In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 4716-4725
"Der Sozial- und Gesellschaftstheorie ist es keineswegs äußerlich, welchen Begriff des (menschlichen) Lebens sie zugrunde legt. Aus impliziten oder expliziten anthropologischen Annahmen resultiert je ein anderes Bild des Sozialen; sind je andere Phänomene für Vergesellschaftung grundlegend; hat die Gegenwartsgesellschaft je einen anderen Charakter; erscheint das Spannungsverhältnis von Leben und Gesellschaft je anders; wird je eine andere Gesellschaftskritik notwendig. Zu beobachten sind gegenwärtig mindestens drei Anthropologien, die in soziologischen Theorien vorausgesetzt sind: unter Rezeption der vitalistischen Lebensphilosophie die Historische Anthropologie bei Foucault, Deleuze, Agamben; unter pragmatistischer Rezeption der Evolutionsbiologie die Soziologische Anthropologie bei Mead und Claessens; unter Transformation des deutschen Idealismus die Philosophische Anthropologie bei Scheler, Plessner und Gehlen. Die theoriegeschichtlich-systematische Rekonstruktion der konträren Anthropologien macht Vorentscheidungen in Gesellschafts- und Sozialtheorien explizit. Die Konzeptionen menschlichen Lebens differieren bereits in der Entscheidung, von wo aus der Blick auf den Menschen ansetzt: Historische Anthropologie setzt an der konstruktiven Unerschöpflichkeit des Menschen bis in seine organische Natur hinein an (historisches Apriori); Soziologische Anthropologie setzt an der Mitwelt, der kollektiven symbolischen Interaktion an, die bereits im subhumanen Leben als Soziales angelegt ist (soziologisches Apriori); Philosophische Anthropologie setzt an der (auch sozialkonstitutiven) Verschränkung von organischer Natur und Kultur an. Die systematische Rekonstruktion erlaubt im zweiten Schritt eine reflexive Konzeption des Sozialen und eine reflexive Analyse der Gesellschaft. Aus der Voraussetzung einer vitalistischen Anthropologie ist eine Kritik 'biopolitischer' Vergesellschaftung möglich; aus der Voraussetzung einer anticartesianischen Anthropologie eine Sozialtheorie der Expressivität, Materialität und Körperlichkeit; aus der Voraussetzung einer anti-individualistischen Anthropologie eine Theorie, die die Bedeutung der Sozialisation in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt." (Autorenreferat)
Ein entscheidendes Theorem bringt Knoblauch in den Diskurs ein (Der Beitrag ist auf weite Strecken eine kontextuelle Darstellung der phänomenologischen Symboltheorie von Alfred Schütz). Nach Ansicht des Interaktionismus konstituieren nicht ontologische Strukturen der Objekte die Realität, sondern ausschließlich die Erfahrung des Menschen. Dementsprechend hafte, so Schütz, auch religiösen Symbolen keinerlei ontologische Qualität an (wie dies u.a. die Fundamentaltheologie behauptet), sondern seien Teil gewöhnlicher Alltagswelt oder sogenannter "finiter Bedeutungsprovinzen". Was dann aber mit der Transzendenz bzw. transzendentalen Erfahrung des Menschen, fragt sich der Leser? Unter Berufung auf Husserl (als "Intentionalität des Bewusstseins" liege Transzendenz jeder Erfahrung zugrunde) weist Schütz die Ebene religiöser Erfahrung (die Rede ist von "Ekstase", "Meditation" etc.) phänomenologisch der sogenannten "großen Transzendenz" (als Kategorie der Beziehungen zu etwas außerhalb von Erfahrbarem) zu. Diese Erfahrung mag dem Einzelnen zwar subjektiv erscheinen, sei aber im Grunde ausschließlich Teil eines, im Laufe der Geschichte entwickelten Symbolisationsprozesses und folglich rein symbolisch vermittelt durch sogenannte "Symbolsysteme" oder "-universien" (Kunst, Kultur, Religion etc.), ursprüngliche Paradigmata oder Essenzen, aus denen sich später philosophisch-wissenschaftliche Konzepte entwickelten. Daraus kann, wie das Luckmann (1991) in 'Die Unsichtbare Religion' vorexerziert hat, eine völlige Reduktion, ja Regression von Religion in eine funktionalistisch-anthropologische Kategorien konstruiert werden, womit dann die Frage im Raum steht, ob damit heuristische Relevanz ernsthaft noch beansprucht werden kann. Hinsichtlich der Kommunizierbarkeit religiöser Symbole zeigt der Autor große Skepsis: Sie sei nicht direkt und unmittelbar möglich, könne aber "re-konstruiert" werden – recht verstanden wohl durch die metaphorische Ausgestaltung, mehr andeutend denn Aussagen treffend. (methaphorik.de, 05/2003)
