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Nach einem geflügelten Wort wird die »Geschichte von den Siegern geschrieben«. Demgegenüber steht die These Reinhart Kosellecks, dass Niederlagen und ihre Verarbeitung die Entstehung von Erklärungs- und Kompensationsmustern bedingen: Die Erfahrung des Besiegtwerdens könne einen »Erfahrungsgewinn« ermöglichen; Sieger hingegen müssten ihre Denkmodelle nicht hinterfragen, da sie gerade durch kurzfristige Erfolge bestätigt wurden. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen ein breites Spektrum an Formen des Umgangs mit militärischen Niederlagen in Antike und Mittelalter und stellen damit Kosellecks These erstmals großflächig auf die Probe.

Methodisch und formal entsprechend der Reihe aufgebaut und inhaltlich dreigegliedert in komprimierte Darstellung als enzyklopädischer Überblick (I), Grundprobleme und Tendenzen der Forschung (II) und Auswahlbibliographie (III), schließt der Band thematisch und zeitlich an Sh. Volkov: "Die Juden in Deutschland 1780-1918" (1994, gleiche Reihe) an, allerdings mit dem wesentlichen Unterschied, daß hier von "deutschen Juden" gehandelt wird: Von einer Bevölkerungsgruppe, die entschieden als integraler Bestandteil, nicht als Enklave oder Exklave der deutschen Gesellschaft betrachtet wird, und deren Angehörige sich in Gesinnung und Einstellung als deutsche Bürger begriffen; erst die Grenze von 1935 haben die deutschen Juden zu "Juden in Deutschland" ausgesondert. Der aus Deutschland stammende, an der Hebräischen Universität zu Jerusalem Deutsche Geschichte lehrende Verfasser versteht es, Thema und immensen Stoff sachlich-sprachlich kompetent vorzutragen. (3 S) (Friedrich Andrae)