"Wie ist es um die demokratische Orientierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bestellt? Welche Einflussfaktoren sind für die Entwicklung demokratischer Fähigkeiten und Tugenden entscheidend? Welche Rolle spielt hierbei das formale Bildungssystem und welches Gewicht haben nicht-formale - d.h. außerschulische - Lernzusammenhänge? Der Beitrag nimmt zunächst drei Hauptelemente einer demokratischen Orientierung in den Blick: (1) Im Mittelpunkt der Analyse stehen die zentralen Werte der Demokratie und die damit verbundenen Freiheitsrechte; (2) des Weiteren hebt die Untersuchung auf das soziale Kapital bzw. das soziale Vertrauen ab und eruiert schließlich (3) das kognitive Verständnis politischer Vorgänge. Die beiden herangezogenen Untersuchungen (DJI-Survey und ALLBUS) belegen, dass das Bildungsniveau einen überaus starken Effekt auf die grundlegende Akzeptanz der Demokratie wie auch auf die politische Kompetenz hat. Hinzu kommen als mithin prägende Faktoren die soziale Lebenslage und die ökonomischen Teilhabechancen Jugendlicher. Nicht-formale Kontexte (z.B. Vereine, Verbände) haben als 'Schulen der Demokratie' (Robert D. Putnam) eine nur nachgeordnete Bedeutung. Sie sind eher ein - trotzdem nicht zu unterschätzendes - Übungsfeld für demokratisches Handeln. Wolfgang Gaiser, Winfried Krüger und Johann de Rijke kommen zu dem Fazit, dass Anstrengungen im Bildungsbereich, die lediglich auf ein Mehr an politischem resp. demokratischem Grundwissen abheben, nicht ausreichend sind. Ziel muss es vielmehr sein, bereits in der Schule Modelle demokratischer (Teilhabe-)Praxis zu etablieren. Kognitive Einsichten müssen in praktisches Handeln und praktische Erfahrung überführt werden." (Autorenreferat).
"Mit Blick auf die lange Tradition bürgerschaftlicher Beteiligung an der Regelung kommunaler Angelegenheiten bezeichnet man die Kommunalpolitik häufig als Schule der Demokratie. Sie gilt als derjenige Bereich des politischen Lebens, in dem sich eine unmittelbare Bürgerbeteiligung an politischen Entscheidungen am besten verwirklichen läßt. Das Grundgesetz legt in diesem Sinne die politische Organisation der lokalen Politik auf demokratische Grundsätze fest. Allerdings dominieren in der politischen Praxis der Gemeinden die Elemente repräsentativer Demokratie. Das Zentrum des lokalpolitischen Willensbildungsprozesses bildet die Wahl der Kommunalvertretung, an der, mit Abweichungen in den einzelnen Bundesländern, etwa drei Viertel der Wahlberechtigten teilnehmen. Möglichkeiten zur Einflußnahme auf Sachentscheidungen wurden in den meisten Bundesländern in der Phase der inneren Reformen eingeführt. Zu nennen sind hier vor allem der Bürgerentscheid und das Bürgerbegehren. Neben den institutionell geregelten Wegen politischer Einflußnahme bildeten sich im Laufe der Zeit zahlreiche nichtverfaßte Beteiligungsformen heraus, insbesondere die Mobilisierung von Ad-hoc-Gruppen zur Durchsetzung politischer Ziele. Dennoch stellt auch nach dem Abschluß der 'partizipatorischen Revolution' die aktive Beteiligung an der nationalen und lokalen Politik ein Minderheitenphänomen dar. Vor allem Angehörige der oberen Mittelschicht tendieren dazu, ihre politischen Ziele durch konventionelle, wahl- und parteibezogene Aktivitäten und auf unkonventionellem Wege durchzusetzen. Zwar erfüllten sich nicht alle mit der 'partizipatorischen Revolution' verbundenen Hoffnungen, doch ergeben sich andererseits aus den vorliegenden Ergebnissen der empirischen Forschung keine Anhaltspunkte dafür, daß die Zunahme der Beteiligungsbereitschaft die Funktionsfähigkeit der lokalen Demokratie gefährdet." (Autorenreferat)
Der Beitrag betrachtet Demokratie und Demokratietheorie vor dem Hintergrund sich wandelnder Gesellschaften und Demokratiebegriffe. Die Ausgangsthese des Beitrags lautet, dass nicht, wie von einigen behauptet, lediglich ein Formwandel oder gar eine Vertiefung demokratischer Politik stattgefunden hat, sondern nachhaltige institutionelle Veränderungen den Handlungsspielraum demokratischer Politik zugunsten (neo)liberaler Inhalte eingeengt haben und Demokratieunzufriedenheit, eine niedrige Wahlbeteiligung und populistische Politikmuster aus diesem Grund nicht lediglich nur ein temporäres Phänomen sind, sondern auch im neuen Jahrzehnt die westlichen Demokratien heimsuchen werden. Vor diesem Hintergrund ist es nach Ansicht des Autors angemessen, den Begriff "Postdemokratie" zur Beschreibung dieser Gesellschaften und politischer Systeme zu verwenden. In dem Beitrag werden zunächst drei Formen einer Neubeschreibung des Demokratiebegriffs skizziert: die zivilgesellschaftliche, die deliberative und die expertokratische. Der Beitrag zeigt, dass den drei Versuchen eine Deflationierung des normativen Gehaltes des Demokratiebegriffs insofern gemeinsam ist, als sie alle Institutionen und Praktiken als "demokratisch" adeln, die im Vergleich zu traditionellen Wahlverfahren wesentlich exklusiver sind. (ICA2)
Der Beitrag behandelt die Frage, wie Max Weber die Herrschaftsstruktur innerhalb der antiken Städte kennzeichnet und wie sich seine inhaltlichen Ausführungen zu seinen generellen Typologien im Kontext der Herrschaftssoziologie verhalten. Die Bemerkungen beziehen sich auf die griechisch-römische Antike unter Ausschluss des Alten Orients (der in Webers Darstellungen einen breiten Raum einnimmt). Textgrundlage ist Webers Abhandlung "Die Stadt", die posthum in "Wirtschaft und Gesellschaft" integriert worden ist. Der Autor zeigt, das und wie Weber der antiken Demokratie mit ihren Demagogen eher mit Misstrauen und kaum verhohlener Ablehnung begegnet, während er das aristokratische Regime Roms, in dem frühere Beamte und eine grundbesitzende Honoratiorenschicht für ein hohes Maß an Rationalität und Stabilität der Politik sorgten, mit Sympathie betrachtet. Insgesamt äußert der Autor Zweifel, ob die Beispiele der athenischen Demokratie und die Machtstellung römischer Volkstribune zur Stützung des Modells der "charismatischen Führerdemokratie" in Webers Herrschaftssoziologie tauglich sind. (ICA)
In dem Beitrag wird Parteienverdrossenheit, Politikverdrossenheit und Demokratieverdrossenheit mit Hilfe von zwei Dimensionen erfaßt, nämlich (1) der pauschale Negativbewertung von Parteien, von Politik und Demokratie seitens der Bürger und (2) der Entfernung der Bürger von Parteien, der Politik und der Demokratie. Dies geschieht in einer "einseitigen Polemik gegen die Einseitigkeit", mit der Parteienverdrossenheit und Politikverdrossenheit von Journalisten, Politikern, Politikwissenschaftlern und Staatsrechtlern zelebriert wird. In einigen Thesen werden Aspekte aufgegriffen, die in der aktuellen Diskussion fehlen. So wird darauf hingewiesen, daß es bei der Bewertung der Verdrossenheit auf die Perspektive ankommt ("halb voll oder halb leer") und daß Parteienverdrossenheit nicht gleichbedeutend ist mit Demokratieverdrossenheit. Ebenso wird auf die Bedeutung der "Machtfrage" hingewiesen. In historisch vergleichender Perspektive wird festgestellt, daß Politikverdrossenheit auch als Normalisierung politischer Verhältnisse interpretiert werden kann. Insgesamt wird festgestellt, daß Parteienverdrossenheit eine zeitgenössische Realität ist, daß Parteien aber trotzdem notwendig gebraucht werden zur politischen Willensbildung und Meinungsbildung. (ICA)
Impressum -- Inhaltsverzeichnis -- Vorwort: Sprachliche Frames bestimmen unser Denken -- Anfangsbetrachtung: Unsere Demokratie hinkt der kognitiv-neuronalen Aufklärung hinterher -- TEIL EINS -- Demokratie im Gehirn: Die sprachlichen Sockel politischen Denkens und Handelns -- Kapitel Eins -- Wir tun ununterbrochen so, als ob: Wie wir Sprache begreifen -- Eins.Eins -- Rezipienten sind Nachahmer: Kognitive Simulation -- Eins.Zwei -- Auf und ab gehört: Simulation in der Sprachverarbeitung -- Eins.Drei -- Der zweifache Adler: Simulation und Wahrnehmung -- Eins.Vier
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Der "Wutbürger", 2010 zum Wort des Jahres gekürt, hat die Krise demokratischer Repräsentation in Deutschland auf einen Begriff gebracht: Immer mehr Bürger äußern Misstrauen gegenüber der etablierten Politik. Bei einer Betrachtung dieser Krise und ihrer Ursachen sind die Vorstellungen der Bürger von einer guten und gerechten Organisation von Politik, Wirtschaft und Staat zentral. Die Studie beschäftigt sich mit den Protagonisten der neuen Bürgerproteste - jenen Akteuren also, die ihren Glauben an die Funktionsfähigkeit unserer Demokratie eingebüßt haben: Wer sind sie, was fordern sie und welche Demokratie schwebt ihnen vor?
Die skandinavischen L nder werden seit langem als politische und gesellschaftliche Modelle wahrgenommen. Viele Beobachter in Kontinentaleuropa bewundern die konsensualen Demokratien des Nordens, die starken sozialdemokratischen Parteien und Gewerkschaften, die umfassenden und solidarischen Wohlfahrtsstaaten, die PISA-gepriesene Bildungspolitik sowie eine Au enpolitik, die auf Frieden und Entwicklung ausgerichtet ist. In diesem Buch werden die d nischen, finnischen, isl ndischen, norwegischen und schwedischen Demokratien, ihre kulturellen, gesellschaftlichen, konomischen sowie politischen Eigen
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ZusammenfassungDer Kompromiss ist eine Technik, mit der Konflikte über Zugeständnisse an konfligierende Sichtweisen und Positionen reguliert werden. Dass er in unterschiedlichen historischen wie gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontexten ermöglicht, mit Konflikten umzugehen, macht ihn zu einem relevanten Gegenstand politikwissenschaftlicher wie geschichtswissenschaftlicher Forschung. Dieser Rezensionsaufsatz diskutiert aktuelle Literatur zum Thema aus beiden Disziplinen und fokussiert vier Themen: die Rolle von Kompromissen in Demokratien und Nicht-Demokratien, schlechte und gute Kompromisse, die historische Variabilität von Kompromissen sowie Voraussetzungen von Kompromissen.
Zusammenfassung Der Kompromiss ist eine Technik, mit der Konflikte über Zugeständnisse an konfligierende Sichtweisen und Positionen reguliert werden. Dass er in unterschiedlichen historischen wie gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontexten ermöglicht, mit Konflikten umzugehen, macht ihn zu einem relevanten Gegenstand politikwissenschaftlicher wie geschichtswissenschaftlicher Forschung. Dieser Rezensionsaufsatz diskutiert aktuelle Literatur zum Thema aus beiden Disziplinen und fokussiert vier Themen: die Rolle von Kompromissen in Demokratien und Nicht-Demokratien, schlechte und gute Kompromisse, die historische Variabilität von Kompromissen sowie Voraussetzungen von Kompromissen.
Als bevölkerungsreichstes muslimisches Land der Welt wird Indonesien im öffentlichen Diskurs nicht selten als Vorbild für die Vereinbarkeit von Islam und Demokratie gepriesen. Auch in Indonesiens Medien- und Onlinewelt gilt eine relativ hohe Meinungsfreiheit. Inzwischen hat sich der Inselstaat sogar einen Namen als ›Social-Media-Weltmeister‹ gemacht. Und das, obwohl noch vor etwa zwanzig Jahren eine strikte Kontrolle des Internets durch das autoritäre Suharto-Regime herrschte. Dennoch birgt diese fundamentale Öffnung auch Gefahren für die junge Demokratie des Landes.