"In 2005, Adele Clarke first published her book on 'Situational Analysis,' a well-received elaboration of grounded theory methodology. Situational analysis (SA) combines older as well as more recent traditions of pragmatist sociology, especially those of the Chicago School and social worlds/arenas theory by Anselm Strauss, with Foucault's perspective on discourse, feminist thinking, and post-positivist epistemology. In this interview with Reiner Keller, she explains the theoretical foundations and academic motivations of this approach, and describes the concrete analytical strategies proposed by SA. In due course, she recounts her past experiences, from her very first encounters with qualitative research up to more recent influences from feminist studies and science & technology studies. Clarke also clarifies where SA is positioned within the broader field of qualitative methodologies, and discusses questions regarding the contribution of SA to the analysis of complex social change. SA is designed to offer an analytical heuristic able to confront these complexities with a considerably expanded set of strategies for doing qualitative research." (author's abstract)
Der Beitrag untersucht die Bedeutung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für die berufliche Partizipation von Frauen und zwar anhand des Prozesses der Integration der Frauen in Managementpositionen in der Privatwirtschaft im Verlauf der 80er Jahre in Schweden und Deutschland (alte Bundesländer). In dem Zeitraum erhöhte sich in beiden Ländern der Anteil der Frauen in diesen Positionen, obwohl beide Länder unterschiedliche Ansätze in der Frage der Arbeitsmarktintegration der Frauen sowie der Gleichstellungspolitik auf dem Arbeitsmarkt institutionalisiert haben. Als theoretischer Rahmen werden Ansätze der ländervergleichenden Forschung zum Geschlechterverhältnis mit Konzepten aus dem Forschungsfeld 'Organisation und Geschlecht' und aus der Theorietradition des symbolischen Interaktionismus verknüpft. Die empirische Basis des Vergleiches liefern internationale und nationale Arbeitsmarktstatistiken sowie Resultate einer empirischen Studie, in der 1992/93 insgesamt 159 Frauen in leitenden Positionen in beiden Ländern (78 Frauen in Deutschland, 81 in Schweden) befragt wurden. Die Daten lassen keinen direkten Zusammenhang zwischen der Politik der Arbeitsmarktintegration und dem Zugang der Frauen zu Führungspositionen erkennen. Die weit höhere Erwerbsquote schwedischer Frauen ist vor allem durch Anteile von Frauen auf einem mittleren oder einfachen Qualifikationsniveau bedingt. Entscheidend für den Zugang der Frauen zu Führungstätigkeiten werden jedoch der Einbezug von Hochschulabsolventinnen in verschiedene Arbeitsmarktsegmente und die Prozesse der vertikalen Geschlechtersegregation für diese Gruppe von Frauen innerhalb der Segmente. Markante Einflüsse der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zeigen sich in der Vereinbarung von Beruf und Familie sowie im Handeln der Frauen in ihrem beruflichen Alltag. Die gesellschaftlichen Maßnahmen zur leichteren Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestatten den schwedischen Managerinnen die Verbindung beider Lebensbereiche: immerhin 82% der Frauen haben Kinder. In Deutschland, wo nur 30% der Teilnehmerinnen Kinder haben, sind die Managerinnen weit stärker auf individuelle Lösungen angewiesen. Entsprechend der Gleichstellungspolitik in Schweden fordern die Managerinnen eine aktive Unternehmenspolitik zur Verbesserung der Zugangschancen für Frauen. Die deutschen Managerinnen stehen offiziellen Maßnahmen skeptisch gegenüber. Sie befürworten stärker individuelle Strategien wie beispielsweise die Überzeugung ihrer Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeiter durch ihre Kompetenz. ; This paper examines the impact of the societal conditions on the careerparticipation of women by using the examples of the process of integration of women in managerial positions in the private sector during the1980s in Sweden and Germany (former Westgermany). During this space of time the share of women in these positions in both countries increased, although each country has its own (different) institutionalised policy in the question of labourmarketintegration of women and equal-opportunities. The theoretical framework comprises of a combination of approaches in the field of cross-national comparisons on the gender-system, the research area organisation and gender and the theoretical tradition of the symbolic interactionism. International and national labour market statistics as