenerzeuger geworden ist. Nach einer einleitenden Skizze der Entwicklung des Wohlfahrtstaates werden zunächst Elemente des Krisenbegriffs erarbeitet, von dem in den folgenden Überlegungen ausgegangen wird. Anschließend wird die historische Makrokonstellation skizziert, in der der moderne Wohlfahrtsstaat als ein Krisenbewältiger entstanden ist. Im dritten Teil folgt eine knappe Darstellung und Analyse der Expansion des Wohlfahrtsstaats. Im anschließenden vierten Teil wird die Frage untersucht, ob der Wohlfahrtsstaat heute in einer neuen Makrokonstellation zu einem Krisenproduzierer zu werden droht. Dazu wird zunächst die aktuelle Makro-Konstellation skizziert. Darauf aufbauend werden die Krisensymptome auf der staatlich-politischen Ebene und auf der sozialstrukturellen Ebene untersucht. Entsprechend den Überlegungen in Teil eins werden auf der ersten Ebene die Probleme des öffentlichen Haushalts und Instabilitätserscheinungen der politischen Institutionen untersucht. Auf der zweiten Ebene erfolgt eine Beschränkung auf einige Aspekte der Verteilungskonflikte und Desintegrationserscheinungen. Dabei wird zunächst die Entwicklung der Arbeitskämpfe untersucht und dann die Frage diskutiert, ob durch die Expansion des Wohlfahrtsstaats eine neue Spaltungsstruktur entstanden ist oder vielleicht entsteht. Abschließend konzentrieren sich auf dieser Ebene die Überlegungen zur sozialen Desintegration auf zwei Krisensymptome: Selbstmordraten und Scheidungsziffern. Im vierten und letzten Teil des Beitrags werden mögliche Richtungen eines institutionellen Wandels aufgezeigt. (RW)
Der Beitrag behandelt das Problem der Verarbeitung des Holocausts aus der Sicht von Juden und Nichtjuden in Österreich und der BRD. Er gründet auf qualitativer Analyse von Gesprächen mit 13 Nachkommen von jüdischen Überlebenden und 14 Nachkommen von Nazis sowie auf historisch-methodischen Überlegungen. Die gemeinsamen Reaktionen der Befragten beziehen sich auf soziale Isolation und Herkunftsidentität mit der Folge von psychosozialen Defiziten für demokratische Partizipation. Unterschiede bestehen in der "jüdischen Angst und Trauer" hinsichtlich der Verwirklichung ihrer Kultur, Sprache oder Religion und der "nichtjüdischen Scham- und Schuldgefühle". Gefordert wird eine soziopolitische Forschung, die die beschreibende und erklärende Geschichtsschreibung integriert, um ein adäquates, verantwortungsvolles politisch-moralisches Urteil zur Unterstützung der Bewußtseinsbildung der Nachkriegsgeneration zu erarbeiten. (HD)
1. Einleitung: Eine Kultur der Unsicherheit und ihre Experten - 2. Experten, Think Tanks und das heikle Gleichgewicht des öffentlichen Vertrauens. - 3 Die Weisheit der Gruppe: RAND's First Experiments with Expert Prediction, 1947-1951 -- 4. Negotiating Rules for the Game: Politische Spiele bei RAND, 1954-1956 -- 5. Die Erkenntnistheorie des Orakels: Expertenmeinungen als wissenschaftliches Material -- 6.The Boredom of the Crowd: Das Langfristprognose-Delphi, 1963-1964 -- 7. Schlussfolgerung: Die Stärke der epistemischen Hoffnungen.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Woher kommen unsere Werte und Vorstellungen? Wird eine Nation durch ihre Grenzen, Sprachen oder gar die Abstammung ihrer Bürger definiert? Als neugieriger Entdecker führt Raoul Schrott in vier großen Essays hinein in die Welt unseres Zusammenlebens. Am Beispiel des Hochdeutschen zeigt er, wie Kultur überhaupt erst entsteht. Welche Sprengkraft Ideen haben, demonstriert er an der Politik des Heiligen, wie sie etwa die Papstwahl vorführt. "Nichts Abgeschlossenes vermag auf Dauer zu bestehen." Dieser Satz erlangt neue Bedeutung, betrachtet man die Gesellschaft als Ergebnis jahrtausendelanger Prozesse. Hier blickt ein Universalgelehrter weiter als nur bis zum nächsten politischen Grabenkampf
Ob Neokybernetik, Computer-, Sprach- oder Sound-Experiment, ob Brainstorming, Lernumgebung oder Konferenz, Gruppendynamik oder Umweltschutz - zahlreiche populäre Verfahren der 1960er und 1970er Jahre erzählen von medialer und humaner Transformation. Der Band geht der ästhetischen und politischen Genealogie dieser Bildungs-, Erziehungs- und Regierungsprogramme nach, indem er Verhaltenslehren der europäischen Literaturgeschichte mit medien- und designtheoretischen Diskursen konfrontiert. Dabei erlaubt er auch einen Blick hinter den 'eisernen Vorhang' aktueller Programme, die unter dem Diktum von Kreativität, Katastrophe oder Komplexität weiterhin bilden, erziehen und regieren. Mit Beiträgen aus Designtheorie, Literatur-, Medien-, Kultur- und Bildwissenschaft.
Das dynamische Wechsel- und Spannungsverhältnis von Ethos und Pathos in den Medien des 20. Jahrhunderts, von der Literatur über die bildende und die Körperkunst bis hin zu Radio und Film, steht im Zentrum dieses Buches. Als komplementäre Kategorien der antiken Affektenlehre, die auf eine lange rhetorische und bildliche Tradition zurückblicken, haben Ethos und Pathos einen zentralen Anteil an der Formierung unterschiedlicher Wirkungsästhetiken in den modernen Medien. In ihrem Zusammenwirken, aber auch im Konflikt miteinander prägen sie die medialen Modellierungen politischer Ziele, Ideologien und ästhetischer Programme. Die Beiträge beleuchten in komparatistischer Perspektive verschiedene Ausprägungen medialer Wirkungsästhetik in den Kulturen Ost- und Westeuropas sowie Nordamerikas.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext: