Der transnationale Terrorismus des 21. Jahrhunderts wird von lokalen und regionalen Konflikten genährt. Ohne sie wären die meisten terroristischen Gruppierungen nicht entstanden. Dies zeigt sich in Afghanistan und Pakistan, in Syrien und im Irak, aber auch in Nord- und Westafrika und am Horn von Afrika. Gruppen wie al-Shabab in Somalia, Boko Haram in Nigeria und al-Qaida in Algerien operieren in lokalen Konflikten und profitieren von ihnen. Wer diese Akteure verstehen (und auch bekämpfen) möchte, muss sich mit den spezifischen Verhältnissen in diesen und anderen Ländern wie etwa Mali befassen. Zahlreiche personelle Verbindungen, Rekrutierungsnetzwerke und ideologische Einflüsse zwischen den jihadistischen Bewegungen wirken über Länder, Regionen und sogar Kontinente hinweg. Dennoch ist das Verständnis der jeweiligen Besonderheiten vor Ort immer noch der Schlüssel zur Analyse dessen, was sich zurzeit im sogenannten afrikanischen Krisenbogen zwischen Ostafrika und Mauretanien, Tunesien und Nordnigeria abspielt. (Autorenreferat)
The transnational terrorism of the twenty-first century feeds on local and regional conflicts, without which most terrorist groups would never have appeared in the first place. That is the case in Afghanistan and Pakistan, Syria and Iraq, as well as in North and West Africa and the Horn of Africa. Groups like al-Shabaab, Boko Haram and al-Qaeda in Somalia, Nigeria and Algeria operate within and profit from local conflicts. Anyone wishing to understand (and counteract) such forces must delve into the specific circumstances within these countries, as well as others such as Mali and the Sahel region. The effects of the multitude of personal ties, recruiting networks and ideological influences connecting jihadist movements are felt across countries, regions and even continents. Yet understanding the specific conditions on the ground remains key to analysing events currently playing out in the so-called African arc of instability that runs from East Africa to Mauritania and extends as far north as Tunisia and south to northern Nigeria. (author's abstract)
Seit dem Jahr 2000 sind im unmittelbaren Zusammenhang mit Wahlprozessen mindestens 10000 Menschen umgekommen. Bis zu 25 Prozent aller weltweit in einem Jahr stattfindenden Wahlen werden von tödlichen Gewaltakten begleitet. Besonders problematisch ist dies in armen und schwachen Staaten, die vor der Herausforderung stehen, ein autoritäres Regime zu überwinden. Denn wahlbezogene Gewalt trägt dazu bei, die in einen Demokratisierungsprozess gesetzten Hoffnungen der Menschen in solchen Staaten auf Freiheit und Selbstbestimmung zu erschüttern. Entsprechend relevant ist die Frage, ob sich dieses negative Phänomen mit Hilfe internationaler Programme zur Demokratisierungsförderung eindämmen lässt – oder ob letztere unbeabsichtigt sogar die Gewalt verstärken können. Schließlich wird die Effektivität, aber auch die Legitimität dieser Programme in Frage gestellt, wenn ein zentraler Baustein – die Durchführung von Wahlen – immer wieder mit blutigen Konfrontationen einhergeht. Um wahlbezogene Gewalt zu begrenzen, muss an den Ursachen der politischen Auseinandersetzung angesetzt werden: dem Kampf um Macht. Das heißt vor allem, dass auch die Wahlverlierer Aussicht auf eine gewisse Teilhabe an politischer Macht haben müssen. Wirksame Machtteilungsabkommen, Minderheitenschutz und machtbegrenzende Institutionen sind daher wichtige Elemente demokratiepolitischer Strategien, die auf Gewaltvermeidung setzen. Nicht zuletzt bedarf es auch einer international standardisierten Berichterstattung über wahlbezogene Gewalt, um künftig besser mit diesem Phänomen umgehen zu können. (Autorenreferat)
Das Ergebnis der 23. UN-Weltklimakonferenz (COP23) im November 2017 in Bonn lässt sich bestenfalls als mittelmäßig bezeichnen. Die Teilnehmenden haben über zahlreiche technische Fragen verhandelt und die politischen Risiken eingehegt, die von der Ankündigung der USA ausgehen, aus dem Paris-Abkommen auszutreten. Allerdings gelang es nicht, die von den USA hinterlassene Lücke in der internationalen Klimadiplomatie zu schließen. Die fidschianische Präsidentschaft richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Themen Anpassung an den Klimawandel, klimabedingte Verluste und Schäden sowie Klimafinanzierung, war damit jedoch nur teilweise erfolgreich. Der Auftritt Chinas war enttäuschend, da Peking seinem angemeldeten Führungsanspruch nicht gerecht wurde. Mit Blick auf die im Jahr 2018 anstehenden Beschlüsse zum Paris-Abkommen reklamierte die EU in Bonn erneut eine klimapolitische Führungsrolle. Sie strebte zwar keinen Alleingang an, doch trat sie auch nicht durchgängig als konstruktiver Brückenbauer auf. Angesichts des dringenden Bedarfs, die Regeln zur Umsetzung des Paris-Abkommens zu verabschieden, sollten die EU und ihre Mitgliedstaaten - allen voran Deutschland und Frankreich - im Vorfeld der nächsten COP in Kattowitz (Polen) 2018 eine engere Zusammenarbeit mit strategischen Partnerländern suchen, insbesondere mit China, Indien und den verwundbaren Entwicklungsländern. (Autorenreferat)
"Wegen des innerhalb der NATO geltenden Konsensprinzips gibt es für den Afghanistan-Einsatz keine multinationale Strategie, die sowohl den Zweck und das Ziel des militärischen Engagements als auch den Weg, über den dieses Ziel erreicht werden könnte, ausreichend definieren würde. Das gleiche Manko kennzeichnet die nationale Ebene. Hier ist es das Ressortprinzip, dem die Bundesregierung unterworfen ist, welches eine einheitliche Konzeption verhindert. Diese Studie zeigt, dass von Seiten des Militärs das Fehlen einer klaren politischen Strategie für Afghanistan nicht kompensiert werden kann. Vielmehr führt dieses Defizit im Fall der ISAF dazu, dass strategische Entscheidungen innerhalb der NATO-Kommandostrukturen immer weiter nach unten delegiert werden. Somit sieht sich dann die niedrigste operative Ebene mit dem Problem konfrontiert, Operationen ohne ein konkretes übergeordnetes Ziel führen zu müssen. Es sind daher letztlich vor allem die Aktionen der gegnerischen Seite, die Rahmenbedingungen des Einsatzlands, tradierte Prämissen und die Interessen der beteiligten internationalen und afghanischen Akteure, die die – überwiegend reaktiven – militärischen Operationen der ISAF veranlassen und konditionieren. Am Beispiel der 'lokalen Sicherheitskräfte' wird sichtbar, dass es die militärischen Führer vor Ort sind, die wegen der Abwesenheit einer übergreifenden Strategie notgedrungen eigene lokale Strategien entwerfen müssen. Diese Lösung mündet jedoch oft darin, dass widerstreitende Lager von Machthabern gestärkt werden, die ihre Milizen als 'Sicherheitskräfte' legalisieren. Keine Abhilfe schaffen hier allgemeine Militärdoktrinen wie die der Counterinsurgency, da sie bloß eine enorme Bandbreite an Handlungsweisen aufzeigen, deren Auswahl ohne politische Weisung nicht möglich ist." (Autorenreferat)