well as results of a study made in 1992/93 in which a total of 159 women in managerial positions in both countries (78 women in Germany, 81 women in Sweden) were interviewed, supply the empirical basis of the comparison. The results do not show any direct connection between the policy of labourmarket-integration and the access of women to managerial positions. The much higher participation rate of Swedish women in the workforce is due to the share of middle- and low-skilled working women. Decisive for the access of women to managerial positions is however, the integration of the universitylevel- graduates in different labour market segments and the process of vertical gender-segregation for this specific group of women within the segments. The marked impact of the societal conditions is demonstrated in the combination of career and family and in the way the women deal with their everyday working-life. The societal measures for an easier combination of career and family allow the Swedish female managers to combine both life spheres: 82% of the women have children, in Germany, where only 30% of the participants have children, the female managers depend much more on individual solutions. In keeping with the equal-opportunity-policy in Sweden the participants challenge the companies to improve the career-possibilities for women. The German participants are sceptical towards any official measures. They favour individual strategies more, e.g. convincing their superiors, colleagues and co-workers of their competence.
In Krisenmanagement und Integration, Band 1 erschließt die Autorin aus über 2000 Lebensgeschichten der Weltliteratur von 1900 bis zur Gegenwart den Lernprozess Krisenverarbeitung in 8 archetypischen Spiralphasen, stellt das Spiral-Denkmodell Krisenverarbeitung in bildungspolitische, wissenschaftstheoretische, zeitgeschichtliche sowie kunst- und kulturgeschichtliche Kontexte und exemplifiziert die Krisenverarbeitung repräsentativ in zahlreichen Auto-/Biographien aus aller Welt in Längsschnitt-Fallstudien und Krisen-Interventions- und Präventions-Ansätzen.
A symbolic interaction (Blumer, 1969; Mead, 1934; Prus, 1996; Prus & Grills, 2003) approach was taken to study the collective event (Prus, 1997) of creating a research-based dance on pathways to care in first episode psychosis. Viewing the co-creation of a research-based dance as collective activity attends to the processual aspects of an individual's experiences. It allowed the authors to study the process of the creation of the dance and its capacity to convert abstract research into concrete form and to produce generalizable abstract knowledge from the empirical research findings. Thus, through the techniques of movement, metaphor, voice-over, and music, the characterization of experience through dance was personal and generic, individual and collective, particular and trans-situational. The dance performance allowed them to address the visceral, emotional, and visual aspects of their research which are frequently invisible in traditional academia.
"The genesis and development of grounded theory method (GTM) is evaluated with reference to sociology's attempt to demarcate exclusive referents of inquiry. The links of objectivist GTM to positivistic terminology and to the natural scientific distinction from 'common sense' are explored. It is then considered how the biological sciences have prompted reorientation towards constructivist GTM, underpinned by the metaphysics of social constructionism. GTM has been shaped by the endeavor to attain the sense of exactitude associated with positivism, whilst also seeking exclusive referents of inquiry that are distinct from the empirical realm of the natural sciences. This has generated complex research techniques underpinned by tortuous methodological debate: eschewing the perceived requirement to define and defend an academic niche could help to facilitate the development of a more useful and pragmatic orientation to qualitative social research." (author's abstract)
Obwohl heutzutage die biographietheoretischen Konzeptionen und deren Methodologie weit über die noch positivistisch angehauchte dualistische Konzeption von "Erfahrungen und Fakten" dieser beiden Klassiker hinausgehen, sind wir soziologischen BiographieforscherInnen immer noch diesen Einwänden ausgesetzt und sehen uns immer wieder genötigt, sowohl die theoretische Verallgemeinerbarkeit unserer am Einzelfall gewonnenen Erkenntnisse als auch das Soziologische an der Biographie zu legitimieren. Seit den 70er Jahren stellten in der Bundesrepublik soziologische BiograpieforscherInnen zunehmend ausgefeilte theoretische Überlegungen zum sozialen Konstrukt 'Biographie' vor, das sowohl soziale Wirklichkeit als auch die Erfahrungs- und Erlebniswelten der Subjekte konstituiert.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 579-592
"Körper sind dankbare Projektionsflächen: In Körper schreiben sich Attraktivitätsnormen oder auch die Vorstellung der Verschiedenheit genau zweier Geschlechter ebenso ein wie über den Körper die Wirkung nach außen inszeniert und die gesellschaftliche Struktur der Zweigeschlechtlichkeit realisiert wird. Eine solche gleichzeitige Verkörperung von Gesellschaft und Vergesellschaftung von Körper bezeichne ich als bodification. Damit ist der Körper auch empfänglich für mediale, wissenschaftliche und milieuspezifische Überformungen, die das eigene Handeln orientieren und leiten. Vor allem sind es sozial geteilte Konstruktionen rund um die Bedeutung von Körper( lichkeit), die tief in das Alltagswissen um Selbst und Körper eingelassen - eben verkörpert sind. Zur Rekonstruktion einiger kulturell differenzierender Verkörperungen wähle ich als empirisches Untersuchungsfeld das gänzlich profane 'Sich schön machen'. Dabei handelt es sich um eine körpernahe Handlungspraxis, die mit, auf und im Körper stattfindet. Gleichwohl geht es mir nicht um Schönheit als ästhetische Kategorie, sondern um Schönheitshandeln als einem Akt der sozialen Positionierung. Das nenne ich beautification: Schönheitshandeln ist ein Medium der Kommunikation, das der Inszenierung der eigenen Außenwirkung zum Zweck der Erlangung von Aufmerksamkeit und Sicherung der eigenen Identität dient und zugleich ein sozialer Prozess, in dem Menschen versuchen, soziale (Anerkennungs-)Effekte zu erzielen. Vor diesem Hintergrund will ich in meinem Beitrag zeigen, wie verkörpertes Schönheitshandeln kulturelle und soziale Differenzen produziert. Dazu stütze ich mich auf 30 Diskussionen mit Gruppen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, sexueller Orientierung und sozialer Lage, die sich mit dem Thema 'sich schön machen' auseinandergesetzt haben. Die Argumentation entwickle ich in drei Schritten: Erstens sind Praxen verkörperten Schönheitshandelns mit spezifischen Normalitätsvorstellungen verknüpft, die sich bei genauerem Hinsehen als Ideologien privaten Schönheitshandelns ('schön mache ich mich für mich und nicht für die anderen') und/oder als Naturalisierungen von Männlichkeits- und Weiblichkeitskonstruktionen entpuppen. Zweitens werden zur Schaffung sozialer Unterschiede Reflexions- und Artikulationsfähigkeit bzw. Sprachkompetenzen relevant. Dies ist - so die Beobachtung bei einigen Gruppen - beim Reden über Sexualität der Fall, das Ansätze der Entideologisierung privaten Schönheitshandelns und der Entnaturalisierung von Geschlecht enthält. Drittens laufen in diesen Fällen kulturelle und soziale Differenzierungen nicht oder nur nachgeordnet über Geschlecht, sozialen Status, Ethnizität oder Alter, sondern über die Bewusstheit und Reflexion der Konstruiertheit von Geschlecht und Sexualität. Dabei hat - so eine weitere Beobachtung - die Fähigkeit und Bereitschaft, über Sexualität zu sprechen, mit der Marginalisierung nicht-heteronormativer Lebensformen zu tun." (Autorenreferat)
Because the organization has been, since a long time ago, analyzed as an open system, it necessarily includes communicational problematics which transcend it. Key issues that the organization reflects refers too to issues, ever discussed in other places. For example, the development of interactive corporate sites challenges the definition of public spaces, which has already been questioned for its symbolic dimension, reduced to the level of an event democracy, for example in the case territorial communication. Interactivity proclaimed still raises the question of the exploitation of the diversity displayed by the company, the French pragmatic sociology has already critically debated the intentionality and reference to the connectionist society within the project-based-City. In some ways convincing with regard to the application of scientific tools already tested elsewhere, analogies let open, however, the question of modeling, when the environment is playing along with its own cultural characteristics, as it is in the case of business sites in Tunisia.
Im folgenden Aufsatz wird anhand von Interviewbeispielen aus der Transitions- und Tradierungsforschung gezeigt, wie das zu untersuchende gesellschaftliche Phänomen bereits unmittelbar in der Erhebungssituation sichtbar wird. Die Interaktionsprozesse im Interview zwischen Forschenden und Befragten, die anhand der Transkripte mit der Hermeneutischen Dialoganalyse ausgewertet und interpretiert werden, sind dabei ein qualitativer Gradmesser dafür, wie auch außerhalb der Forschungssituation mit den untersuchten Phänomenen umgegangen wird. Dies ist keine Schwäche des qualitativen Interviews, sondern als Erkenntnisquelle zu betrachten, da diese Interaktionsprozesse auch Bestandteil von alltäglicher Kommunikation sind – und entsprechend gesellschaftliche Wirkung entfalten. In Fortführung eines früheren FQS-Beitrages (JENSEN 2000), in dem die Auswertungsmethode der Hermeneutischen Dialoganalyse in Abgrenzung zur Objektiven Hermeneutik im Zentrum stand, soll hier vor allem anhand von Interviewbeispielen gezeigt werden, wie im Forschungsgespräch Themen gemeinsam verhandelt bzw. ausgehandelt werden und wie das interpretativ eingeholt werden kann. Dabei wird gezeigt, dass die Interaktionsprozesse zwischen den beteiligten Personen keineswegs als "Störung" des Forschungsprozesses und als "Verunreinigung" der Daten zu betrachten sind, sondern als Grundprinzip von Kommunikation anzuerkennen und entsprechend produktiv zu nutzen sind.
Von Generationen zu sprechen, ist für die Soziologin oder den Soziologen mehr und mehr salonfähig geworden, gerade da die Konzepte von Klasse und Schicht zunehmend an Erklärungswert einbüßen. Martin Kohli hat zwar bereits 1978 in seinem Sammelband zur "Soziologie des Lebenslaufs" auf die Bedeutung des Generationenansatzes für die Soziologie pointiert hingewiesen. Doch betrachtet man die Diskussion in diesem Bereich, kann man sich fragen, ob wir über die programmatischen Erklärungen Karl Mannheims wirklich hinausgekommen sind. Es erscheint mir eher so, daß der Begriff der Generation unspezifisch inflationär verwendet wird, und zwar jenseits einer empirisch fundierten wissenssoziologischen Konzeptbildung. Viel häufiger als von Generationszusammenhängen im Mannheimschen Sinne wird von Generationen im Sinne von Geburtskohorten gesprochen.
This study looks at the possibilities of different approaches to designing sustainable fashion. Its focus is on business attire, arguing that clothes should not be seen as one entity but looked at as di erentiated from each other. The thesis follows a social constructionist approach as an overarching research strategy on an epistemological level, using symbolic interactionism, as well as hermeneutics, as a theoretical perspective, and a grounded theory methodology and content analysis plus case studies as a method. The thesis first designes what business attire is and the clothing objects and attributes that business attire consists of, gives an account of the sustainability of business attire and finally offers a thorough discussion of a sustainable design framework that builds on citizen participation. In detail, chapter three suggests a hermeneutic approach to business fashion within the work environment in order to understand the symbolic value and varying styles of these clothes, and to argue for their importance within the workplace. Using a grounded theory approach and conducting a content analysis with a structural linguistic model of 102 fashion magazines, the author found seven di erent styles of dress. This chapter thus first discusses theoretical concepts related to the research results. The author then presents her findings, giving details of clothes, colours, materials and accessories related to these styles. The author intends the findings to contribute to a greater awareness of the attributes of business wear in the fashion design community and to support the future design development and social analysis of business dress. Chapter four provides qualitative case studies of a small sample within knowledge work environments in order to understand the potential for sustainability in clothes worn to work. The idea that business attire sits outside rapidly changing trends in fashion presents an exemplary way of designing for sustainability by emphasising value criteria such as material durability and style longevity. The design of business clothes requires, among other things, a systematic knowledge of wearing behaviour in order to understand the symbolic values of wearables. A study comprising a series of interviews with business clothing wearers about patterns of disposal, laundry habits and emotional attachment to business dress is then presented. The ndings might contribute to a greater awareness of the sustainable attributes of business clothing in the fashion design community, and might help fashion designers and clothing developers to o er a product that is satisfying to users and which embodies sustainable values. Chapter five provides a thorough content analysis of the research literature of citizen participation from 2005 to 2015. The results frame a conceptual approach to sustainable fashion design, including ways and means towards a sustainable, participatory approach with design practice in mind. The framework is based on the idea that citizen participation has been thoroughly researched, and that many lessons learned from this can be transferred to fashion design. A sustainable fashion design framework requires not only speci c steps to be taken, but also preparatory measures, roles, types of involvement and quality control, amongst other things, to be considered. The framework might contribute to a new design practice in fashion design for the purposes of sustainability by providing a pratical guide for designers, as well as academics, for further scrutiny and evaluation. Chapter six presents a framework for sustainable fashion design, using Design Thinking and the Stanford d.school bootleg as an inspiration for structure and communication of the framework. In contrast to former work, it discusses sustainable design in great detail by o ering a strategy as well as methods on the actual design process itself. The framework is then discussed in the wider context of participatory design, sustainable design, as well as citizen participation, and design thinking. The chapter concludes with how to use the framework in practice and how it can change fashion design practices for fashion designers and clothing developers. The thesis nishes with a summary and conclusion, discussing the strength and limitations, as well as implications of this research and recommends further research. ; Die Doktorarbeit betrachtet die Potentiale verschiedener Zugänge zur nachhaltigen Mode. Der Fokus liegt dabei auf Businessmode, mit dem Argument, dass Mode nicht als ein allumfassender Begriff gesehen werden darf, sondern sich in viele unterschiedliche Bekleidungsbereiche unterteilt. Durch diese gezielte Betrachtung eines speziellen Bereiches, der Businessmode, wird aufgezeigt, dass gerade die unterschiedlichen Bekleidungsbereiche auch einen unterschiedlichen Grad an Nachhaltigkeitspotentiale aufweisen. Insbesondere Businessmode, wie anhand einer Inhaltsanalyse in der Arbeit dargelegt wird, unterliegt kaum großen stilistischen Veränderungen und besitzt damit per se eine grundlegende Langlebigkeit wie sie ein Nachhaltigkeitsgedanke auch fordert. Die Arbeit verfolgt methodisch einen konstruktionistischen Gedanken und bedient sich den Prinzipien des symbolischen Interaktionismus und der Hermeneutik. Als Methoden werden Fallstudien und Inhaltsanalysen verwand, basierend auf der Grounded Theory Methodology. Als Ergebnis zeigt die Arbeit insbesondere auf, wie Bürgerbeteiligungsmodelle als Leitfaden für einen partizipativen Designprozess herangezogen werden können, um mit Hilfe der systematischen Nutzereinbindung nachhaltigere Mode zu gestalten. Da Bürgerbeteiligung eine lange demokratische Tradition ist, sind Partizipationsansätze entsprechend systematisch erforscht worden und die "lessons-learned" bieten einen reichen Erfahrungsschatz für den neu entwickelten Ansatz der nachhaltig und partizipativ gestalteten Mode.
Im Beitrag wird das Forschungsprogramm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse vorgestellt. Die Wissenssoziologische Diskursanalyse greift wichtige Anregungen der Foucaultschen Diskurstheorie auf und verbindet sie mit den Traditionen des sozialwissenschaftlichen interpretativen Paradigmas einschließlich der Hermeneutischen Wissenssoziologie. Sie begreift Diskurse als "strukturierte und strukturierende Strukturen", die gesellschaftliche Aussagepraktiken instruieren. Die Wissenssoziologische Diskursanalyse betont die Rolle sozial konstituierter Akteure in der gesellschaftlichen Produktion und Zirkulation von Wissen und verbindet die Forschungsinteressen der Diskursperspektive mit dem methodischen Instrumentarium der qualitativen Sozialforschung. Mit Analysekonzepten wie "Deutungsmuster", "Klassifikationen", "Phänomenstruktur", "narrative Struktur", "Dispositiv" u.a. und im Rückgriff auf Arbeitsstrategien der "Grounded Theory" reorientiert sie die Diskursperspektive weg von der Frage nach Sprache und hin zum soziologischen Interesse an der Untersuchung gesellschaftlicher Wissensverhältnisse und Wissenspolitiken, zur diskursiven Konstruktion der Wirklichkeit als materialem Prozess.